Autor: KIMO
Mr.José lebt in der Tschechischen Republik und ist Autor des kürzlich auf Deutsch erschienen Buchs „Indoor-Anbau“.Mehr zu seinem Buch findet ihr unter www.pestovat.cz.
Vor etwa einem Jahr erhielt ich von der holländischen Samenbank Paradise Seeds zwei Päckchen feminisierte Cannabissamen. Es handelte sich um die Sorten Belladonna und Acid. Da ich meistens nur Stecklinge anbaue, freute ich mich darauf, wieder einmal Samen aussähen zu können. Als erstes griff ich nach Belladonna, denn ich hatte gerade mehr Lust darauf, den Grow mit einem schönen Mädchen, als mit einem sauren Mädel zu genießen. Growreports schreibe ich normalerweise nicht, denn ich bin kein so guter Fotograf. Dies ist eigentlich mein erster Report – na ja, einmal muss man anfangen. Werfen wir also einen Blick darauf, wie das Ganze lief. Mit Samen von Paradise Seeds hatte ich vorher keinerlei Erfahrungen. Umso gespannter war ich, wie sie sich entwickeln würden. Belladonna ist ein Sativa lastiger Strain, hat aber auch ein wenig Indika in den Genen und kann sowohl Outdoor als auch Indoor angebaut werden. Ich wählte die zweite Variante.
Ich verwendete folgendes Equipment:
1x Homebox XL (120x120x200 cm)
1x Lumatek Vorschaltgerät mit 4 Schaltstufen
1x Adjust-A-Wings Reflektor Super Spreader
1x 600W HPS Osram Vialox Leuchtmittel
1x hydroponisches Wilma -System für 16 Pflanzen
Pflanzgefäße aus reinem Keramsit
Düngemittel von Advanced Hydroponic of Holland
Die 10 Belladonna-Pflänzchen ergänzte ich noch um fünf Kontrollstecklinge, um den Ertrag zwischen Samen und bewährten Stecklingen direkt vergleichen zu können. Ich erwartete einen Ertrag um die 500 Gramm.
Keimung
Die Samen warf ich, wie gewöhnlich, in ein Glas mit lauwarmem Leitungswasser, und ließ sie 24 Stunden einweichen. Bereits nach 12 Stunden keimten neun Samen, der zehnte sechs Stunden später. Innerhalb von 18 Stunden waren alle Samen gekeimt. Die Keimung erreichte also volle 100%, deshalb war ich absolut zufrieden.
Wachstumsphase
Die gekeimten Samen pflanzte ich sorgfältig in Rockwooll-Würfel, die ich bereits in einer Lösung aus Wasser und Wurzelstimulator getränkt und im Anbaumedium vorbereitet hatte. Nach vier Tagen waren schon alle Pflanzen am Wachsen, die Samenhüllen abgeworfen und die ersten zwei Blätter lachten fröhlich in die Welt. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Lufttemperatur 25°C, die Luftfeuchtigkeit 85% (im Growroom befand sich natürlich ein Raumluftbefeuchter). Das Vorschaltgerät stand auf 400 Watt und die Lampe hing ungefähr 90 cm über den Pflanzen.
Beim Anbau mit Samen sollte man mit dem Düngen keine Eile haben, denn sonst können die jungen Wurzeln sehr leicht verbrennen. Die ersten beiden Wochen habe ich nur mit Wasser, das mit Wurzelstimulator versetzt wurde, bewässert und die Pflanzen wuchsen fröhlich weiter und wurden immer kräftiger. Gleichzeitig fingen sie an, kräftige Wurzeln zu schlagen, die schon bald aus den kleinen Cubes ragten. Am 15. Tag nach dem Keimen fing ich an, die Pflanzen zu düngen. Das Vorschaltgerät schaltete ich auf 600 Watt und die Lampe positionierte ich im Abstand von 60 cm über den Ladys. Zusätzlich pflanzte ich die schon erwähnten Kontrollstecklinge ein. Die Bewässerungsintervalle lagen bei 8×15 Minuten pro Lichtphase.
Zehn Tage später habe das gesamte System mit klarem Wasser und Enzymen durchgespült.
Die Nährstofflösung hatte einen EC-Wert von 1,4 und der pH-Wert lag bei 6,5. Ich habe darauf geachtet, dass die Nährlösung ausschließlich durch die Tonkügelechen, nicht in den Rockwooll-Würfel, tropfte, weil ich eine Überdüngung vermeide wollte. Am 25.Tag nach dem Einpflanzen waren die Pflanzen groß genug, um auf die Blütephase umgestellt werden zu können.
Blütephase
Beim Wechsel zur Blüte schaltete ich das Vorschaltgerät auf 600SL, sprich das Maximum. Das Leuchtmittel hing jetzt nur noch 40cm über den Pflanzenspitzen, denn ich war sicher, dass sie intensives Licht gewöhnt sind und die maximale Lichtintensität vertragen. Die Belladonna bewies sich als eine wirklich schnell wachsende Sorte.
Schon am siebten Tag nach der Blüteumstellung zeigten sich die ersten Blüteansätze.
Ab dem 23. Tag der Blütephase entwickelten sich sehr schöne Buds, wie ihr auf den Bildern sehen könnt, der Grow lief allgemein ohne große Probleme. Manche Pflanzen musste ich allerdings biegen, damit sie die anderen Pflanzen nicht überragten, aber das war der einzige notwendige Eingriff meinerseits. Die Blütenentwicklung war sehr gleichmäßig und die Stängel waren ziemlich robust. Im Vergleich zu Stecklingen entwickelten sich die Pflanzen aus Samen viel besser. Nächstes Mal würde ich die Kontrollstecklinge doch früher einpflanzen, denn man konnte sehen, dass sich ihr Wurzelsystem nicht so schnell entwickelte, wie bei den Pflanzen aus Samen, was man auch am langsameren Wachstum sehen konnte.
Am 31. Tag der Blütephase musste ich die Pflanzen alleine lassen. Nicht etwa, weil ich schon genug hatte von ihnen , sondern weil ich einfach ein paar Tage weg musste… Zum Glück konnten Wilma, meine Urlaubsvertretung und ich meinen Pflänzchen wenigstens die notwendige Grundpflege, die sie brauchten, bieten, und auch während meiner Abwesenheit wurden sie alle 10 Tage regelmäßig durchgespült. Der EC-Wert lag im Schnitt bei 2,1, aber aus dem Grow-Tagebuch konnte man erlesen, dass der Wert beim letzten Spülvorgang 2,7 betrug – das war am 41. Tag der Blütephase. Der pH-Wert bewegte sich zwischen 5,7 und 6,1. Die Raumtemperatur im Growroom lag zwischen 26 und 30°C, was etwas mehr ist, als es sein sollte, aber das konnte ich nicht wirklich verhindern. Die Belüftung lief volle Pulle, aber die Außentemperaturen erreichten tropische Werte…
Die Belladonna gedieh ausgezeichnet, die Blüten wuchsen fröhlich und alles schien gut zu laufen. Der 41. Tag der Blüte stand im Zeichen schöner länglicher Blüten, die reichlich mit Harz verziert waren.
In den nächsten Tagen aber kam die Katastrophe – die Luftfeuchtigkeit in Growroom war nicht optimal und es gelang aufgrund der feuchten Zuluft nicht sie unter 70% zu bekommen, was für die Blütenbildung schlecht ist. Das Ergebnis war ein massiver Befall durch Grauschimmel. Meine Rückkehr aus dem Urlaub war daher nicht gerade glücklich. Nichtsdestotrotz, Probleme sind da um sie zu lösen.
Schimmel ist eine Schweinerei und es blieb nichts anderes übrig, als sich ans Spülen zu machen und eine schnelle Lösung zur Senkung der Luftfeuchtigkeit zu finden. Während meiner Abwesenheit wurde Bud Rot Stopp, der die ganze Katastrophe ein wenig abmilderte, angewendet, konnte sie aber nicht stoppen.
Ernte
Die größten Blüten fielen natürlich im Kampf mit dem Schimmel, aber nach sechstägiger Durchspülung wurde die Nährstofflösung ausreichend klar, um die verbliebenden Blüten zu ernten. Trotz der Katastrophe mit dem Schimmel gelang mir die Ernte einiger sehr schönen Buds. Selbst die kleinen Buds waren sehr fest, obwohl eigentlich mit einem späteren Erntezeitpunkt gerechnet hatte, waren die Mädels schon am 58. Tag der Blütephase ausgereift, zuzüglich der 25 tage Wachstum konnte ich also nach 83 Tagen ernten. Die Belladonna aus Samen wuchs insgesamt viel besser als die Pflanzen aus Stecklingen, wobei auch das verspätete Einpflanzen der Stecklinge sicher eine Rolle spielt. Trotzdem muss ich aber sagen, dass mich die gleichmäßigen Erträge der Belladonna-Pflanzen angenehm überrascht haben. Aus zehn Samen hatte ich 284 Gramm getrockneter Blüten, aus fünf Stecklingen insgesamt 78 Gramm. Beim Wiegen der getrockneten vom Schimmel befallenen Blüten zeigte die Waage grausame 147 Gramm, aber danach fragt die Geschichte später nicht mehr.
Mein erster und gezielter Growreport wurde also auf grausame Art und Weise durch Schimmelbefall dezimiert, aber da kann man nichts machen. Das nächste Mal muss ich meinen Urlaub besser planen. Wenn ich aber das Ergebnis angesichts der Umstände bewerte, dann denke ich, dass alles viel schlimmer hätte kommen können. Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich nach einer langen Zeit Stecklinge auch mal Samen ausprobiert habe. Belladonna hat mir viel Freude gemacht und die Acid wird auch nicht mehr lange in der Schublade liegen bleiben…