Messeallerei
Da im Juni die bedeutendste Videospielfachmesse in L.A. abgehalten wurde, schadet ein kleiner Rückblick vor der Gamescom im August in Köln für die zockende Fraktion wenig. Sony, Microsoft und Nintendo buhlen schließlich nicht um die Gunst von Journalisten, sondern um die der zahlenden Kundschaft, die bereit ist sich für manch einzelnen Spiele-Titel eine komplett neue Konsole anzuschaffen.
Microsoft eröffnete die Messe wie üblich mit ihrer Pressekonferenz, auf der gezeigt wurde, was man im letzten Jahr gelernt hatte. Anstatt auch nur ein Wort über Multimedia oder auch das kürzlich aus der Verpackung verbannte Kinect-Gadget zu verlieren, konzentrierte sich der neue Xbox Häuptling Phil Spencer auf das geforderte: Spiele.
Um die Zweifler wieder etwas näher zu rücken und den Anhängern etwas zu bieten. Dennoch ist ersichtlich, dass der Schaden der im letzten Jahr dank Digital Rights Management Idee angerichtet wurde, schwer zu beheben seien wird.
Trotz eines neuen Forza Horizon 2, einer Halo Master Chief Collection die Halo 1- 4 beinhaltet und trotz eines wahnsinnig ansprechenden Indie Titels der „Ori and the hidden Forrest“ heißt. 2014 erscheinen, wie auch auf der Sony Konkurrenz-Maschine, zu wenige Verlockungen (Sunset Overdrive) die einen das wankelmütige Verhalten des Herstellers vergessen lassen würden. Der Ausblick nach 2015 verspricht da etwas Besserung, doch neben einem bisher nicht zu deutenden Projekt der Bayonetta Macher namens „Scalebound“ oder Microsofts „Halo 5“, werden wie auch in diesem Jahr, die meisten kommenden Titel auch auf anderen Spiele-Maschinen erscheinen.
Daher bisher weiterhin nur unter zweifelhafter Beobachtung – diese Xbox One.
Sony war im letzten Jahr der große Gewinner, da man das wackelnde Vertriebskonzept der Videospiele so beließ wie gehabt und wie es von den Spielern verlangt wurde. Microsoft wurde wohl so letztendlich zum Umschwenken der Online-Pläne gezwungen und die Zocker dankten Sony diese Kampfansage mit einem Raketenstart der Playstation4.
Mittlerweile ist der Rauch etwas abgezogen und Besitzer der neusten Playstation hungern nach Neuem. Leider gelang es dem Konzernriesen wieder nicht die Bedürfnisse zu erfüllen, da auch 2014 keine bedeutenden Entwicklungen erscheinen werden. Neben Umsetzungen einiger letztjähriger Hits, erscheinen auch hier Entwicklungen wie „Little Big Planet 3“, die sogar noch für die Vorgängerkonsole erscheinen oder eben bereits erschienen waren.
GTAV, The Last of Us und Beyond to Souls sind die Spiele des Jahres 2014 für PS4. Déjà vu.
Daher fiel man wohl auch etwas in alte Verhaltensmuster zurück und pries die Zukunft des Gamings auf dem eigenen System an und nicht dessen Gegenwart. Das VR-Headset Project Morpheus wurde erneut vorgestellt, jedoch wurden keine Informationen über Preis und Erscheinungstermin genannt.
Entwicklungen, die die wirkliche Power der PS4 demonstrieren sollen, erscheinen frühestens im Frühjahr 2015. Spiele auf die die Massen zu hoffen schienen, wurden dagegen erneut nur durch Trailer angekündigt, die keine Prognosen zuließen. Uncharted 4, The Order 1886, Bloodborne.
Somit waren erneut die Independent Entwickler ein großes Thema. So groß, dass ein gezeigter Trailer des Hello Games Titels „No Mans Sky“ für mehr Staunen sorgte, als die gesamte Pressekonferenz des Playstation Herstellers in ihrer Rekapitulation. Das gewaltige Projekt, das ein gesamtes Universum zum Erforschen verspricht, ist anschließend nicht grundlos zum Star-Kandidaten der Messe avanciert.
Nintendo sendete lieber erneut ein vorproduziertes Programm, anstatt einen Event zu veranstalten, traf damit aber den Nagel der Zeit auf den Kopf.
Der vorher noch etwas belächelte WiiU Produzent sorgte mit einer geballten Spiele-Ladung für Freudenstürme und Verwunderung. Nicht nur bekannte Produktionen wie das heiß erwartete „Super Smash Bros“ oder neue Spiele mit alten Bekannten, wie Yoshi und Kirby, sondern baldige Überraschungen, machten den gesamten Messeauftritt für Nintendo perfekt.
Splatoon, ein acht Player Team-Shooter, war die Überraschung der E3. Mittels Farbkanonen das gegnerische Areal einsauen und als Tintenfisch-Mädel darin baden, sorgte für den größten Spielspaß der Messe, laut mehreren Online-Previews.
Kein Kinderspaß ist dagegen „The Devils Third“ von Ninja Gaiden Macher Tomonobu Itagaki, das nach der THQ-Pleite auf WiiU ein exklusives Zuhause gefunden hat und noch dieses Jahr härteste Männer-Action abseits der bunten Nintendo-Welten bieten wird.
Lovley Baby Bayonetta wird in ihrem exklusiven zweiten Teil, der endlich im Oktober erscheint, sogar den ersten exquisiten Part von 2010 in überarbeiteter Fassung im Gepäck dabei haben.
Captain Toad aus Super Mario 3d World bekommt sein eigenes Spiel in welchem er als Treasure Tracker seiner Leidenschaft des Schätzebergens nachgehen darf.
Und dank Xenoblade Chronicles X und des kommenden Open World Zeldas, die beide auch optisch zu beeindruckten wussten, dürfen sich auch RPG- und Adventure-Jünger auf WiiU langsam die Sandalen schnüren.
Das bemerkenswerteste neben dem Elan und der Begeisterung, die Big-N und dessen Angestellte in die Präsentationen wie das gesamte Spieleportfolio steckten, ist die Tatsache, dass der vergleichsweise kleine Konzern, derzeit nahezu alles aus eigener Kraft produziert. Dies zahlt sich in der vollkommenen Exklusivität aller Spiele aus – sowie in der wieder erwachten Begeisterung vieler Spieler für ihren einstigen Lieblingshersteller.
Davon können andere Parteien, die sich aktuell fast ausschließlich auf die Unterstützung von Drittherstellern verlassen müssen, nur träumen. Der tröpfelnde Third-Party Support auf Nintendos aktueller Spiele-Maschine WiiU, könnte hingegen nach der E3 auch langsam wieder Fahrt aufnehmen, selbst wenn er gerade nicht mehr unbedingt benötigt schein