Mittwoch, 4. August 2010

Rolys Silberscheiben des Monats August

Ira Atari & Rampue: Just Fu**in Dance It
(audiolith)

Yeah, der gute Rampue ist wieder da, und die gute Ira Atari hat er gleich mitgebracht! Auf seinem Debütalbum „Elektronische Tanzmusik” (Cobretti Records, 2007) groovte er sich bereits mit Vocoder, Spielkonsolen- und 80s geschwängertem Synthie-Sound in mein Herz. Ich höre und liebe ja wirklich viel und sehr unterschiedliche Musik, aber das war echt mal wieder eines dieser ganz selten gewordenen Alben, die wie ein zeitloses Mixtape funktionieren – man kann es immer wieder rauf und runter hören. Nachdem Rampue gemeinsam mit Ira Atari in den vergangenen Monaten mit „My Name Is Ira” und „Space Rocket” bereits zwei digitale Appetizer rausgehauen hat, präsentieren die zwei jetzt mit „Just Fu**in Dance It” eine (auf CD) 11-Track-starke EP, die mit fröhlichen Proto-Dancefloor-Hymnen der später 80er und der Audiolith-typischen ElectroPunk-Attitüde Genregrenzen sprengt und für verdammt gute Laune sorgt. Mit hyperaktivem Future Power Pop und Ira’s charmant-frechen Stimme beweisen die beiden zum wiederholten Male ihr Gespür für die Tanzfläche und eine gesunde Portion Wahnsinn. Einzelne Tracks hervorzuheben wäre Quatsch, weil alle super sind. Aber ich mach’ gerne Quatsch, also: „Lucky“ und „On My Side“ sind meine absoluten Lieblingshits. Insgesamt alles schön catchy und mit dem sexy Groove, den das typische Nullerjahre Techno-Gebolze halt nie hatte. Hier geht die Sonne auf. Perfekt zum Start in den Tag. Endorphinausschüttung deluxe. Euphorie pur. Hymnen zum Abdrehen, die man einfach ganz arg lieb haben muss. Wenn nicht – mein Beileid!

www.myspace.com/musicbyira
www.myspace.com/audiolith
www.iraatari.de
www.rampue.blogsport.de
www.iraatarirampue.blogsport.de
www.audiolith.net


Au Revoir Simone: Night Light
(moshi moshi)

Zu ihren Inspirationen zählen Modest Mouse, Stereolab, Mountain Goats, Beach Boys, Björk, Belle And Sebastian und Billie Holiday. Ihren auf Vintage-Keyboards, einer Drum Machine und Handpercussions basierenden Sound beschreiben sie selbst als „warm and organic electronic music with forthright female vocalists“. Nach ihrem (in einer umgebauten Duschkabine aufgenommenen) Mini-Album „Verses of Comfort, Assurance and Salvation“ (2005) und dem Nachfolger „The Bird of Music“ (2007) gelang den drei Grazien Annie, Erika und Heather im letzten Jahr mit „Still Night, Still Light“ ein harmonieseliges Electro-Pop-Album, dessen verträumter Charakter u.a. den liebreizenden Mädchenstimmen des Brooklyner Trios zu verdanken ist. Verschwunden waren die Glocken, das Pfeifen und das Überschwängliche. Dafür aber entwickelte diese Platte mehr Intimität, mehr ruhige Momente, die nicht weniger schön sind. Auf „Night Light“ gibt es nun 13 Remixes, die zwischen herbstsonnengetränkter Leichtigkeit, filigranen Melodien, schwerelosen Synthie-Flächen, herzerweichenden Vocals und glänzend progressiven Beatstrukturen oszillieren. Vor allem „Shadows“ (Jens Lekman Remix), „Knight of Wands“ (Dam Mantle Remix), „Trace A Line” (Montag Remix), „Only You Can Make You Happy” (Deradoorian Remix) und „Take Me As I Am” (Max Cooper Remix) strahlen eine supermelancholische Wärme aus, die in Electronica-Gefilden ihres gleichen sucht und die ich seit Stereolab nicht mehr gehört habe. Merci beaucoup & Au Revoir Simone.
www.myspace.com/aurevoirsimone
www.myspace.com/moshimoshirecords
www.aurevoirsimone.com
www.moshimoshimusic.com


Rakaa (Dilated Peoples): Crown Of Thorns
(decon)

Dilated Peoples, der flotte Dreier aus Los Angeles, steht wie kaum eine andere Gruppe im HipHop als Symbol für durchschlagskräftigen, unabhängigen Indie-Rap. Die Referenz ihrer Massenansammlung an Hits, die die Heads lieben, muss man hier wohl nicht mehr bemühen. Nachdem DJ Babu und Evidence bereits ihre Soloprojekte vorgestellt haben, zieht nun auch Rakaa, der seinen zweiten Namen Iriscience vorerst abgelegt hat, mit seinem ersten Soloalbum „Crown Of Thorns“ nach und hat sich dafür sehr schicke Boom-Bap-Beats von Grössen wie The Alchemist, Exile, Sid Roams, Illmind und El-P gesichert. Der bekennende Graffiti-Artist verarbeitet hier seine gesamten Erfahrungen der letzten Jahre, in denen er viele Kulturen auf ausgedehnten Touren kennenlernen durfte. Neben dem globalen Aufeinandertreffen der Kulturmitglieder hat sich Rakaa seine eigenen Helden wie Mad Lion und dessen Mentor KRS-One ins Boot geholt, die mit ihren Features ganz sicher zu meinen Highlights gehören. Weitere namhafte Gäste wie Aloe Blacc, Krondon, Chali 2na (Jurassic 5), Fashawn, Defari und Partner Evidence erfrischen das 13 Tracks umfassende Werk. Das von DJ Babu produzierte „C.T.D.“ lieben die Motown-Fans, und Zulu-Nation-Style gibt’s mit dem von DJ Honda produzierten „Ambassador Slang“, auf dem Rakaa auf MCs aus Korea, Neuseeland, Hawaii und den Philippinen trifft, während „Mezcal“ als sommerliche Latino-Hymne begeistert. Spürbar lebt hier jemand HipHop in all seinen verschiedenen Facetten. So authentisch, dass keine Wünsche mehr offen bleiben. Sure Shot.
www.myspace.com/rakaa
www.deconrecords.com


Various: Party-Keller Vol. 3
(compost records)

Er ist ein international respektierter Plattensammler und einer der Top Rare Groove DJs der Welt. Was Florian Keller ausgräbt und auflegt, sind alte Perlen, verschollene Schätze und teilweise noch ungeschliffene Diamanten. Seine Party-Keller Auftritte sind legendär und seine ersten zwei Compilations der pure Hörgenuss. Mit viel Liebe werden hier Funk, Soul, Boogaloo, HipHop und Artverwandtes zu einem DJ-Paket geschnürt, dass es eine wahre Freude ist. Nach dreijähriger Recherche erscheint nun „Party Keller Vol. 3“ über das Münchner Vorzeige-Imprint Compost Records mit 16 Tonaufnahmen der Funk-, Disco- und frühen Rap-Ära, von denen mich vor allem das verspielte „2001“ (Mickey Erbe Orchestra), das verträumte „King Midnite“ (The Delta Rhythm Section), das sonnige „June“ (Gizelle Smith), die Disco-Rap-Nummer „This Party Is Just For You“ (Special Touch), und das spacige „Movin’“ (Gino Dentie) schwer begeistern. Party-Keller ist ein reines Funk-Ding. Kein Plattensammlertreff, bei dem schlechte Platten laufen, weil sie selten sind. Funk unter jedem Aspekt und ohne Klischees. Auf Florians Homepage liest sich das so: „No House (and Techno) without the Boogie and Electro, no Hip Hop or Drum & Bass without the Funk and the Reggae, obviously no 80s Electroclash without 80s Electro, and no intelligent music at all without the improvisational vein of Jazz.” Weltweit gibt es wenige DJs, die eine vergleichbare Reputation besitzen, und ich weiss nicht erst seit dieser Scheibe warum. These Are The Breaks … und das hier ist eine Blockparty mit Herz.
www.myspace.com/partykeller
www.myspace.com/floriankeller
www.party-keller.net
www.samurai.fm/partykeller
www.compost-records.com


Feindrehstar: Vulgarian Knights
(musik krause)

Neben den unzähligen Liveauftritten auf Deutschlands und Europas Brettern wurde im August 2006 die erste EP „Dancetrack“ auf Sonar Kollektiv veröffentlicht. Im Jahre 2008 war die siebenköpfige Band aus Jena Preisträger des Bundeswettbewerbs „creole–Weltmusik aus Mitteldeutschland“. Im Drehkreuz realer Live-Performance als Club-Entertainment präsentiert Musik Krause nun ihr Debütalbum „Vulgarian Knights“. Für die Aufnahmen dazu begab sich die Band gemeinsam mit Axel Reinemer und Immo Wischhusen (Flowin Immo) ins Jazzanova Studio nach Berlin. Produziert wurde die urban arrangierte Klangarchitektur von Michel Baumann (Soulphiction/Jackmate). Als eine Einheit von virtuosen Kompositeuren mit echten Tonwerkzeugen filtern sie die wichtigsten Essenzen aus HipHop, Jazz, House, Funk und Worldmusic heraus und präsentieren eine berauschende Verbindung des Funktionalen mit dem Ornamentalen. Aus purer jamlastiger Spielfreude züchten sich famose Entladungen von Blas- und Tasteninstrumenten – mal schroff im Funk, mal feinsinnig im Jazz, mal ausufernd improvisierend. Während Tracks wie „Knochenbrecher“ und „Fete de la Kita“ mit Charme vor sich hin swingen, kommt die Freude am Tanzen mit groovigen Club-Nummern wie „Arabikanana“ und dem mitreissenden „FelaFresh“ – der Titelsong „Vulgarian Knights“ ist schön verspielt und relaxt, und in der „Happy Hour“ strahlt die Sonne. Feindrehstar versprechen kein abgehobenes Kunsterlebnis, aber dafür ordentlich Rambazamba durch die Welt der unerschöpflichen Natur des Rhythmus.
www.myspace.com/feindrehstar
www.feindrehstar.de
www.musikkrause.de

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