Donnerstag, 2. Februar 2012

„Qualität ist mir wichtiger als fette Buds“

Ein Leserbericht

Uns erreichen des Öfteren anonyme Berichte von Lesern, die ihr heimliches Hobby dokumentiert haben, so wie diesen hier vergangenen Monat. Und, auch wie so oft, müssen wir im Zusammenhang mit dem folgenden Bericht darauf hinweisen, dass das dort Beschriebene streng verboten ist und ihr es nicht nachmachen dürft. Selbst wenn ihr, so wie der Autor des Berichts, Cannabis aus medizinischen Gründen konsumiert.

„Ich gebrauche Cannabis nach einem schweren Motorradunfall als Schmerzmittel gegen meine chronischen Rückenschmerzen, die eine Unfallfolge sind sowie gegen meine depressiven Gemütszustände, an denen ich seit dem Unfall ab und zu leide. Als ich in den 1980er Jahren angefangen habe zu kiffen, habe ich Gras auch sicher als Rauschmittel gebraucht, wobei ich feststellen muss, dass es mir damals schon als die bessere Alternative zu unserer Bier- und Saufkultur erschien. Kein Gelalle, keine Aggressionen, kein Kater. Damals hat es mir definitiv geholfen, meinen bedenklich exzessiven Alkoholkonsum einzudämmen und so nicht abzustürzen.
Als ich älter wurde, so ab 30, habe ich dann viel weniger gekifft als in jungen Jahren, bis zu meinem Motorradunfall. Seitdem nutze ich Cannabis wie zuvor beschrieben, nicht mehr um mich daran zu berauschen.

Ende der Neunziger begann ich zu growen. Der Beginn war wie bei so vielen: Zunächst wurden aus Rauchware gesammelte Samen aus reiner Neugier eingepflanzt. Schließlich wollte ich mal sehen, wie die Pflanze aussieht, deren Früchte bei mir schon Jahre in Rauch aufgingen. Kurz darauf war daraus ein Versuch mit einer 400-Watt Natriumdampflampe geworden. Mangels Kenntnissen und grünem Daumen waren Qualität und Quantität sehr bescheiden, aber ein neues Hobby war geboren. Ich finde, Gras anzubauen ist ähnlich entspannend, wie ein Terrarium oder Aquarium zu betreuen.

Um die Jahrtausendwende zog ich aus dem repressiven Süden Deutschlands gen Norden, wo ich erst mal eine Grow-Pause einlegte. Das Geschenk einer 400-Wat Lampe veranlasste mich, mein fast in Vergessenheit geratenes Hobby wieder aufzunehmen, am Anfang allerdings nicht, ohne meine alten Fehler zu wiederholen:
Mit namenlosen Samen als Grundlage, gab es immer wieder mal „Unfälle”, einige Zwitter rockten dann schon mal ein ganzes Beet.

Nachdem ich mich intensiver mit meinem neuen Hobby beschäftigt hatte war klar, dass nur gutes Saatgut oder Stecklinge die Grundlage für einen erfolgreichen Grow sein können und sich die Mehrkosten auf jeden Fall lohnen. Für eine Stecklingskammer mit Mutterpflanze fehlen mir Zeit und Muße, deshalb baue ich seit meinen anfänglichen Fehltritten nur noch mit Seeds von namenhaften Breedern und Seedbänken an.

Ich nutze immer noch meine alte 400 Watt-Lampe in meiner selbst gebauten 1m²-Box, für das Klima sorgen ein kleiner Lüfter für die Zuluft sowie eine Lüfter/Filter Kombination mit einer Leistung von 240m³/ Stunde. Zudem sorgt ein Ventilator ständig für Luftumwälzung, ansonsten ist meine Kammer seit Jahren unverändert. Liebe, Wasser, Dünger und vor allen Dingen viel Luft sind meines Erachtens wichtiger als die neueste High-Tech Ausrüstung in der Box. Ich meine deshalb auch, dass es besser ist, sich um einige, wenige Pflanzen zu kümmern, als sich einen Quadratmeter mit über 20 Plants zuzustellen, auch wenn ich dafür eine etwas längere vegetative Phase in Kauf nehme.

Ich will ja kein Kommerz-Produkt, sondern das für mich bestmögliche Gras züchten. Deshalb, und zugegeben auch aufgrund des Samenpreises (;-)), stelle ich immer vier bis sechs Pflanzen aus feminisierten Samen in meine Box, diesmal waren es Superskunk No.1 und Black Pearl. Nach dem Bewurzeln der Sämlinge topfe ich sie zum Vorwachsen in drei-Liter Töpfe, für die Blütephase nehme ich 12-Liter Töpfe. Die Töpfe werden mit ein paar Zentimeter Seramis als Drainage-Material befüllt, wobei ich auch manchmal feinen Kies, Hydro-Korrels oder ähnliches nutze. Darüber kommt Anzuchterde, ausschliesslich erprobte Produkte aus dem Growshop, ich kaufe zwar wenig, achte dafür aber eher auf Qualität als auf den Preis. Da ich noch kein Osmosewasser nutze und pH- sowie EC-Wert nicht messe, nehme ich immer ein bisschen weniger Dünger als angegeben.

Ich habe mir aber vorgenommen, das bald zu ändern und mir eine Osmoseanlage sowie EC- und pH-Messer zuzulegen, um meinen Ertrag zu steigern, denn nur so kann ich wirklich zielgerecht und optimal düngen. Zehn Tage vor der Ernte dünge ich nicht mehr, ab dann wird nur noch mit klarem Wasser gespült.

Die allerletzten Tage verbringen die Pflanzen nur mit minimalstem bis keinem Wasserzusatz, weil ich meine, dass sie so noch einmal kräftig „nachharzen“.

Nach dem Ernten und dem Beschneiden hänge ich die Ladies kopfüber in den Schrank und lasse sie, je nach Klima, drei bis fünf Tage antrocknen, um sie dann in ein verschlossenes, lebensmittelechtes Gefäß (Schraubglas, Tupperware o.ä.) zu verpacken. Das muss dann eine Woche lang ein- bis zweimal pro Tag für eine Stunde belüftet werden, wenn es dann die richtige Konsistenz erreicht hat, kommt es fest verschlossen in den Kühlschrank und bleibt dort lange frisch, wird mit der Zeit sogar noch leckerer.
Oberstes Ziel meiner Bemühungen ist es, qualitativ hochwertiges Medizinalgras aus biologischem Anbau ohne Pesti- oder Fungizide zu erhalten und dabei das Risiko der Enttarnung so gering wie möglich zu halten.

Letzteres erreiche ich durch extreme Vorsicht in Sachen Geruchs- und Geräuschbelästigung, ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn und einen ansonsten unauffälligen Lebensstil, ich fahre auch nicht schwarz und halte mich im Straßenverkehr penibel an die Verkehrsregeln.

Die gewünschte Qualität meiner Medizin habe ich jetzt erreicht, als nächstes will ich die Quantität optimieren. Als Hanfbauer ist man schon bemüht auch die dem Aufwand entsprechende Quantität zu erlangen, da kann ich definitiv noch was machen. Zur Zeit ernte ich im Durchschnitt 300 Gramm aus den vier bis sechs Pflanzen, die ich im Schrank stehen habe.

So schaffe ich es, mit ein bis zwei Ernten pro Jahr immer ausreichend Medizin im Kühlschrank lagern zu können, ohne auf den Schwarzmarkt angewiesen zu sein. Eigentlich bin ich mit meiner Situation diesbezüglich ganz zufrieden, aber nach fast zwanzig Jahren Illegalität habe ich immer noch die Hoffnung, mein erworbenes Wissen und meine Erfahrungen eines Tages offen und legal teilen zu können, um damit anderen chronisch Kranken zu helfen.“

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