Wenn einer eine Reise tut, so kann es was erzählen – Lehrt ein deutsches Sprichwort, dem ich an dieser Stelle (und in den kommenden Ausgaben) mit einem Tourtagebuch Folge leisten werde.
Aufmerksame Leser wissen ja bereits, dass ich mich im Moment auf großer Rundreise in Sachen Hanfaufklärung befinde. Gegen den Uhrzeigersinn geht es bis zur Hanfparade am 11. August durch alle 16 Bundesländer. Den Anfang machte das Ostseeland Mecklenburg-Vorpommern, das mich mit beinahe winterlicher Kälte empfing.
Doch nicht nur in den Nächten schlug mir ein eisiger Wind entgegen, auch mein Anliegen, die Legalisierung von Cannabis als Rohstoff, Medizin und Genussmittel, wurde von den Mecklenburgern nur sehr zögerlich aufgenommen. Gleich die erste geplante Aktion, ein Infostand in Stralsund wurde vom Ordnungsamt untersagt. Zum Glück konnte ich den aber knapp eine Woche später nachholen.
Am nächsten Tag schien es, als hätten sich sämtliche Göttinnen gegen mich verschworen – mutterseelenallein stand ich im malerischen Kurort Binz bei 5 Grad im strömenden Regen. Selbst zufällige Gäste machten sich bei dem Mistwetter rar und so packte ich nach zwei Stunden äußerst unbefriedigt, ohne auch nur einen Flyer an den Mann gebracht zu haben, meine Sachen wieder in den Cannabus.
Danach ging es nach Rostock, wo ich mich am „Riot in my Heart“-Festival beteiligen wollte. Leider hatte keiner der Organisatoren bedacht, dass man so ein Tourmobil auch irgendwie auf das Gelände kriegen muss und mir blieb nichts anderes übrig, als vor der Tür das Gespräch mit dem Besucher zu suchen. Dank eines engagierten Junganwaltes und ersten Livestreamexperimenten wurde Rostock am Ende aber doch noch ein kleiner Erfolg und ich ging mit Vorfreude auf den samstäglichen Besuch der Landeshauptstadt ins cannabuseigene Klappbett.
In Schwerin empfingen mich die dortigen Occupyer, die – anders als in Berlin, Frankfurt und Co. – für ein ganz konkretes Ziel vor dem wohl schönsten Stadtschloss Deutschlands campieren. Sie wollen das örtliche Theater retten und den Schwerinerinnen nebenbei zeigen, dass Demokratie vom Mitmachen lebt.
Ihr Angebot, mich nach der geplanten Legalize-Kundgebung am Bahnhof noch an einem Politikfest in der Fußgängerzone zu beteiligen, nahm ich gerne an und so war auf den per Webcam in die Welt übertragenen Tourimpressionen erstmals mehr als nur eine Handvoll Menschen zu sehen.
Dass man auch mit der berüchtigten Handvoll eine erfolgreiche Cannabiskundgebung haben kann, bewies mir am Tag darauf die kleine Hafenstadt Wismar. Dorthin eingeladen hatten mich David und Marieluise (von der ihr in der im Juli erscheinenden Sonderausgabe des Hanf Journals zur Hanfparade mehr erfahren könnt), die mich mit einem opulenten Mahl empfingen. Frisch gestärkt und ausgeruht ging es dann zur Nikolaikirche mitten in der Altstadt Wismars, wo sommerliche Temperaturen und interessante Gespräche mit Zaungästen mich mit dem durchwachsenen Tourverlauf in Mecklenburg-Vorpommern versöhnten und mir Hoffnung auf bessere Tage in Schleswig-Holstein machten.
Was mir dort widerfuhr, ich sage nur Demoverbot, Führerschein-Special und Krabben mit Rührei, erfahrt ihr in der nächsten Ausgabe des Cannabiskultour-Tagebuchs.