Keine suchtpolitische Maßnahme ist derzeit so umstritten wie die Repression
Die Deutsche Haupstelle für Suchtfragen (DHS) hat im Rahmen ihrer Fachkonferenz “Die vier Säulen der Suchthilfe und Suchtpolitik auf dem Prüfstand” eine Pressemitteilung zu den Folgen der Repression verfasst, die wir unseren Leser/innen nicht vorenthalten wollen:
“Kein suchtpolitischer Ansatz ist derzeit so umstritten wie die Repression. Zwar besteht Einigkeit darüber, dass die gesundheitlichen und sozialen Schädigungen aufgrund von illegalem Drogenkonsum reduziert werden sollen, aber ob dies durch Drogenverbote und Kriminalisierung von Konsumierenden erreicht werden kann, wird von Experten national wie international zunehmend in Zweifel gezogen.
Die bekannteste gesetzliche Grundlage der Drogenpolitik in Deutschland ist das Betäubungsmittelgesetz. Ziel der darauf basierenden staatlichen Interventionen ist es in erster Linie, den Zugang zu illegalen Drogen zu erschweren und die Drogenkriminalität zu bekämpfen. Erreicht werden sollen damit letztendlich eine Verringerung der Nachfrage nach illegalen Drogen und eine Verringerung des Drogenkonsums. Die Kosten, die für die Durchsetzung der gesetzlichen Regulierung ausgegeben werden, übertreffen bei Weitem die Ausgaben für Prävention.
Die Politik in Deutschland steht vor dem Dilemma, dass die repressive Säule der Drogenpolitik eine lange Tradition hat, die Meinung in der Bevölkerung zu diesem Thema nicht eindeutig ist und die negativen Auswirkungen der Repression auf die Gesundheit und die soziale Wiedereingliederung in Fachkreisen der Suchthilfe unbestritten sind. In der öffentlichen Diskussion finden die Probleme der Betroffenen kaum Gehör.
Im Mittelpunkt der aktuellen Diskussionen stehen deshalb die Fragen, welche Erkenntnisse über Wirksamkeit und Erfolge der gewählten Mittel vorliegen und welche Auswirkungen Repression auf die Konsumentinnen und Konsumenten hat. Kann sie das Konsumverhalten beeinflussen und Abhängige zu Behandlung motivieren oder erschwert sie Schadensminimierung und soziale Eingliederung?
So nachvollziehbar der Wunsch in der Gesellschaft ist, die Drogenkriminalität mit dem Gesetz zu bekämpfen, so notwendig ist das richtige politische Augenmaß, um nicht mehr Schaden als Nutzen zu bewirken.”
Die Deutsche Haupstelle für Suchtfragen (DHS) wurde 1947 gegründet, um allen in der Suchtkrankenhilfe bundesweit tätigen Verbänden und gemeinnützigen Vereinen eine Plattform zu geben. Mit wenigen Ausnahmen sind sämtliche Träger der ambulanten Beratung und Behandlung, der stationären Versorgung und der Selbsthilfe in der DHS vertreten.