Montag, 31. Januar 2011

Wer bringt uns den Schwarzen?

Howard Marks ist’s sicher nicht mehr

Früher waren es europäische und amerikanische Hippies oder auch Geschäftsleute, die den Drogenschmuggel aus Afghanistan organisiert haben. Touristen oder Hippies gibt es dort schon lange nicht mehr und Geschäfte kann man im vom Krieg geplagten Land auch keine erwähnenswerten mehr machen, weil es selbst für Ausländer im von NATO-Truppen kontrollierten Kabul als Europäer lebensgefährlich ist, alleine auf die Straße zu gehen. Regelmäßige Linienflüge nach und von der Hauptstadt sind an einer Hand abzuzählen. Nichtsdestotrotz ist die Versorgungslage mit afghanischen Drogen in den USA und Europa bestens. Die angeblichen Drahtzieher, die Taliban, haben jedoch kaum Connections zu europäischen und US-Großdealern oder die Möglichkeit, ein weltweites Verteilungssystem aufzubauen.

Wie also kommen die Drogen aus Afghanistan zu den Konsumenten?
So genannte Hintergrundberichte von Journalisten vor Ort klären zwar oft die Frage, wie, von wem und mit wessen Hilfe Opium angebaut und innerhalb des Landes gehandelt wird: Geht es um den Export, ist immer nur von „international agierenden Drogenbanden“ zu lesen oder man zeigt einen armseligen Kurier, der durch die Berge mit einem Rucksack voller Rohopium Richtung Grenze verschwindet. Doch so viel Heroin wie im Westen ankommt, passt nicht in alle Rucksäcke des Landes zusammen. Der Weg zu den Usern bleibt immer im Dunkeln.
Ein bekanntes, kanadisches Internetportal behauptet nun, sogar Beweise dafür zu haben, was viele bereits vermuten: Das US-Militär bringe fast alles aus Afghanistan, was dort angebaut wird und törnt. Genauer gesagt soll es für 85 Prozent der Drogen-Exporte verantwortlich sein. Nach Angaben von presscore.ca haben hohe, ausländische Diplomaten dieses Vorgehen bestätigt. Präsident Karzei sei demnach von der CIA eingesetzt worden, damit die Geheimdienstler wie einst in Vietnam ungehindert mit seinen als Drogenbaronen bekannten Brüdern Geschäfte machen konnten. Ein Blick auf die Statistiken der afghanischen Heroin-Exportzahlen von 2001 bis 2009 widerspricht dieser Theorie nicht unbedingt. Seit die USA in Afghanistan sind, steigen die Heroin-Exporte kontinuierlich. Blieben immerhin noch 15 Prozent übrig, vorausgesetzt man traut den Zahlen der kanadischen Journalisten. Auch die werden wohl kaum von Privatleuten außer Landes gebracht. Wer, außer den Organisationen und Firmen, die die Kriegslogistik im Lande organisieren, hätte überhaupt die Möglichkeit, solch immense Mengen an Drogen außer Landes zu bringen?
Vergangenes Jahr erließ das Hamburger Landgericht eine einstweilige Verfügung gegen den NDR: Der Sender hatte kritisch über eventuelle Verstrickungen einer deutsch-mazedonischen Logistikfirma und den Heroinschmuggel mit Bundeswehrmaschinen berichtet, konnte die Anschuldigungen jedoch nicht belegen. Stellt sich immer noch die Frage: Wer bringt uns denn nun den Schwarzen, den es seit ein paar Jahren auf einmal wieder beim Dealer des Vertrauens gibt? Dazu die vielen Tonnen Heroin, die jedes Jahr aus Afghanistan nach Deutschland gelangen? Das geht nur mit Hilfe von Menschen, die sich in Afghanistan so frei bewegen können, um mit den örtlichen Händlern zu ins Geschäft zu gelangen und zudem über die entsprechende Logistik im Hintergrund verfügen. Wer immer das auch sei.

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