So eine Messe ist ja immer eine Vorbereitung wert. Und nachdem unser Matze sämtliche Reisetermine für ebenso sämtliche Redakteure und Legalizer festgelegt hatte, war ich ganz entzückt, Freitagmorgen um 3:00 in der Nacht aufzustehen, um eine Stunde später Richtung Ostbahnhof zu schlafwandeln. Die Stimmung erreichte ihren vorzeitigen Höhepunkt, als der Bummelzug letztendlich eine Stunde später losfuhr. Matze selbst hatte nachts zuvor ähnlich viel Spass mit den Eisenbahnern. Die Fahrt selbst erlebte ich im Halbschlaf, das teilweise äusserst wirre Gequatsche um mich herum hätte ich bei vollem Bewusstsein sowieso nicht ertragen. Eine halbe Stunde bevor die Messetore der Thámova-Hallen geöffnet werden sollten, erreichten wir die tschechische Hauptstadt. Steffen bemühte sich, ein gutes Tempo vorzulegen, doch an jeder Ampel zückte eine(r) aus dem Legalizer-Team einen Stadtplan und wusste es besser. Das regelmässige „Können-wir-uns-nicht-ein-Taxi-rufen?“-Genöhle machte den Weg mit schwerem Gepäck nicht angenehmer. Die Messe an sich übertraf in Sachen Besucherandrang und positivem Feedback alle Erwartungen. Allerdings war im Seminarraum meist noch genügend Platz, und ständig begegneten mir diverse Legalizer, die mit ihren akribisch vorbereiteten Vorträgen hektisch durch die Halle irrten. Zur Beruhigung des Gemüts war die „rollende Pizzeria“ mit Günther und Thilo immer wieder eine herzhafte Angelegenheit. Die flüssige Nahrungsaufnahme dagegen gab’s in der Business Lounge, in der man manchmal den Eindruck bekam, man wäre inmitten einer Legalisierungsdemo für tschechisches Bier, Sekt oder Desperados Red, auch wenn zwischendurch mal ein Becher Hanfkorn aus einer Wassermelone geschöpft wurde. Als ich das erste Mal in besagter Lounge auftauchte, kamen Assoziationen zu einem Swinger Club auf. Zumindest wunderte ich mich über den halbnackten Frauenkörper, den mein diskreter Blick hinter der Bar erhaschte. Freudig erregt lief ich am Sonntag auch in diese vermeintliche Kuschelzone, um 30 schmerzhaft-wohltuende Minuten später berichten zu können, dass dort ein professioneller Masseur für alle „Exhibitors“ for free einen verdammt guten Job machte – wie im Übrigen auch der DJ, der diesen Chill Out Floor drei Tage lang mit feinstem House und ganz bezauberndem Drum’n’Bass bespielte. Von Prag selbst habe ich leider viel zu wenig gesehen, aber der abendliche Spaziergang zur Karlsbrücke war mindestens so lustig wie Frau Chabalala auf der Messe und diese launische Rückfahrt mit dem Zug, den wir fast verpasst hätten … danke, dass ich das noch erleben durfte.
Abonnieren
Anmelden
0 Kommentare
Ältester