Sadhu van Hemp
Kein Tag vergeht, an dem nicht irgendwo in Deutschland die Handschellen klicken und die Lichter ausgehen. Alle fünf Minuten macht es sich ein Staatsbüttel an der Schreibmaschine gemütlich, um im Namen des Volkes jenen Menschen Unrecht angedeihen zu lassen, die partout nicht die Finger vom Hanf lassen können. Bis Jahresende wird die Prohibitionsuhr des DHV rund 100.000 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz wegen Cannabis durch Konsumenten zählen – auch dank tatkräftiger Mithilfe amtlich bestellter Spitzel.
Der natürliche Feind des Hanffreundes ist der gemeine Polizist. Von niederen Instinkten getrieben wacht der Hütehund über die Schafherde der Kiffer und beißt alles weg, was ihm vor die Lefzen kommt. Nur leider gibt so ein Fang nicht viel her. Sieht zwar lustig aus, wenn so ein kleiner Fisch am langen Arm des Gesetzes baumelt, aber satt wird des Wachtmeisters Sippschaft davon nicht. Da muss zwecks Arterhaltung schon mal Butter bei die Fische und ab und an ein ordentliches Filetstück auf den Teller. Doch dazu bedarf es ein bisschen mehr, als nur um den Schwarm herumzustromern und auf den Zufall zu warten. Bluthunde, die richtig fette Beute machen wollen, greifen gerne auf die gute alte List zurück, sich als Wolf im Schafspelz zu tarnen und dort zu wildern, wo die ganz großen Fische laichen.
Ob nebenberuflich oder hauptamtlich unterwegs, V-Leute, Spitzel und Denunzianten sind die Pest einer jeden vermeintlich rechtsstaatlichen Gesellschaft, die diese Sorte Mensch wider besseres Wissen ungeniert gebiert und säugt. Dabei ist der Judas aus biblischer Sicht ein Fehlgriff Gottes und zweifelsohne die niedrigste Kreatur, die die Schöpfung hervorgebracht hat. Das wirklich Schlimme aber ist, dass dieses Otterngezücht bis in alle Ewigkeit unausrottbar scheint. Der Traum von einem Scanner, der die dunklen Seiten der Menschenseele ausleuchtet, wird sobald nicht in Erfüllung gehen. Potenziellen Opfern des Spitzelwesens bleibt nur, den angeborenen Siebenten Sinn auszubilden und sich an ein paar goldene Regeln im Umgang mit neuen „Freunden“ zu halten.
Zunächst muss sich jeder Hänfling, der im strafbewehrten Bereich unterwegs ist, vergegenwärtigen, dass täglich ein paar Tausend Polizeibeamte von Flensburg bis Passau ermittlungstechnisch aktiv werden und sich in das Leben der Anderen einschleichen. Jede Minute, jede Sekunde kann der eigene Name auftauchen – herausgefiltert aus Mobilfunkdaten, erpressten Zeugenaussagen und Spitzelberichten. Vergessen wir nie, dass die Spur des Grases selbst für einen verschnupften Schnüffler nicht zu überriechen ist.
Wer das dünne Eis betritt und mit Cannabis in nicht unerheblicher Menge hantiert, muss sich rund um die Uhr bewusst sein, dass er Begehrlichkeiten weckt. Viel Handelsware hat auch viele Abnehmer, die zugleich Zeugen und Verräter sein können. Was oftmals in kleinem Freundschaftskreis beginnt, wächst sich schnell zu einem unüberschaubaren Kundenstamm aus, von dem wiederum etliche Mitwisser, Neider und Petzen abzweigen. Nicht wenige Hanffreunde werden Opfer ihres wirtschaftlichen Erfolgs, wenn die Gier nach noch größeren Geschäften den Verstand raubt. Wer sich an Geld berauscht, verliert wie jeder trunkene Mensch den klaren Blick auf sich selbst und ignoriert das oberste Gebot des professionellen BtmG-Straftäters, Arbeit und Vergnügen feinsäuberlich zu trennen. Der Kunde kann zwar ein Freund werden, wohl aber auch ein Feind. Was heute Eintracht ist, kann morgen schon wegen einer Reklamation oder eines verpatzen Kommissionsgeschäfts in Hass umschlagen – ganz so wie im normalen Leben, wenn z.B. ein Ehepartner den anderen betrügt.
Der zwischenmenschliche Umgang in der Hanfszene ist eine Gratwanderung zwischen Gut und Böse. Einerseits muss der Gewerbetreibende in Sachen Hanf für sich trommeln, andererseits birgt jede Bekanntschaft die Gefahr, dass hinter der Fassade des vermeintlich Gleichgesinnten jene gefürchtete Kanalratte steckt, die im Auftrag des Staates das kriminelle Netzwerk ausspioniert und zum Kollaps bringen will.
Verdeckte Ermittler sind Profis, die als vereidigte Beamte ihr Handwerk von der Pieke auf gelernt haben und je nach Bedarf überall in der Unterwelt ausgewildert werden können. Ein auf Linie gebrachter Absolvent der Polizeischule, der sich für die Laufbahn des Maulwurfs entscheidet, beherrscht die Kunst der Verstellung und Täuschung. Wie ein Heiratsschwindler führt der oder die „Verdeckte“ ein Doppelleben – ausgestattet mit amtlich gefälschten Ausweispapieren, Bankkarten und Spesenkonto. Die volle Geschäftsfähigkeit erlaubt es dem Spitzel, sich am Einsatzort eine authentische Legende (Arbeit, Wohnung, Verein etc.) zurechtzubiegen und das Risiko der Enttarnung weitgehend zu minimieren.
Kurz gesagt, der gemeine Polizeispitzel hat einen Jagdschein – und das im doppelten Sinne. Schließlich gehört schon eine gehörige Portion Schizophrenie dazu, über Jahre allmorgendlich auf Kommando in eine andere Haut zu schlüpfen und sich in einem gesellschaftlichen Umfeld zu bewegen, das nicht das eigene ist. Ein Maulwurf untergräbt nicht nur das Leben der Anderen, nein, er lebt es auch. Um seine Legende glaubhaft zu präsentieren, müssen Grenzen überschritten werden, die unterirdischer nicht liegen können. Abgesehen davon, dass nicht alle Methoden dieser kranken Hirne gesetzeskonform sind, geradezu pervers wird es, wenn der „Manipulationskünstler“ innige Freundschaften und Liebesbeziehungen eingeht und nachhaltig die Biographien der Opfer verändert und zerstört. Und diese Opfer müssen nicht unbedingt die Zielperson selbst sein, wenn man im sozialen Umfeld andocken kann.
Bleibt die Frage, wie sich ein verdeckter Ermittler entlarven lässt. Wie bekommt es der Dealer, Schmuggler und Großraumgärtner hin, die Spreu vom Weizen zu trennen, ohne dabei den falschen mit dem wahren Hanffreund zu verwechseln?
Die beste Methode ist, den Kreis der Eingeweihten alle paar Monate einer Inspektion zu unterziehen. Insbesondere neue Bekanntschaften sollten hartnäckig mit Fragen nach der Vita gelöchert werden, um im Zweifelsfall mal ein bisschen nachforschen zu können, ob der Name tatsächlich zu der Person passt, die sich da so offenherzig und kommunikationsfreudig zeigt.
So kann ein Hausbesuch Auskunft darüber geben, ob der neue Hanffreund dienstlich oder privat unter der Adresse gemeldet ist. Auch ein spontanes „Hallo“ auf der Arbeit kann Aufschluss über die Loyalität geben, genauso wie die Information, welche Ausbildung der „Freund“ nach der Schule genossen hat. Doch Vorsicht, nicht alle „Verdeckten“ sind mit falscher Identität unterwegs. Wer es genau wissen will, sollte gleich mit der Tür ins Haus fallen und den Verdacht offen äußern. Auch wenn sich die betreffende Person zu Unrecht verdächtigt und beleidigt fühlt, aber wer den Beweis der Loyalität mit einem nachvollziehbaren Lebenslauf selbst erbringt, dem dürfte der Zugang zum inneren Kreis nicht verschlossen bleiben. Ein Spitzel hingegen, der gezwungenermaßen Auskunft über sich und sein Leben gibt, der wird lügen, dass sich die Balken biegen. Und da nicht alle verbeamteten Polizeiagenten James-Bond-Typen sind, werden die Ratten schnell Reißaus nehmen, bevor das Lügengebäude in den Himmel wächst und einzustürzen droht.
Doch man täusche sich nicht! Der aufwändig installierte Maulwurf wird weiter in der Unterwelt graben und wühlen – bis der Boden für einen hübschen Bust bereitet ist. So lange die Legende hält, wird der Polizeispion sein Netzwerk weiter knüpfen. Über die Jahre steigt so manch verdeckter Ermittler selbst zum staatlich autorisierten BtmG-Grossisten auf, der von Amtswegen den örtlichen Drogenmarkt kreativ reguliert und jeden Konkurrenten ausknipst, der nicht mitspielt oder sich den Erpressungsversuchen widersetzt.
Fazit ist, dass in diesem widerlichen Gewerbe nichts unmöglich ist. Das zeigt deutlich der Nazisumpf, also jene braune Kloake, die ohne die Hege und Pflege der verdeckten Ermittler von Staats- und Verfassungsschutz lange nicht so schön blühen würde.
“…viel Zorn in ihm….”
Schöner Artikel, lustig geschrieben!
Aber:
Wer nur für seinen eigenen Bedarf gärtnert, nur im stillen Kämmerlein ohne Zeugen konsumiert, nichts mit nach “draußen” nimmt lebt absolut Maulwurfsfrei und kann sich auch so schnell nicht infizieren.
Cannabis eignet sich nicht zum Geld verdienen, jedenfalls zur Zeit nicht. Für den Lebensunterhalt brauchts einen legalen Job der auch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge generiert.