Samstag, 7. September 2013

Bis der Arzt kommt…

Cannabis-Patienten als Kostenfaktor

So isses

„Nein, verschreiben kann ich Ihnen das nicht. Wir hatten so einen Aufwand mit den Anträgen zweier Schmerzpatienten, das ist uns mittlerweile zu viel Schriftkram. Sie können ja einfach privat weiter kiffen und sich selbst therapieren, das hat ja bislang anscheinend auch ganz gut geklappt, wie sie sagen. Ich kenne mich bei ihrem Krankheitsbild auch gar nicht aus was eine Cannabis-Therapie betrifft.“ Die Patientin, die uns über diesen Dialog mit ihrem Hausarzt berichtet hat, hat mittlerweile einen Arzt gefunden, der ihr beim Stellen des Ausnahmeantrags behilflich ist. Sie muss allerdings eine mehrstündige Anreise in Kauf nehmen, weil sie in ihrer Heimatstadt keinen Mediziner fand, der ihr helfen wollte. Wir wissen aufgrund zahlreicher Anfragen, dass die Zahl derer, die Cannabis als Medizin bereits nutzen oder über dessen Einsatz nachdenken, stetig am Steigen ist. Dem gegenüber steht eine Ärzteschaft, deren große Mehrheit in Sachen Cannabinoid-Medizin absolut unerfahren ist.
Verständnis zeigen, ohne konkret zu werden, scheint die häufigste Reaktion zu sein, mit der sich die Betroffenen beim ersten Arztbesuch konfrontiert sehen.

Patienten, die erst eine dreimonatige „Zwangskur“ mit herkömmlichen Medikamenten machen müssen, um dann eventuell eine Ausnahmegenehmigung für Medizinal-Hanfblüten zu bekommen kosten viel Zeit, belasten das ohnehin knappe Budget und lassen sich nicht einfach mit einen Medikament oder einem BtmG-Rezept nach Hause schicken.

Wo bleibt unser TV-Star, welcher wie der US-amerikanischen TV-Doc Sanjay Gupta (siehe News Seite 2) endlich Klartext zum Thema „Cannabis als Medizin“ spricht? Wir reden hier nicht von FDP-Doktor Rösler, der im Rahmen der Zulassung von Sativex dreist behauptet hat, sein Ministerium habe den Zugang zu Cannabis als Medizin ermöglicht.

Unsere TV-Landschaft bietet leider zur Zeit kein Pendant zu Dr. Gupta, bei uns regieren immer noch Landarzt & Co. oder Fett absaugende Promi-Ärzte im Reality-TV. Ein anspruchsvolles Format wie das der CNN zum Thema Medizin sucht man im deutschsprachigen Raum momentan vergebens.
Ein „ZDF-History“ oder „Spiegel-TV” zu den Ursachen des Hanfverbots und dessen neu entdecktes, medizinisches Potential, hätte bei uns einen vergleichbaren Effekt wie Dr. Guptas plötzliche Wandlung, ist jedoch zur Zeit kaum zu erwarten.

Bis die zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten von pflanzlichem Cannabis den medialen Stellenwert der USA und somit auch den Großteil der deutschsprachigen Ärzteschaft erreicht haben, wird es noch ein paar Jahre dauern. Bis dahin werden Cannabis-Patienten damit leben müssen, von vielen Ärzten nicht bedarfsgerecht behandelt zu werden.

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