Donnerstag, 3. Februar 2011

Krieg gegen Drogen: Ein Krieg gegen Menschen

Pressemitteilung des Deutschen Hanfverbandes (DHV): NGOs starten eine internationale Kampagne gegen Menschenrechtsmissbrauch im Krieg gegen Drogen

Zivilgesellschaftliche Organisationen auf der ganzen Welt begehen den internationalen Menschenrechtstag durch das Starten einer globalen, sozialen Medienkampagne gegen die ausufernden Zahlen der Menschenrechtsmissbräuche, die sich im Namen des Kriegs gegen Drogen ereignen. Drogenbenutzer, „sozial Außenstehende“, Minderheiten, junge und unschuldige Leute, die ins Kreuzfeuer geraten, sind unter den Millionen von Individuen, denen im Laufe des 50jährigen Kriegs gegen Drogen die Einhaltung der Grundmenschenrechte verweigert wurden. Diese Organisationen werden soziale Medien nutzen, nicht nur, um für eine Änderung zu kämpfen, sondern auch um dokumentierte Beweise für die Menschenrechtsverletzungen aufzuzeigen, die im Namen von Drogenverbotsregimen begangen werden. Jeden Monat wird die Facebook-Fanseite der Gruppe unterschiedliche Arten von Menschenrechtsverletzungen aufzeigen mit dem Ziel, die Fans mit auf eine Reise zu nehmen, damit sie sehen, welcher menschliche Preis gezahlt wird, um eine „drogenfreie Welt“ zu erreichen.

Drogenarrestzentren
Die Guantanamo-Bays des Drogenkrieges

Die berüchtigten Drogenarrestzentren, zu finden hauptsächlich in Asien, werden das erste Thema sein, das von der Seite erkundet wird. Hunderttausende Drogennutzer und – in einigen Fällen – Personen, die von der Regierung als „sozial abweichend“ betrachtet werden, werden zusammengetrieben ohne Prozess oder Berufungsmöglichkeiten und zwangsweise zu Drogenbehandlungszentren geschickt, für Monate oder sogar Jahre. Diese Einrichtungen werden oftmals vom Militär oder öffentlichen Sicherheitsstreitkräften geführt, mit Mitarbeitern ohne medizinische Erfahrung.
Mehrere UN-Agenturen (UNAIDS, WHO, UNICEF und UNDP) und globale Fonds für AIDS, TBC und Malaria haben Reportagen über illegale Drogenbehandlungszentren und Menschenrechtsverletzungen in mehreren Ländern veröffentlicht. Sie fordern die Schließung derartiger Zentren und stattdessen die Schaffung von Gemeinde- und evidenzbasierten freiwilligen Behandlungsmöglichkeiten.

Die berüchtigtsten Zentren finden sich in Kambodscha, China, Vietnam, Thailand, Russland, Singapur und Laos.
Kambodscha
Personen, die Drogen konsumieren, egal ob süchtig oder nicht, werden generell behördlich erfasst und zu staatlichen Drogenbehandlungszentren geschickt. Anstrengende physische Übungen und Zwangsarbeit sind eine Schlüsselkomponente der „Behandlung“. Oft werden einzelne Personen gefoltert, sexuell attackiert, mit elektronischen Schlagstöcken geschlagen oder mit gewickeltem elektronischem Draht. Einzelne Personen werden in diese Zentren ohne medizinische Beurteilung oder gerichtliche Bewilligung und beaufsichtigte Behandlung geschickt. Im Jahr 2008 war ein Viertel der Insassen dieser Zentren 18 Jahre oder jünger. Sie werden mit Erwachsenen inhaftiert, zur Zwangsarbeit gezwungen und körperlich missbraucht.

China
Obwohl China sein Anti-Drogen-Gesetz im Jahr 2008 überarbeitete, indem es Drogennutzer als „Patienten“ bezeichnete und Programme zur Verschreibung von Methadon an Heroinsüchtige vorstellte, können Drogennutzer davon erst Gebrauch machen, wenn sie zweimal in Zentren zur Zwangsentgiftung waren, geführt von öffentlichen Sicherheitsbüros. In solchen Zentren müssen Drogenkonsumenten 12 Stunden am Tag unbezahlt arbeiten, bekommen Elektroschocks und müssen Schlagwörter wie „Drogen sind schlecht, ich bin schlecht“ singen. Außerdem erlaubt das überarbeitete Gesetz den Regierungsbeamten und Sicherheitskräften, Leute für bis zu sechs Jahren einzukerkern ohne angemessenen Prozess. Obwohl sie zur Rehabilitation verurteilt wurden, erhalten die Häftlinge keine wirksamen Behandlungen ihrer Abhängigkeit oder Fähigkeiten zur Reintegration in die Gesellschaft. Laut UNAIDS werden jederzeit eine halbe Millionen Menschen in Drogenarrestzentren gefangen gehalten.

Vietnam
Dort gibt es 109 Arrestzentren für bis zu 60.000 Häftlinge für fünf Jahre: Zwei Jahre für die Behandlung und drei für die Zwangsarbeiterfabriken in der Nähe der Anstalten. Wie in anderen Ländern haben die Häftlinge keinen Zugriff auf legale Hilfen oder einen fairen Prozess. In diesen Zentren wird ihnen eine beweisbasierte Behandlung für Drogenabhängigkeit verweigert, selbst bei akuten und schmerzhaften Entzugserscheinungen. Manchmal werden die Insassen zu stundenlanger Arbeit gezwungen, für einen Hungerlohn abzüglich Kost und Logis. Schaffen sie ihr Arbeitspensum nicht, werden sie isoliert und bestraft.

Thailand
Seit 2003 wurden tausende von Menschen in Drogenbehandlungszentren gezwungen, die von Sicherheitskräften geführt werden. Vor ihrer Behandlung erhalten die Häftlinge eine „Beurteilung“ für eine längere Zeit im Gefängnis, die oftmals harten, militärischen Drill beinhaltet. Wegen der strengen Natur dieser Zentren, die Gesundheits- und Menschenrechte unterwandern, lehnen Drogenkonsumenten staatlich gesponserte Hilfsangebote ab, aus Angst vor Strafverfolgung und Arrest.

Russland
In einigen Einrichtungen werden Drogenkonsumenten einer Peitschentherapie ausgesetzt. Sie werden während der Entgiftung mit Handschellen ans Bett gefesselt und ihnen wird Medikation zur Linderung ihrer schmerzhaften Entzugserscheinungen verweigert.

Singapur
Drogenkonsumenten können willkürlich für längere Zeit inhaftiert und bei Rückfall verprügelt werden, obwohl ein Rückfall ein üblicher Meilenstein bei der Überwindung einer Drogenabhängigkeit ist.

Laos
Drogenkonsumenten werden willkürlich in Boot-Camp ähnlichen Zentren untergebracht, die keinerlei evidenzbasierte Behandlung oder angemessene medizinische Versorgung bieten. Hunderte von Kindern sind unter den Häftlingen in diesen Zentren untergebracht und werden regelmäßig physisch und sexuell missbraucht.

Mehr unter www.ihra.net/files/2010/11/01/IHRA_BriefingNew_4.pdf.
Kontaktadresse:
Christopher Flores, Aspect Consulting,
+32 25 10 60 21 (t), +32 495 83 43 12 (m)
christopher@aspectconsulting.eu

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