Die meisten Leserbriefe, Anfragen, Statements zum tagesaktuellen Geschehen und Anregungen beantwortet oder kommentiert unsere Redaktion direkt per e-mail. Doch ab und zu präsentieren wir die Leser-Highlights der vergangenen Monate, die die Situation von Hanfkonsument/inn/en in unseren Augen am passendsten beschreiben:
Zum Thema Polizeikontrolle
Vorab: Das ist nicht der erste Leserbrief, der beschreibt, wie willkürlich das Vorgehen der Polizei in vielen Teilen Deutschlands ist, wenn der Verdacht besteht, dass jemand irgendwann mal gekifft hat. Was uns allerdings besonders erschreckt hat, ist die Tatsache, dass es sich bei dem Betroffenen nicht einmal um einen Konsumenten handelt, was der „Zwangs-Test“ ja dann auch bestätigt hat.
Schönen guten Abend liebes Hanf Journal-Team,
Mein Bruder geriet am 8.1.2011 in Nordrhein-Westfalen im Kreis Mettmann in eine willkürliche Polizeikontrolle im Straßenverkehr.
Der Beamte öffnete selbstständig die Fahrertüre, leuchtete meinem Bruder mit einer Taschenlampe in die Augen und unterstellte ihm Cannabiskonsum. Er hat nicht gefragt, ob mein Bruder Cannabis konsumiert hat, sondern gesagt: „Sie sehen so aus, als hätten sie Cannabis konsumiert“. Danach ordnete der Polizist eine Speichelprobe an: „Steigen sie mal bitte aus, wir machen jetzt einen Drogentest“. Keine Belehrung, dass dieser Test freiwillig ist und abgelehnt werden kann! Der Beamte kam schnellen Schrittes zurück zum Auto und erzählte meinem Bruder, dass der Test positiv ausgefallen ist und was mein Bruder dazu zu sagen habe. (Er hat ihn im Laufe des Verhörs auch gefragt, ob er nicht schon mal gekifft habe: „Schon mal am Joint gezogen? Oder ‚ne Nase Pepp gezogen?“ Mein Bruder meinte darauf hin nur, dass es unmöglich ist, dass der Test positiv ist, denn er ist kein Konsument. Worauf hin der Beamte endlich zugab, dass der Test NEGATIV war. Auch wenn alles gut ausgegangen ist, finde ich dieses diskriminierende Verhalten seitens der Polizei absolut inakzeptabel. Wer nicht über seine Rechte aufgeklärt ist, wird verarscht und sollte aufpassen, was er sagt – am besten verweigert man jegliche „Aussage“.
Hanfreund, per e-mail
Viele Ausführungen und irgendwie doch das selbe: Legal Highs
Foto: Archiv
Zum Thema „Legal Highs“
Wir haben ja schön des Öfteren beklagt, dass die neuen Räuchermischungen den wissenschaftlichen Grundlagen entbehren, die unabhängige Wissenschaftler und Konsumenten durch Forschung und nicht zuletzt durch Erfahrungen, die über Generationen weitergegeben wurden, über andere Drogen schon längst herausgefunden haben. Bei den „Legal Highs“, die allesamt aufgrund des längst überholten, unzeitgemäßen, aber immer noch geltenden Betäubungsmittelrechts entstanden sind, wird der Konsument als Testobjekt für Mängel oder gar Gefahren missbraucht. Das ist mitunter sogar lebensgefährlich, wie die Todesfälle beim GHB-Konsum gezeigt haben. Diese Herstellerpolitik ist weit verbreitet, bei Laptops oder Autos jedoch wird sie zurecht „nur“ als anmaßend und kundenfeindlich empfunden. Wenn es jedoch um berauschende Mittel geht, sind Leib und Leben der Konsumenten bedroht, besonders weil die Hersteller sich hinter Konsumwarnungen verstecken (müssen), anstatt Tipps zum Safer-Use zu geben (geben zu können). Ein Zuschauer unseres online-Magazins „exzessiv.tv“ hat uns nach Ausstrahlung von Folge 169 auf etwas aufmerksam gemacht, das uns zu denken gibt.
Kann es sein, das regelmäßige Konsumenten künstlicher Cannabinoide eine unglaublich hohe Toleranz gegenüber natürlichem Cannabis entwickeln? Oder liegt es vielleicht daran, dass unser noch jugendlicher Leser einfach zu viel geraucht hat? Habt ihr ähnliche oder gegenteilige Erfahrungen gemacht? Bitte schickt euer Feedback an leserbriefe@hanfjournal.de, wir freuen uns über jede Rückmeldung.
„Sweet Weed bei Grow a Million“ – Rückmeldung
„Guten Tag, ich bin schon lange Viewer eurer Videos und hab mir schon den ein oder anderen Tipp abgeschaut – danke.
Etwas zu mir, ich bin momentan noch 17 Jahre alt ( in 2 Monaten 18 ) und ich rauche Cannabis seit circa fast 2 Jahren (bisschen früh ;-), Anmerkung des Redakteurs). Da wir grad beim Thema Räuchermischungen sind:
Ich wurde im März 2010 mit 0,7 g Cannabis erwischt und hatte auch eine Gerichtsverhandlung. Da kam dann raus, dass ich insgesamt drei Urinproben abgeben muss. Ich durfte deshalb drei Monate kein Cannabis konsumieren, also musste was anderes her.
Kurzum: Ich habe mich über die neuesten Sachen informiert, und gekauft, gekauft, gekauft. Ich habe mittlerweile schon über 150 Tüten zu je ein, zwei der drei Gramm geraucht:
Von Lava Red, Amazonas über Monkees, Jamaican Spirit, Jamaican Gold, Bloom, bis hin zu Green Forest, etc.. Meine Freunde und ich haben wirklich alles ausgetestet.
Meine persönliche Erfahrung:
Jetzt, nach ungefähr sechs Monaten Konsum dieses Schmodders, hat sich die Welt verändert. Ich verspüre keine Wirkung mehr, wenn ich jetzt echtes Gras rauche. Hat sich mein geliebtes Cannabis verändert, frage ich mich? Nein, mein Körper.
Egal, ob ich ein oder acht Gramm Gras rauche, ich merke gar nichts mehr. So geht es meinen Freunden auch. Ich meine auch zu wissen warum:
Ich glaube, dass das überdosierte Cannabionid aus den Kräutern im gleichen „Sektor“ des Gehirns wirkt wie natürliches THC. Da ist es schnell passiert, dass sich eine hohe Toleranz gegenüber Gras bildet.
Dann wäre man zudem wieder gezwungen, den „legalen Schmodder“ zu kaufen, um high zu sein. Weil der so hoch dosiert ist, das er immer wirkt. Meine Meinung: Ich habe mit vielen Konsumenten, Shopbesitzern und Leuten aus unserer Szene hier gesprochen. Ich kann im Nachhinein nur warnen, es zu konsumieren.
Es macht nicht HIGH, es macht kaputt. Klar gefällt der Zustand einem erstmal. Aber nach mehreren Wochen existiert der Zustand nicht mehr.
Was ich mich frage: Warum ist das legale Mittel (Räuchermischungen) viel stärker, zudem ersten Erfahrungen zufolge schädlicher als Cannabis und trotzdem erlaubt. Diese „Mittel“ haben bereits bewiesen, wie „harmlos“ Cannabis im Vergleich zu ihnen ist.“
DJROX92, per email
Verhältnismäßig unverhältnismäßig
Polizeigewalt gegen Grower
Neulich klingelt es in der Redaktion und eine junge Dame steht völlig aufgelöst vor der Tür: Der Grund für ihren Zustand war eine gerade überstandene, zweiwöchige U-Haft sowie die Hausdurchsuchung, bei der die Polizei zwei Lampen, 80 Graspflanzen und knapp 250 Gramm Gras gefunden hatte.
Klar, Grasanbau ist verboten, also nach offizieller Lesart ein Verbrechen. Der Gesetzgeber unterscheidet nicht zwischen Eigenversorger und Großbauer, was zur Folge hat, dass so mancher Selbstversorger traumatisiert wird, weil er bei einer Enttarnung nicht nur mit Strafe rechnen muss, sondern zusätzlich mit unverhältnismäßigen Maßnahmen seitens der Polizei. Mögen manche sagen, dass sei doch normal, wenn man „halt erwischt werde“, schließlich erfüllen die Beamte nur ihre Pflicht und wissen nicht, was sie erwartet. Allerdings ist die bloße Schlichtung eines Familienstreits statistisch gefährlicher als der Einsatz gegen Grower. Wer unbewaffnet ist, niemanden bedroht oder festhält und sich bei der Festnahme nicht widersetzt, sollte eigentlich nichts zu befürchten haben.
Doch bei Hanfbauern ist das anders, wie nicht nur dieser sowie zahlreiche andere Erfahrungsberichte, die unserer Redaktion vorliegen, sondern auch die zahlreichen Einträge in den deutschsprachigen Grower-Foren belegen. Hat es ein Rechtsstaat, der seine sinnstiftenden sowie unsinnigen Gesetze vor einem ordentliche Gericht auch gegen Hanfbauern problemlos durchsetzt, nötig, einen Teil seiner Bürger/innen derart einzuschüchtern oder gar zu misshandeln? Selbst wenn sie einer Straftat, bei der es keinerlei Verdunklungsgefahr oder Personengefährdung gibt, verdächtigt wird? Macht euch selbst ein Bild:
„Ich habe zusammen mit meinem Freund schon eine Weile Gras angebaut, eigentlich nur für uns beide. Manchmal, wenn wir richtig gute Ernten hatte, habe ich auch mal was im Freundeskreis weitergegeben, zum Selbstkostenpreis von ungefähr zwei Euro pro Gramm. Wir habe bewusst nicht gedealt, sondern haben das Growen als Hobby betrachtet. Wir sind auch bis zu dem Vorfall beide regelmäßig arbeiten gegangen, jetzt sind wir aufgrund der U-Haft beide unseren Job los. Zuerst haben wir in unserer eigenen Wohnung gegrowt, dann, nachdem wir umgezogen waren, haben wir die alte Wohnung behalten, denn erstens brauchen wir manchmal ein wenig Abstand voneinander, und zweitens, um dort weiter zu growen. Die alte Wohnung war außerdem sehr günstig und unsere neue Wohnung für den Indooranbau einfach ungeeignet. Irgendwann muss dann der Hausmeister was mitbekommen haben und hat die Polizei verständigt. Als ich das letzte Mal nach den Ladies schauen wollte, hat mich ein Typ in DHL-Uniform gefragt, ob ich wüsste, wo XY wohne und ob ich hier wohne. Habe ihm ganz normal geantwortet und bin dann zum Gießen in die Wohnung verschwunden. Der DHL-Typ war, wie ich später bei meiner Festnahme gesehen habe, ein verdeckter Ermittler. Scheint eine verbreitete Methode zu sein, vor drei Jahren haben sie so einen Kumpel gestellt, der von einem „DHL-Zivilpolizisten“ ein Paket Samen aus Österreich per Nachnahme angenommen hatte. Als ich dann aus der Wohnung wollte, standen sie bereits wartend vor der Tür. Und dann ist das passiert, womit ich gar nicht klar komme: Mir war sofort bewusst: „Das war‘s“. Ich bin ganz ruhig geblieben, habe mich sofort „ergeben“.
Aber die Typen sind wie die Wahnsinnigen auf mich los, ich hatte beide Hände oben, keine Tasche, kein Rucksack, ‚ne Waffe hab ich noch nie in der Hand gehabt und laut war ich auch nicht. Trotzdem haben die mich so fest auf den Boden gedrückt, dass ich einen riesigen blauen Fleck hatte. Dann noch Handschellen und eine Augenbinde, absichtlich bei geöffneter Tür, damit es auch alle Nachbarn sehen. Auf die Frage, was die Augenbinde solle, gab mir der Beamte zur Antwort, ich solle vor den neugierigen Blicken der Nachbarn geschützt werden. Ach so.
Dass es auch anders geht, habe ich dann später mitbekommen. Die Festnahme meines Freundes und die anschließende Durchsuchung unserer neuen Wohnung liefen weitaus ruhiger. Zwar hat er jetzt auch Stress, aber keine blauen Flecken und kann aber nachts wenigstens durchschlafen. Ich verstehe bis heute nicht, wieso die Typen derart brutal waren. Hat keinem was gebracht und das Macho-Gehabe hat sicher keine Auswirkungen auf die Höhe meiner zu erwartenden Strafe. Bei Kinderschändern, Vergewaltigern oder solchem Pack verstehe ich, dass ein Polizist wütend ist und sich eventuell mal nicht beherrschen kann. Aber es ging hier um ein paar Graspflanzen, also bitte. Die wissen doch auch, dass ich durch die U-haft meinen Job als Krankenschwester und die Wohnung los bin.
Was soll das also?”