Dienstag, 5. Oktober 2010

Hanf-Ernte-Zeit

Die Hanfblütenernte bei Nutzhanf

Über Nutzhanffelder zur Faser,- Schäben- und Samengewinnung haben wir schon häufiger berichtet, doch auch die (fast) THC-freien, legalen Blüten des Nutzhanfs haben eine Menge Anwendungsgebiete, von denen selbst die meisten Bauern, die in der EU zugelassene Hanfsorten kultivieren, wenig wissen. Momentan gibt es in Deutschland nur einen Betrieb, der sich der Weiterverabeitung von legalen Hanfblüten, grown in Germany, widmet: Hanf-Zeit.

Im Juni 1997 begann die Firma Hanf-Zeit mit einem kleinen Hanf-, Head-, und Growshop im westfälischen Detmold. Dort wurden langsam mehr und mehr Kontakte zur Hanfszene geknüpft. 1999 folgte dann der Umzug nach Steinheim. Als sich dann im Sommer des selben Jahres die Möglichkeit bot, ein kleines Nutzhanffeld zu ernten und zu verarbeiten, entstanden die ersten eigenen Produkte. Die Pflanzen wurden per Hand geerntet, nach alt bewährter Methode gebündelt und in großen, gut gelüfteten Scheunen auf Leinen zum schonenden Trocknen aufgehangen. Da sich so die Aromen am besten entfalten können und um eine höchstmögliche Qualität der Waren zu erzielen, verarbeiten und trocknen die Hanf-Pioniere aus Ostwestfalen ihre Blüten auf diese aufwendige Art und Weise und bürgen somit für einen hohen Rohstoffstandart.
Mittlerweile bringen die beiden Firmeninhaber Bianca und Stefan jedes Jahr aufs Neue eine fette, legale Hanfernte ein und verarbeiten Blüten und Blätter und Samen zu den verschiedensten Produkten, wobei ihr Angebot mittlerweile über 50 Artikel, vom ätherischem Öl über Hanföl , Kosmetika bis hin zu Wasserpfeifen-Tabak umfasst. Selbstverständlich alle THC-frei, lebensmitteltechnisch geprüft und legal.
Das exzessiv-Team hat die Einladung von Hanf-Zeit gerne angenommen, sich die Hanfernte und Verarbeitung einmal näher anzuschauen, das Video gibt es auf unserem exzessiv-channel.

Handarbeit

Angekommen in Steinheim interessieren sich die beiden exzessiven Reporter dann natürlich brennend für das Hanffeld, das ganz unauffällig hinter dem örtlichen Supermarkt wächst und gedeiht. Als wir ankommen, ist Stefan gerade dabei, eine Reihe Hanfpflanzen mit Hilfe einer am Traktor befestigten Schneidvorrichtung zu ernten.
Anders als bei der reinen Faserhanfgewinnung wird hierbei sehr behutsam vorgegangen, um so auch Blüten und Blätter weitesgehend zu schonen. Vor ein paar Tagen haben die fleißigen Helferinnen und Helfer bereits einen guten Teil der unteren Blätter abgeerntet, so dass jetzt nur noch der oberste Teil der Pflanzen Blüten und Blätter trägt. Der wird dann abgeschnitten und in der nebenstehenden Halle weiter verarbeitet:

Zuerst werden, ähnlich wie beim illegalen Cannabis-Anbau, die noch verbliebenen großen Blätter abgezupft, dann separat gesammelt und getrocknet. Zusammen mit den zuvor geernteten Blättern dienen sie so als Grundlage für viele Teemischungen.
Die verbleibenden Blütenstände werden jetzt zu Sträußen gebunden und zwei bis drei Wochen luftgetrocknet, im Gegensatz zur Schnelltrocknung bleibt so das volle Aroma der Pflanze erhalten.
Nun beginnt die eigentliche Weiterverarbeitung der Blütenstände:
Die Hanfblüten werden von Stiel getrennt, mehrfach handgesiebt und gereinigt, wobei Samen und kleine Ästchen entfernt werden. So entsteht das „Hanfblütenmehl“, die Grundlage für die Tee- und Backwarenproduktion.
Für die auch in der Apotheke erhältlichen Anti-Stress-Duftkissen werden ganze, stark duftende Blüten handverlesen und in Säckchen vernäht. Durch die Körperwärme werden die ätherischen Öle der Hanfblüten freigesetzt und entfalten so ihre wohltuende, entspannende Wirkung.
Last but not least fallen bei der Blütenverarbeitung eine Menge Samen an, die dem kleinen Familienbetrieb in der hauseigenen Ölmühle zu hochwertigen Hanföl weiterverarbeitet werden. Alle zwei bis drei Wochen, also immer frisch, kaltgepresst und somit reich an hochwertigen Inhaltsstoffen.
Hanföl ist ein hervorragendes und sehr wohlschmeckendes Speiseöl, einzigartig in der Natur ist sein Verhältnis von etwa 3:1. Linolsäure (50-70%) sowie Alpha-Linolensäure (15-25%). Diese langkettigen Fettsäuren, auch Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren genannt, üben einen positiven Effekt auf verschiedenste Stoffwechselvorgänge aus.
Nach getaner Arbeit zeigen Stefan und Bianca uns noch den ein paar hundert Meter entfernt gelegen kleinen Laden, in dem sie ihre hausgemachten Produkte sowie ein kleines Sortiment für die örtlichen „Cannasseure“ anbieten. Nebenan ist auch gleich die Küche, in denen die leckeren Hanfblütenkekse und allerlei Naschwerk hergestellt werden und fast noch ofenwarm zum Verkauf angeboten werden können. Wie ein Hofladen, eben nur für Hanf.

HANF-ZEIT
Lother Höhe 7
32839 Steinheim / Germany
Tel.: +49 52 33 / 99 74 76
Fax: +49 52 33 / 99 74 77

info@Hanf-Zeit.com

www.Hanf-Zeit.com

Mo.- Fr.: 13.00 – 18.30 Uhr

Ein Gespräch am Rande des Hanffelds:

“Fedora 32 mit Fliege”

Ha Jo: Hallo Bianca, Hallo Stefan.

Hanf-Zeit: Hallo Ha Jo.

Ha Jo: Seid ihr zufrieden mit der diesjährigen Ernte?

H-Z: Oh ja. Wir hatten zu Anfang Probleme mit dem Saatgut und mussten ein zweites Mal aussähen. Eigentlich viel zu spät, aber wie man sehen kann, ist es ja doch noch geworden. Dank des guten Wetters im Juli und einiger extra Stunden für die Bewässerung ist das Ergebnis dennoch gut.

Ha Jo: Nehmt ihr eigene Samen von den vergangenen Ernten?

H-Z: Nein, das geht aufgrund der EU-Verordnung zu Nutzhanf nicht. Es gibt einen Sortenkatalog, aus dem wir wählen können, wo wir welches Saatgut kaufen. Das Blöde dabei ist, dass der sowieso schon begrenzte Sortenkatalog nie verfügbar ist, wenn wir Saatgut einkaufen wollen. Wir haben dieses Jahr wieder mal die Sorte Chamaeleon, die wir eigentlich wollten, nicht bekommen. Außerdem sind bei der ersten Aussaat nur 10 Prozent der Samen gekeimt und wir mussten neues Saatgut besorgen.

Ha Jo: Also ist die Situation für Hanfbauern immer noch besonders?

H-Z: Auf jeden Fall. Anderes Beispiel. Ich kann meine Fasern nicht gewinnbringend verkaufen, weil hier in der Gegend zu wenig Bauern Hanf anbauen. Eie mobile Aufschlussanlage für Hanffasern lohnt sich nur, wenn mehrere kleine Bauern sich zur Ernte und Verarbeitung zusammentun oder wenn es wie in der Uckermark einen größeren, Hanf verarbeitenden Betrieb gibt. Wir sind in der Gegend die einzigen und bekämen noch nicht einmal die Produktionskosten wieder rein, wenn wir alleine so ein Gerät mieten oder gar kaufen.

Ha Jo: Trotzddem seid ihr mittlerweile Arbeitgeber und habt auch den Rückhalt der Alt-Eingessenen hier vor Ort?

H-Z: Ja, zur Erntezeit beschäftigen wir ja auch schon ein paar Leute aus dem Ort. Wir machen das ja schon über zehn Jahre hier und mittlerweile kennen uns alle und wissen auch, was es mit unseren Hanf auf sich hat. In den ersten Jahren hat wohl hier und da jemand versucht, ein paar geklaute Pflanzen zu konsumieren, und schnell gemerkt, dass es sich dabei um ein sinnloses Unterfangen handelt. Mittlerweile lassen sie den Hanf in Ruhe, bis wir selbst zur Tat schreiten.

Ha Jo: Auch die Polizei?

H-Z: Die kennt uns ja auch schon und weiß, dass wir ausschließlich zugelassene Sorten mit einem THC-Gehalt von nicht mehr als 0,2 Prozent anbauen. Wie fast überall auf dem Lande haben sich die Ermittler auch bei mir schon einmal per Hausdurchsuchungsbefehl von der THC-Freiheit unseres Anliegens überzeugt, aber seitdem lassen sie unseren Betrieb und uns eigentlich in Ruhe.

Ha Jo: Dann wünsche wir euch weiterhin viel Erfolg und eine erfolgreiche Ernte 2010. Tschüss und danke für das Gespräch.

H-Z: Tschüüs.

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