Der Ami macht‘s mal wieder vor
Das US-Projekt „stopthedrugwar. org“ dokumentiert wöchentlich Fälle korrupter Staatsbeamter, die sich selbst bereichern oder andere, illegale Handlungen durchführen, wobei eine unzeitgemäße Drogengesetzgebung als Grundlage für die Straftaten derer dient, die sie eigentlich verhindern sollen.
Bis vor kurzer Zeit hätte sich eine solche Sammlung auch kaum gelohnt, kam es doch in Deutschland nur ganz vereinzelt zu Fällen, bei denen Polizei oder Staatsanwaltschaft das von ihnen durchzusetzende Recht von vom staatlich definierten Unrecht unterscheiden konnten. Doch wir hinken, wie die jüngste Geschichte beweist, den USA sowohl bei den positiven Entwicklungen in der Drogenpolitik, Stichwort Re-Legalisierung, als auch bei den negativen Auswirkungen des Verbots wie Korruption und Repression, ein paar Jahre hinterher.
Denn ganz langsam häufen sich auch bei uns die Meldungen über Staatsbedienstete, die sich aus der Asservatenkammer, bei Fachverkäufern und Konsumenten bedienen oder anderweitig krumme Geschäfte machen. Allein in den vergangenen Wochen gab es drei neue Vorfälle sowie eine Verurteilung, in Bremen und Hannover sind gerade zwei Prozesse gegen vermutlich korrupte Fahnder im Gange. Doch es wäre falsch, hämisch mit dem Finger auf eben jene zu zeigen, die eben nicht nur Täter, sondern auch Opfer eines gefährlichen Gesetzes sind. Cannabis wird Jahr für Jahr gesellschaftsfähiger und nicht mehr Außenseiter- und Hippiedroge, sondern die für Millionen besser bekömmliche Alternative zum Feierabendbier. Auch das geringe Suchtpotential sowie die medizinischen Einsatzbereiche haben sich herum gesprochen, wieso sollten Beamte mit ein wenig Hirnschmalz ein schlechtes Gewissen haben, wenn bei einer Hausdurchsuchung ein paar Gramm für die kranke Oma oder die eigenen Nerven abgezweigt werden? Hinzu kommen die Überlastung und der Frust, den viele Beamte oder angestellte Polizisten aufgrund der Aussichtslosigkeit ihrer eigenen Strategie im Drogenkrieg verspüren. Ganz zu schweigen von den immensen Gewinnspannen für jene, die aus purer Gier heraus zu einem Kurs von 0,00 € in der Asservatenkammer oder direkt beim Dealer einklaufen, um es dann zu marktüblichen oder gar überhöhten Preisen an jene zu verkaufen, denen man es von Berufs wegen wegnehmen müsste. Wen wundert es angesichts dieser Tatsachen, dass auch bei uns immer mehr Beamte Drogen konsumieren oder gar verkaufen? Die Zahl korrupter Ermittler wird, sollte sich die Bundesregierung nicht irgendwann einmal entschließen, dem Grauen der Prohibition ein Ende zu setzen, so lange steigen, bis korrupte Drogenfahnder keine Einzelfälle, sondern ein flächendeckendes Phänomen sind. Wie in den USA. Leider haben sich die Betroffen hierzulande bislang noch nicht gewagt, den eigentlichen Grund der Misere anzusprechen. Mit Ausnahme eines absolut integren Münsteraner Polizeipräsidenten Hubert Wimber hat noch kein Deutscher Polizist an den Grundfesten der Drogenpolitik gewackelt, wegen BtmG-Vergehen angeklagte Polizeibeamte haben sich in Deutschland bislang nie kritisch zur problematischen Gesetzeslage geäußert. Auch da sind uns die USA mit LEAP (Law Enforcement against Prohibition), einer Organisation bestehend aus Staatsanwälten und Polizisten, die sich gegen Korruption in den eigenen Reihen und die aktuelle Verbotspolitik wendet, weit voraus.
[…] für die Rubrik “Beamte auf Abwegen”, über die wir in den letzten Moanten immer öfter berichten konnten. Dieses Mal muss sich ein Justizbeamter vor Gericht verantworten, der einem Insassen […]
[…] Rubrik “Prohibition als Grundlage für Korruption” ist um ein weiteres Kapitel reicher. In Braunschweig hatten Polizisten bereits vergangene Woche […]