Deine professionelle Stimme für Legalisierung
Vor 10 Jahren wurde der DHV gegründet. Er ist aus der drogenpolitischen Debatte in Deutschland nicht mehr wegzudenken.
Im Frühjahr 2002 wurde der DHV von den drei damaligen Inhabern des Hanfjournals gegründet – als Abteilung der herausgebenden „Agentur Sowjet“. Damit war auch die Weiche gestellt für das ungewöhnliche Konzept des DHV – eine Firma, kein Verein! Von Anfang an sollte die Arbeit effektiv und effizient sein, sich nicht in Satzungsdebatten und endlosen Diskussionen verlieren. Und von Anfang an sollte die Arbeit professionell ablaufen, also mit bezahltem Personal und ständig besetztem Büro. Mitglieder des DHV sind also genau genommen Kunden, denen der DHV die Dienstleistung „Interessenvertretung für Hanflegalisierung“ anbietet.
Im Mai 2002 kam Georg Wurth als Geschäftsführer des DHV ins Sowjet-Team. Damit war er der erste hauptamtliche Lobbyist für Cannabislegalisierung in Deutschland. Georg Wurth hatte reichlich Erfahrungen im politischen System gesammelt – er war Ende der 90er zeitweilig hauptberuflich Kommunalpolitiker der Grünen in Remscheid, hat als deren Fraktionssprecher eine Rot/Grüne Koalition mit geleitet, war als Schatzmeister im Vorstand des Bundesverbandes der Grünen Jugend und vieles mehr. Seit seiner Selbstanzeige mit 4 Gramm Hanfblüten 1996 hat er sich außerdem sehr intensiv mit Drogen und Drogenpolitik beschäftigt, mehrere Arbeitsgruppen innerhalb der Grünen und Grünen Jugend mit gegründet und das „Drogenpolitische Grundsatzprogramm“ der Grünen Jugend mit verfasst, auf dem noch heute deren Fachgeschäftemodell aufbaut. Insgesamt optimale Voraussetzungen also, um jetzt beim DHV überparteilich Lobbyarbeit für die Legalisierung zu betreiben.
Die ersten Jahre
Das Konzept ging auf. Mitglieder des DHV waren in den ersten Jahren ausschließlich Unternehmen wie Head- und Growshops, von denen in den 90er Jahren hunderte entstanden sind. So war tatsächlich wie geplant von Anfang an bezahltes Arbeiten möglich, wenn auch auf sehr bescheidenem Niveau. Ebenfalls 2002 wurde übrigens der Verein Arbeitsgemeinschaft Hanf in Europa (AHEU) gegründet, genau mit derselben Zielrichtung und Mitgliederstruktur. Dieser e.V. wurde noch im selben Jahr aufgelöst, weil zur zweiten Mitgliederversammlung nicht genug Leute erschienen, um satzungsgemäß beschlussfähig zu sein. Das Firmenkonzept des DHV ist dagegen bis heute erfolgreich.
Im Jahr 2004 hat dann Georg Wurth den DHV aus der Agentur Sowjet herausgelöst und ist seitdem alleiniger „Inhaber“ des DHV und nicht mehr am Hanf Journal beteiligt, auch wenn beide nach wie vor als Bürogemeinschaft unter derselben Adresse in Berlin zu finden sind. Seit der DHV komplett auf eigenen Füßen steht, profitiert er besonders von der Ausbildung von Georg Wurth. Er ist nach seinem Studium des Steuerrechts Diplom-Finanzwirt und ehemaliger Finanzbeamter, so dass er das finanzielle Rückgrat des DHV von der Beitragsrechnung über die komplette Buchhaltung bis zur Steuererklärung im Griff hat. Das ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, auch wenn diese Dinge hinter der politischen Arbeit in der Regel gar nicht sichtbar werden. So mancher Verein ist schon an diesem Problem gescheitert.
Wachstum und Blüte
Seit 2006 wirbt der DHV auch um private Mitglieder, die er als Hinweis auf das Firmenkonzept „Privatsponsoren“ nennt. Den größten Teil des DHV-Budgets tragen immer noch die Firmen, aber die Zahl der privaten Unterstützer steigt stark an, von 26 im Jahr 2006 auf aktuell 460.
Inhaltlich ist das Hauptziel des DHV die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel, aber auch die Förderung von Hanf als Nutzpflanze und sein Einsatz in der Medizin. Und auf dem Weg zur Legalisierung gibt es eine Menge weiterer Themen zu bearbeiten, vor allem die Entkriminalisierung der Konsumenten und des Anbaus weniger Hanfpflanzen für den Eigenbedarf, die Führerscheinproblematik, das Thema Streckmittel und viele mehr.
Dabei war es immer Ausrichtung des DHV, sich mit den sehr überschaubaren personellen und finanziellen Ressourcen darauf zu konzentrieren, Politiker, Parlamente und Behörden zu beeinflussen sowie Medien und Öffentlichkeit eine andere Sicht der Dinge näher zu bringen.
2004 gab es den ersten TV-Auftritt, ein Interview von N24 mit Georg Wurth. Seitdem wird der DHV regelmäßig in den Medien erwähnt, mal in einem Nebensatz, mal als ausführliches Interview. Außerdem hat es mittlerweile etliche kleine Anfragen und Anträge im Bundestag gegeben, die sich direkt aus der Arbeit des DHV ergeben haben; mal ging es um Streckmittel im Gras, mal um die Kosten des Hanfverbots. Letztes medial sehr beachtetes Beispiel ist der Antrag der Linken zu Cannabis-Anbau-Clubs, der direkt auf die Petition von Georg Wurth zur Entkriminalisierung von Konsumenten zurückging.
Insgesamt ist der DHV, was die politische und parlamentarische Arbeit angeht, sowie bei der Öffentlichkeitsarbeit für eine Organisation dieser Größe außerordentlich erfolgreich. Insbesondere die Tatsache, dass Georg Wurth als Vertreter des DHV seit Herbst 2011 dreimal im Bundestag bei Anhörungen und einmal im Abgeordnetenhaus von Berlin als Sachverständiger eingeladen war, zeigt, dass der DHV mittlerweile als Lobbyorganisation wahr- und ernstgenommen wird.
Mitmachen möglich
Um diese Aufgaben möglichst gut meistern zu können, hat sich der DHV lange bei der personalintensiven Koordination ehrenamtlicher Aktivitäten zurückgehalten. In den ersten Jahren gab es kaum Möglichkeiten, beim DHV selbst mitzumachen, es ging im Wesentlichen darum, die Arbeit des DHV durch Beiträge zu finanzieren. „Legalisierung? – Wir machen das für Sie!“ titelte der DHV noch 2009 in einem TAZ-Artikel. Nach und nach hat der DHV aber auch die Möglichkeiten zum Mitmachen ausgebaut. Der erste Baustein in diese Richtung war der DHV-Protestmailer, mit dem Hanffreunde bei gezielten Aktionen Politiker mit vorgefertigten oder eigenen Texten ansprechen können. Der erste DHV-Protestmailer im Jahr 2005 hatte 46 Teilnehmer. Der Protestmailer an Frau Merkel endete dieses Jahr mit ca. 2.000 Teilnehmern. Außerdem hat der DHV mit regelmäßigen Aufrufen dazu beigetragen, dass Politiker unter anderem auf der Plattform abgeordnetenwatch.de mittlerweile sehr regelmäßig mit drogenpolitischen Fragen konfrontiert werden. Auch das DHV-Flugblatt „Cannabis legalisieren“, das über den seit 2011 existierenden DHV-Shop zum Druckkostenpreis einfach bestellt und z.B. an Briefkästen verteilt werden kann, ist ein Angebot, einfach und unkompliziert selbst aktiv zu werden.
Sehr erfolgreich konnte der DHV ab 2010 viele Hanffreunde dafür gewinnen, seine Forderungen offen zu unterstützen. Zunächst mit einer Petition zur Entkriminalisierung von Cannabiskonsumenten ab Dezember 2010, die mit über 30.000 Unterzeichnern zu den erfolgreichsten Petitionen an den Deutschen Bundestag zählte. Im Herbst 2010 haben Hanffreunde dann den Legalize-Vorschlag des DHV bei einer youtube-Abstimmung der Kanzlerin auf Platz 1 katapultiert. Bei Merkels Zukunftsdialog im Internet erreichte der DHV-Vorschlag zur Hanflegalisierung dann Platz 2 von über 6.500 Vorschlägen. Diese Aktionen können als gesellschaftlicher Durchbruch gewertet werden. Noch nie haben sich so viele Menschen getraut, ihre Angst zu überwinden und das Thema bei solchen Abstimmungen zu unterstützen.
Weiter gehts!
Kurz vor seinem 10. Geburtstag ist der DHV einen großen Schritt weiter gegangen. Das neue DHV-Forum steht seit März 2012 zur Verfügung, um drogenpolitische Themen zu diskutieren und vor allem ehrenamtliche Aktivitäten zu koordinieren. In vielen Städten und Regionen suchen dort Interessierte nach Mitstreitern, um vor Ort aktiv zu werden. Aktionsideen werden ausgetauscht, Vorlagen für neues DHV-Material werden diskutiert und fertiggestellt; der Fantasie sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Allerdings hat der DHV nach wie vor nicht genug Personal, um das alles perfekt anzuleiten und voranzutreiben. Hier setzt der Verband auf die Schwarmintelligenz im Internet und bietet zunächst vor allem eine Plattform für die Selbstorganisation der Hanffreunde mit ehrenamtlichen Moderatoren.
Seit 2005, dem ersten vollständigen Jahr des DHV in Eigenregie von Georg Wurth, ist das Budget des Verbands von 14.500 Euro auf über 80.000 Euro gestiegen. Das hat die DHV-Struktur mit mittlerweile drei Mitarbeitern natürlich erheblich stabilisiert, auch wenn die Arbeit in dem Umfang nur deshalb möglich ist, weil alle DHV-Mitarbeiter mit viel Herzblut dabei sind und auch nach 10 Jahren DHV noch für Brutto-Stundenlöhne um die 10 Euro arbeiten. Das Firmenkonzept dient also nicht der persönlichen Bereicherung, sondern als Organisationsrahmen, um die Legalisierungs-Lobbyarbeit möglichst effizient zu organisieren.
Ein solches Jahresbudget klingt zunächst gut, zumal es das so in Deutschland noch nie gab, aber dennoch ist der DHV vermutlich der kleinste professionelle Fisch im Berliner Lobby-Teich. Die Dienstwagen der Chefs der Strom- oder Pharmalobby dürften allein den Wert des DHV-Jahresbudgets haben. Greenpeace hatte z.B. im Jahr 2005 ein Budget von fast 40 Millionen Euro.
Der DHV ist mit seinem Budget in der Lage, parlamentarische Debatten zu beeinflussen und anzustoßen, ebenso wie in den Medien. Personell ist er aber nach wie vor unterbesetzt und an größere drogenpolitische Werbekampagnen, wie sie in den USA laufen, ist gar nicht zu denken. Aber der DHV hat eine stabile Struktur aufgebaut, ist in Politik und Öffentlichkeit immer bekannter geworden und hat dazu beigetragen, dass sich mehr Menschen als je zuvor für die Legalisierung ausgesprochen haben. Gleichzeitig waren die Bedingungen für einen Wandel in der Drogenpolitik international noch nie so gut wie heute.
Diesen Schub gilt es zu nutzen.
Also macht mit, beteiligt euch, als Privatsponsoren des DHV, werdet im DHV-Forum aktiv, verteilt Flugblätter, nehmt an den Protestmailern und anderen Aktionen des DHV teil, abonniert den DHV-Newsletter, klickt „gefällt mir“ beim DHV auf facebook.
Jetzt geht’s erst richtig los!