oder Kiffen wie ein Jamaikaner? Ein Kommentar
Dass die WAZ selten positiv über das Thema Cannabis berichtet, wundert aufgrund der Ausrichtung des Medienriesens kaum. Aber wenn sich Redakteure rassistischer Ressentiments bedienen, um reißerrische Überschriften zu produzieren, geht das eindeutig zu weit, weil unter die Gürtellinie eines ganzen Landes.
Im Artikel “Drogensucht-Ich habe schon bald gekifft wie ein Jamaikaner” kann man lesen, wie mit erhobenem Zeigefinger genau die Art der Drogenprävention betrieben wird, die uns die Probleme seit über 40 Jahren einbrockt. Damit ein Artikel dieser Art, wie sie zu Tausenden in den Lokalteilen unserer Zeitungen stehen, überhaupt gelesen werden, macht sich eine exklusive Überschrift sehr gut, ehrlich gesagt hätte ich einen Artikel mit dem Titel “Ehemalige Drogensüchtige berichten vor Schülern” auch nicht angeklickt.
Das Blöde daran ist nur, dass die Autorin eine ganze Nation als Kiffer mit problematischem Konsummuster hinstellt. Wie viel kifft denn so ein Jamaikaner überhaupt? Selbst wenn das Zitat während der Veranstaltung gefallen sein sollte, sollte man es nicht als Überschrift aus dem Zusammenhang reißen.
Deutsche Medien wären sicher “not amused”, wenn die größte Jamaikanische Zeitung einen Artikel zur Alkoholprävention mit “Ich habe fast schon gesoffen wie ein Deutscher” betiteln würde. Aber wenn es um Cannabis oder andere, illegalisierte Drogen geht, spielt die journalistische Sorgfaltspflicht ja keine Rolle.