Dienstag, 5. Oktober 2010

Hanfboom in Prag

Die Cannabizz in Tschechien wird zum Besuchermagnet

Die erste Hanfmesse der Tschechischen Republik war überfällig. Das haben die über 12.000 Besucher der Cannabizz vom 17. bis 19.September 2010 eindrucksvoll bewiesen. Nicht nur aufgrund der relativ liberalen Gesetzeslage, sondern auch weil in unseren kleinen Nachbarland das Wort Toleranz noch mehr als eine leere Blase ist, wurden die drei Tage im Zeichen der Hanfpflanze ein voller Erfolg, zu dem auch das Sowjet-Team in Form von Konoptikum, Spliff, Konoplyana Prawda, Hanf Journal und exzessiv.tv als Mit-Organisatoren einen kleinen Teil beitragen durften.
Den exzessiven Messefilm zur cannabizz gibt es selbstredend demnächst auf www.youtube.de/exzessivdasmagazin.

Schon am ersten Tag, an dem traditionell eher Austeller und Händler zugegen sind, fanden im Prager Feierabendverkehr die Zuschauerströme den Weg Richtung Veranstaltungsort. Bei der Thomava Halle handelt es sich nicht um eine Messehalle im übliche Sinne, der riesige Gebäudekomplex erinnert an eine Industruine aus sozialistischer Zeit, in der dem Zeitgeist entsprechend auch in unregelmäßigen Abständen Theateraufführungen stattfinden. Also genau das Richtige für eine Messe, die sich ein wenig abseits vom Mainsteam bewegt. Zugegeben, einige Dinge wirkten aufgrund der baulichen Vorraussetzungen ein wenig improvisiert, jedoch immer im Detail liebevoll gelöst. All das sowie die Großzügigkeit der Halle, die trotz hohem Andrangs kaum Besucherstaus entstehen ließ, verbreitete eine gute Atmosphäre unter Besuchern und Austellern, die ihre Produkte aus allen nur erdenklichen Bereichen der Hanfkultur anboten:
Natürlich waren wieder zahlreiche Grow- und Headshops vertreten, viele davon aus der Tschechischen Republik, in der es mittlerweile in fast jeder Kleinstadt ein solches Fachgeschäft gibt. Auch der Nutzhanfbereich ist in Tschechien wieder kräftig auf dem Vormarsch und so konnte man an den verschiedensten Ständen Nutzhanfpflanzen bewundern und sich über deren Weiterverarbeitung zu Cremes, Kleidung oder Speiseöl informieren. Die Cannabinoidmedizin ist zwar in der Tschechischen Republik noch illegal, in der Praxis werden Menschen, die ein paar Pflanzen als Schmerzmittel oder Appetitanreger anbauen, aber nicht verfolgt. Auch in tschechischen Apotheken finden sich zahlreiche Cremes, Salben und allerlei andere Produkte auf Hanfbasis, selbstverständlich (noch) alle THC-frei oder -arm.
Auch die Stecklingshändler aus Österreich, Flowery Field und Botanix, konnten ihre nicht blühenden Mutterpflanzen ausstellen, ohne dass irgendjemand daran Anstoß genommen hätte.
Last but not least waren auch alle Samenbanken von Rang und Namen vor Ort und konnten fast unbehelligt arbeiten, lediglich der zu erwartende THC-Gehalt der jeweiligen Sorte musste in den ausgelegten Katalogen unkenntlich gemacht werden. Das ist zwar sonst in Tschechien anders, doch auf Messen ticken die Uhren nicht nur hier ein wenig anders, mehr dazu später.

Wie immer hat sich unser Team auch nach Tops und Flops umgeschaut, ohne jedoch wirklich Bahnbrechendes zu finden. Die fast nutzfreien LED-Ufos sind ganz verschwunden und die hochgepriesene, neue LED-Technik scheint sich noch nicht durchzusetzen, was unsere guerillia growing Redaktion schon vor einiger Zeit vorausgesagt hatte. LED-Leuchtmittel für blühende Pflanzen sind einfach noch nicht ausgereift. Der einzig echte Hingucker im Growbereich war das neue aeroponische System vom GrowTool: Für unter 500 Euro bietet die Grow In AG in Zusammenarbeit mit growTool das GrowDeck an: Hierbei handelt es sich um ein aeroponisches System, das mit hochwertigen Sprühdüsen, die im Gegensatz zu allen bisher erhältlichen Systemen einen feinen Sprühnebel erzeugen, anstatt nur gegen die Wurzel zu tropfen. Die Einzelteile des GrowDecks sind DIN-genormt, somit wirklich dicht und im Notfall sind in jedem Baumarkt passende Ersatzteile zu haben.
Ganz groß im Kommen sind auch in Tschechien die Vaporizer: Am Stand Verdampftnochmal.de, wo es fast alle hochwertigen Vapos, die zur Zeit in Europa auf dem Markt sind, zu bestaunen gab, bildeten sich ständig Trauben interessierter Zuschauer, auch wenn ab Tag zwei keine selbst mitgebrachten 😉 Kräuter mehr inhaliert werden konnten, um Ärger mit den ob der dichten Rauch- und Dampfschwaden unter der Hallendecke leicht vergrätzten Ordnungshüter zu vermeiden.
Ein großes Big Up geht von dieser Stelle auch noch einmal an Dipse: Der norddeutsche Waagenhersteller hat unser Team aus einer Notlage befreit und mit einem edlen „Aktivistengrinder“ ausgestattet, der uns während der gesamten Zeit beste Dienste geleistet hat.

Am zweiten Tag wurde die allzu öffentliche Kifferei den reichlich präsenten Zivilkräften zu bunt und sie verlangten vom Veranstalter, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Das war es dann mit dem Rauchen in der Halle, wer es dennoch tat, lief Gefahr, festgenommen zu werden.
So leider auch der bekannte Hanfaktivist und Breeder Soma aus den Niederlanden, der während seines Vortrages über Cannabis als Medizin festgenommen und fast 48 (!) Stunden wegen „der Weitergabe von Drogen“ festgehalten wurde, weil er seinen Joint weitergereicht hatte. Ein solch kleinkariertes Verhalten hätten auch wir von der Polizei vor Ort nicht erwartet, aber man muss auch immer daran denken, dass Hanf auch dort nur toleriert, nicht legalisiert ist und das kleine Land gerade in dieser Hinsicht darauf bedacht ist, kein Aufsehen zu erregen. Angst vor Schlagzeilen wie „Hanfparadies Tschechien“ sind nach der Berichterstattung der deutschen Medien der vergangenen Jahre nicht ganz unberechtigt. Wo solche Aufmerksamkeit hinführt, beweist eindrucksvoll das Beispiel Niederlande: Das Coffeeshop-Modell läuft immer mehr Gefahr, an der Gleichmacherei und dem Druck der anderen EU-Staaten zu scheitern. Mittlerweile herrschen selbst in Ländern mit liberalen Hanfgesetzen auf Hanf-Messen besondere Regelungen, um dem allzu öffentlichen Konsum Herr zu werden, was wieder mal die Doppelmoral einer „Tolerierung“ ohne gesetzliche Grundlage offenbart:
– In Basel kann man während der Cannatrade in jedem Hanflädli legal Hanfsamen kaufen – auf der zeitgleichen Hanfmesse gibt es dafür Festnahmen.
– In Prag konnte man ungestört vor dem Nationaldenkmal kiffen, während man in der Halle Gefahr lief, deshalb festgenommen zu werden.
– In Amsterdam konnte man auswählen, in welchen Shop man welche Sorte kauft und ungestört genießen. Auf der letzten Amsterdamer Highlife-Messe wurde sogar versucht, den Konsum komplett zu verbieten, selbst in den Raucherbereichen.
– In Österreich erklärt sich das Messehotel einfach komplett zum Nichtraucherhotel, selbstverständlich nur, während der vorwiegende Teil der Gäste auf der Hanfmesse tätig ist. Nach Ende der Messe darf wieder wie gewohnt in der Bar und den dafür vorgesehenen Zimmern geraucht werden.

Natürlich sind an so etwas nicht die Veranstalter schuld, die Ordnungshüter hören einfach mal zufällig genau zur Messe auf, wie sonst auch wegzuschauen, um daran zu erinnern, dass man der ganzen Sache einfach mal den Saft abdrehen könnte, wenn so eine Veranstaltung zu bekannt oder zu groß wird.

Nichtsdestotrotz herrschte die gesamten drei Tage eine sehr entspannte Atmosphäre und besonders in der von Eurosales gesponsorten Business Lounge konnte man bei einer gepflegten Sportzigarette interessante Gespräche über neueste Growtechniken, Produkte oder die besten Grassorten Prags führen. Am Ende hatte jeder das Gefühl, noch eine Menge verpasst zu haben, weil die Zeit einfach zu knapp war, die Informationsgier unserer Nachbarn zu befriedigen. Aber dafür gibt es ja dann schon bald die nächste Gelegenheit, denn in nur sechs Wochen geht es weiter: Vom 19. bis 21.November 2010 findet schon die nächste Hanfmesse in Prag statt. In den Messehallen von Holesevice trifft sich die immer größere werdende Hanfszene, natürlich auch unsere Konoptikum- Hanf Journal, Spliff und Konoplyana Prawda Redakteure, zum CannaFest, um auch dort wieder über die zahlreichen Anwendungs- und Nutzungsformen einer der ältetsen Kulturpflanzen der Menschheit zu informieren und daran zu erinnern, dass die Prohibition nicht mehr zeitgemäß ist.
Wir freuen uns.

And the winners are

Natürlich gab es auch wieder je einen Preis für den coolsten Stand und das innovativste Podukt:

Den Preis für den besten Auftrittt, den Cannabizz New Markets Award, hat das Hesi-Team eingeheimst, wofür es auf der kommenden Cannabizz 2011 eine Freifläche von 20m² sowie ein fettes Werbepaket vom Veranstalter gibt.

Das Produkt, das in der Gunst von Publikum und Veranstalter ganz vorne lag, war der Vapocane, den wir Euch ja schon im Hanf Journal vorgestellt haben und von dessen Wirkungsgrad sich unser Team vor Ort direkt überzeugen konnte :-).

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