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Siebbeutel sind ü b e r f l ü S s i g
In der April-Ausgabe des Hanf Journals haben wir euch eine bisher vernachlässigte Methode der Wasser-Eishaschherstellung vorgestellt. Ohne feine Siebe hatte Henk allerfeinstes Haschisch von unschlagbarer Qualität aus seinen Schnittresten herausgewaschen. Die in Europa verbreitete Siebtechnik bei der Herstellung von Wasserhasch hingegen konnte da definitiv nicht mithalten.
Die Testgeräte aus Ausgabe 04.10
Also haben sich unsere beiden Experten hingesetzt und lange nachgedacht. So sind sie zwar auf die ein oder andere Idee gekommen, woran das gelegen haben könnte, zufrieden waren sie jedoch nur mit dem Ergebnis, nicht mit ihrer Theorie. Deshalb haben sich die beiden Growexperten aufgeteilt: Henk hat sich in Amsterdam von guten Freunden noch einmal gut selektierte Schnittreste organisiert (98,5 Gramm) und Kimo hat sich auf die Suche nach mehr Informationen über die traditionelle Methode zur Haschherstellung ganz ohne Siebe begeben. Fangen wir mit Henk an:
Der Test
Auch dieses Mal hat der niederländische Kleingärtner wieder den XTR 1000 benutzt. Dieses Gerät aus den USA beschleunigt das Ablassen der Kristalle durch eine spezielle Schlauchkonstruktion, lässt sich mit ein wenig Zeitaufwand jedoch mit zwei Eimern, einem Spanngummi und einer alten Gardine auch prima selber konstruieren. Nach dem 60minütigen Einweichen der getrockneten Blattreste wurde das Gemisch wiederum 60 Minuten gerührt. Dabei war nach 10 Minuten der Schlauch zum ersten Mal, nach 40 Minuten zum zweiten und nach einer Stunde fast zum dritten Mal voll. Insgesamt konnte Henk nach Trocknung und Pressung 17,5 Gramm Bubble Hasch von außergewöhnlich hoher Qualität in den Händen halten, bei 98,5 Gramm ist das eine Ausbeute von 17,7(!) Prozent. Wiederum ohne Siebe benutzt zu haben. Also noch ein wenig besser als beim letzten Mal, es lag also definitiv kein Mess- oder Verfahrensfehler vor.
Die Recherche
Zur selben Zeit hat Kimo herausgekriegt, dass es bei der ganzen Sache nicht nur um Qualität, das beste Haschisch oder die bestmögliche Ausbeute geht, es geht schlichtweg um‘s gute alte Geld.
Denn für jede der beiden Methoden gibt es Geräte, an denen ein paar Leute eine Menge Geld verdienen.
Sowohl Siebbeutel als auch der XTR sind nicht gerade günstig in der Anschaffung, wobei der XTR oder ein vergleichbares Gerät in Europa gar nicht mehr zu haben sind. Wieso?
Die Erfinder des XTR haben sich im Jahre 2000 nicht nur ihr Gerät, sondern auch die Methode in den USA und 2006 auch in Europa patentieren lassen. Das heißt, jeder der irgendetwas verkauft, das auf dieser Variante der Wasser-Eishaschgewinnung beruht, müsste den Erfinder des XTR fragen und/oder seiner Firma Lizenzgebühren zahlen. Das machen in Europa mit Ausnahme einiger Großhändler wenige, weil sie dadurch das Patent anerkennen würden. Die meisten Hersteller, darunter auch die zwei weltweit größten, behaupten, bei der Siebbeutel-Methode handele es sich um ein anderes Prinzip als bei der Wasser-Eishaschgewinnung. Das wiederum macht den Kimo stutzig:
Werden die Trichome nicht bei beiden Methoden mit Hilfe von vier Grad kaltem Wasser von den Blättern getrennt, um sie dann später vom Wasser zu trennen? Wo liegt da der Unterschied? Die Siebe sind der signifikanteste, und wenn man sich die Gebrauchsanleitungen bei den Siebbeuteln durchliest, fällt zuerst auf, dass dort auch nichts von einer notwendigen Einweichzeit getrockneter Blätter steht.
Die ist aber bei dieser Methode immens wichtig, da die Blätter ansonsten nicht geschmeidig genug sind, brechen und kleinste Teilchen an den Trichomen hängenbleiben, die dann mit den Harzteilen absinken. Henk hatte das beim direkten Vergleich Siebbeutel vs. XTR 1000 (Ausgabe 04.10) bedacht und die Knipreste in beiden Geräten über 90 Minuten einweichen lassen. So war ein direkter Vergleich noch aussagekräftiger.
Das Hasch ohne Siebe war definitiv sauberer als das gesiebte, die Ausbeute war quantitativ gleich, qualitativ aber Welten voneinander entfernt. Während bei der Siebmethode nur ein Bruchteil des gewonnenen Haschs höchste Reinheit aufwies (die 27µ und die 40µ Siebung), enthielt beim XTR ein Großteil des Endprodukts kaum Pflanzenteile.
Das Buch
Im Buch „Haschisch“ von R.C. Clarke* wird die traditionelle Wasserhaschmethode sogar beschrieben (S. 184, S.295), allerdings am Beispiel von sehr kleinen Mengen in Wassergläsern.
Extraktion mit Wasser – Hier noch ohne Siebe…**
… bringt „Baba Bob“ auf einmal Siebe ins Spiel. Alle Trichome die kleiner als das letzte Sieb sind, gehen nun verloren***
Der Autor stellt dann auf den nächsten Seiten eine „Weiterentwicklung“ dieser einfachen Methode für größere Projekte als das Wasserglas vor, auf der wahrscheinlich alle Missverständnisse in Sachen Wasser-Eishaschgewinnung beruhen: Anstatt einfach die Glasmethode in größeren Behältern durchzuführen, stellt der Autor den „Baba Bob‘s Aqua-X-Tractor“ vor.
Beim „Baba Bob‘s Aqua-X-Tractor“ sind auf einmal Siebe im Spiel ( siehe Abb.). Wozu? Das Pflanzenmaterial bleibt sowieso oben, die Harze fallen auch ohne Sieb nach unten. Genauso sauber wie bei einer Essig-Öl Flasche aus dem Geschenkeladen. Große und kleine Trichome trennen? Wer trennt nach der Ernte große von kleinen Erdbeeren, um dann Brei draus zu machen? Der Pflanzenanteil und die Art und der Anteil der enthaltenen Terpene (ölige Geruchs- und Geschmackstoffe) sind für die Qualität und das gute Aroma von Haschisch verantwortlich, nicht die Größe der Trichome. Henk hat beim Praxistest auch noch festgestellt, dass man die Qualität ohne Siebe wunderbar durch die Rührzeit steuern kann. Während in den ersten 20-30 Minuten wirklich nur reine Trichome ohne Pflanzenanteil herabrieseln, kommen danach immer mehr anhaftende Chlorophyll-Teilchen mit, das Wasser wird grün-braun und deshalb wird die Qualität des Haschs mit zunehmender Rührdauer ein ganz wenig schlechter. Es enthält jedoch, im Gegensatz zum Beutelhasch aus den gröberen (80-160µ) Siebungen, keinerlei sichtbaren Pflanzenteile, lediglich der Teint ist ein wenig grünlicher. Entscheidend für die Qualität sind deshalb nicht die Siebe, an denen bleiben zudem durch den Strudel beim Mixen oder beim Hochziehen kleine Schwebeteilchen hängen, die bei der Schwimm-Sinktrennung später wieder an die Oberfläche gestiegen wären. „Baba Bobs Aqua-X-Traktor“ würde ganz ohne Siebe, dafür aber mit einem Auslass für das trichomhaltige Wasser am Boden, viel bessser funktionieren.
Diese Sink-Schwimmtrennung ist den Chinesen seit über 4000 Jahren in der Medizin bekannt, deshalb war der so genannte Erfinder der Wasser-Eishaschgewinnung 1981 sicher nur der Überbringer uralter Traditionen an die westliche Welt. Seitdem überlegen viele, wie man mit diesem uralten Wissen Geld verdienen kann.
Leider war „Baba Bob‘s Aqua-X-Tractor“ dann Grundlage für alle Säcke, wie auch immer sie heißen. Dass deren Verkaufspreis den Materialwert um das Zigfache übersteigt, könnte man vielleicht akzeptieren, wenn es sich um eine gute Idee, die klug vermarktet wird, handelt. Doch was die Sache bei den Säcken dann wirklich heikel macht, ist die Tatsache, dass sie den Trennungsprozess im Prinzip stören und so im Vergleich zur traditionellen, sieblosen Trennung noch schlechter geeignet sind als Baba Bob‘s „Erfindung“. Denn das Herausziehen der Beutel nach oben verwässert das Haschisch noch schlimmer. Es verursacht einen Strudel, der die Sink-Schwimmtrennung wieder rückgängig macht und so kleine Pflanzenteile mit den Trichomen durch das Sieb wandern, die vorher an der Oberfläche geschwommen sind. Kurzum: Das Endprodukt ist schlechter als beim Einsatz einfachster Mittel und kostet eine Menge Kohle.
Die Verwirrung über das Prinzip der Sink-Schwimmtrennung geht soweit, dass selbst ein Hersteller eines vom Prinzip her guten Gerätes den Gebrauch seines eigenen Produkts falsch erklärt. Beim „Top-Zeef“ Ice Hasch Eimer müsste man nach dem Rühren den Eimer lediglich in einen 45 Grad Winkel stellen und eine Weile warten. Dann könnte man das trichomhaltige Wasser einfach durch einen Kaffefilter ablassen. Fertig. Das mitgelieferte Sieb lässt leider einen guten Teil der Trichome durch und wenn man das Gerät laut Gebrauchsanweisung bedient, bleibt die Hälfte der Kristalle ungenutzt am Boden des Eimers, weil das Auslassloch nicht bündig mit dem Eimerboden ist.
Wer das alles nicht glaubt, kann ja mal folgendes ausprobieren (am Computermodell, nicht in echt und nicht in Deutschland):
Die einfachste Methode zur Wasser-Eishaschgewinnung hat Henk in der April Ausgabe beschrieben, im Prinzip genau so wie es R.C. Clarke auf dem Foto abgebildet hat.
Nachdem die Pflanzenreste aus dem Glas vorsichtig abgeschüttet wurden, nehme man das trichomhaltige Wasser und kippe es durch fünf Siebbeutel (27-160µ) und danach noch durch einen Kaffeefilter.
Man wird feststellen, dass …
-die Qualität in allen Sieben gleich ist, egal wie groß die Trichome sind.
-im Gegensatz zur Beutelmethode auch im groben Sieb keine Grünfärbung zu sehen ist
-auch im Kaffeefilter nach dem feinsten Sieb noch einiges enthalten ist, was sonst in den Ausguss gewandert wäre.
Wer möchte, kann das so gewonnene Hasch-Wassergemisch dann noch einmal durch Siebe von 27- 80µ gießen.
Dann kann man sehen, dass die Qualität bei allen Siebungen identisch ist, obwohl die Trichome jetzt ganz fein nach Größe sortiert sind. Erdbeermarmelade aus kleinen, süßen Erdbeeren schmeckt halt genauso wie eine aus großen, süßen Erdbeeren des gleichen Feldes. Sehr lecker und genau gleich.
Fazit:
Henk und Kimo können nur davon abraten, zur Herstellung von reinstem Haschisch unter Verwendung von Wasser und Eis Siebe zu benutzen, da es die traditionelle, effektivste Methode im wahrsten Sinne des Wortes qualitativ verwässert. Leider wird auf dem europäischen Markt kein erschwingliches, vernünftiges Gerät zur Wasser-Eishaschgewinnung angeboten, ein Import eines solchen Gerätes aus den USA ist aufgrund der anfallenden Zollgebühren sehr kostenintensiv. Doch auch die einfache Konstruktion mit zwei Eimern, einem Mixer und einem sehr groben Sieb, die man unter icecold.org bestaunen kann, bringt mit ein wenig Geduld wirklich erstaunliche Ergebnisse.
*R.C. Clarke: „Haschisch – Geschichte, Kultur, Inhaltsstoffe, Genuss, Heilkunde, Herstellung“ – AT Verlag, 2000, Aarau, Schweiz.
(Original: „Hashish!“, Red Eye Press, 1998, Los Angeles, USA)
**Foto: Extraktion mit Wasser S. 184.
***Illustration: Baba Bobs Aqua-X-Tractor S. 296.
Mit freundlicher Genehmigung vom AT Verlag.
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