Freitag, 24. April 2015

Vancouver legalisiert Hanfapotheken

Eine Lizenz kostet 30.000 Dollar

 

Vergammelt bei den Mountys: Beste Kanadische Hanf-Genetik
Hanfapotheken in Vancouver: Global denken, lokal handeln

 

 

British Columbia ist in Sachen Gras das Kalifornien Kanadas. Hier hat die kanadische Hanfkultur ihren Ursprung und rund um die Berge der Westküsten-Metropole gehören ein paar Pflänzchen im Haus oder im Garten zum guten nachbarschaftlichen Ton. Bis der Konservative Steve Harper 2006 zum Regierungschef gewählt wurde, gab es unterm Ahornblatt sehr liberale Regelungen für Cannabis-Patienten und viele Kanadier dachten, die Legalisierung sei nur noch eine Frage der Zeit. Aber die Amis unter Bush hatten die kanadische Hanfszene schon lange auf ihrem Zettel, kamen doch Mitte des letzten Jahrzehnts viel Gras und noch mehr Hanfsamen vom nördlichen Nachbarn. Harper ließ dann auch gleich den berühmten Anwalt, Hanfaktivisten und Samenhändler Marc Emery in die USA ausliefern, wo er von 2009 bis 2014 für den Handel mit Hanfsamen in einem Bundesgefängnis saß. In Kanada hätte ihm für dieses Vergehen höchstens eine Geldstrafe von 200 Dollar gedroht. Die konservative Regierung erhöhte zudem nicht nur die Mindeststrafen für Cannabisbesitz und Anbau, sondern ließ Patienten auch den bisher legalen Eigenanbau verbieten. Um Kranke weiterhin mit Gras versorgen zu können, wurde das staatliche Cannabisprogramm ausgebaut. Derzeit bauen in Kanada 16 Firmen legal medizinisches Cannabis an, deren Treiben von einer staatlichen Cannabisagentur überwacht wird. Doch viele Patienten sind ob der Qualität, des hohen Preises und der fehlenden Kostenerstattung seitens der Krankenkassen unzufrieden und bauen weiterhin selbst an oder kaufen ihr Weed auf dem Schwarzmarkt. Einige, die noch über eine alte Anbaulizenz verfügen, dürfen nach einer zumindest vorläufig erfolgreichen Klage vor dem Obersten Gericht vorerst weiterhin ihre eigene Medizin growen. Die Kläger und andere Patienten waren im Zuge der Gesetzesänderung aufgefordert worden, ihre Pflanzen zu vernichten und zukünftig teures Gras von der Regierung zu kaufen.

 

Vancouver ist nicht nur wegen eines kiffenden Olympiasiegers das liberale Zentrum der kanadischen Hanfszene. Die harte Linie der Regierung stößt in der weltoffenen Metropole auch bei der Bevölkerung auf Unverständnis. In „Vapour Lounges“ wurde selbst während der Olympischen Spiele 2010 offen gekifft und so genannte „Medical Dispensarys“, also private Hanfapotheken, schießen gerade an fast jeder Ecke der Stadt aus dem Boden. Ähnlich wie in Los Angeles vor einigen Jahren befürchtet der Stadtrat von Vancouver jetzt einen unkontrollierten Wildwuchs und eine Zweckentfremdung der medizinischen Blüten. Deshalb haben die Stadtoberen eine Hanfapotheken-Verordnung ausgearbeitet, die den Verkauf von Cannabis an registrierte Patienten regulieren soll. Obwohl die neue Verordnung eigentlich kanadischem Recht widerspricht, möchte der Stadtrat sie nächste Woche verabschieden. „Wir werden diese Diskussion nicht führen. Wir regulieren einfach nur einen bislang nicht regulierten Geschäftszweig. So wie wir es bei jedem anderem machen würden.“ sagte der Stadtverordnete Kerry Jang gegenüber der Vancouver Sun.

 

Innerhalb der letzten beiden Jahre haben in Vancouver über 80 „Medical Dispensarys“ eröffnet, alleine 20 davon seit Jahresanfang. Um eine Hanfapotheke eröffnen zu können, muss zukünftig eine Gebühr von 30.000 kanadischen Dollar entrichtet sowie die Öffentlichkeit informiert werden. Die Einrichtung muss zudem 300 Meter von der nächsten Schule, städtischen Einrichtungen oder anderen Hanfshops entfernt liegen. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums hat bereits angekündigt, dass sich die Bundesregierung dem Willen der Stadt nicht beugen wird. Das klingt nach einer Wahl-Kampfansage, haben sich doch die Liberaldemokraten als Harpers Hauptgegner bei den Wahlen im Oktober 2015 zum ersten Mal klar für eine Regulierung ausgesprochen. Ähnlich wie in den USA wird erwartet, dass Cannabis den Wahlkampf 2015 als eines der Top-Themen bestimmen wird.



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Dr.SSC.
9 Jahre zuvor

Es ist höchste Zeit, auch das positive Potential des Marijuana Highs zu erforschen. Kann ein High zu introspektivem und empathischem Verstehen führen? Zu kreativen Ideen und wertvollen Einsichten verhelfen? Gar vorübergehend das episodische Gedächtnis verbessern und die Fähigkeit, Muster zu erkennen? http://www.klett-cotta.de/buch/Tropen-Sachbuch/HIGH/35796