Dienstag, 30. Juni 2009

Rolys Silberscheiben des Monats Juli

J Dilla: Jay Stay Paid
(nature sounds)

„Only the good die young“ – Betrachtet man Ereignisse um Künstler wie Tupac Shakur, Notorious BIG, Big L alias Lamont Coleman oder Jay Dilla, dann sieht man dieses Sprichwort schnell bestätigt. Und so erscheinen auch nach dem jeweiligen Tod immer wieder Nachlasswerke. Im Falle von J Dilla, der vor mehr als drei Jahren an der systemischen Autoimmunerkrankung Lupus starb, wurden in den letzten Monaten „The Shining“, die beiden Re-Issues „Ruff Draft“ und „Champion Sound“ mit Madlib, „Jay Love Japan“ sowie die „Dillanthology I“ veröffentlicht. J Dilla trotzte der Krankheit bis zum Schluss, und bewies noch auf seinen letzten, im Krankenhaus entstandenen Aufnahmen sein außergewöhnliches Gespür für Samples, die er in minutiöser Kleinarbeit solange verfremdete, bis der völlig neue, melodisch-jazzige Neo-Soul entstand, für den J Dilla stilprägend wurde. Das vielfältige Schaffen des Detroiter Ausnahmetalents wird nun auch mit „Jay Stay Paid“ posthum gewürdigt. Das Werk enthält 25 bisher unveröffentlichte Beat-Produktionen, die auf alten Floppy Laufwerken und DATs entdeckt und von Pete Rock wie eine Radio-Show gemischt und arrangiert wurden. Obwohl es eigentlich eher als ein Instrumentalalbum zu betrachten ist, gibt es auch Vocals von u.a. Blu, M.O.P., Phat Kat, Danny Brown, Black Thought, DOOM, Havoc, Raekwon und Illa J zu hören. Meine Top-Favoriten sind „In The Night / While you slept (I Crept)”, „caDILLAc”, „Reality Check”, „Glamour Sho75 (09)” und der „Make It Fast Mega Mix”. Für die Überwachung des Projekts und die Auswahl der unveröffentlichten J Dilla Beats zeigt sich dessen Mutter Ms. Yancey a.k.a. Ma Dukes verantwortlich, die hier ganz im Stile ihres Sohnes zu handeln vermochte. Erstklassig – ich verneige mich!
www.myspace.com/jdilla
www.myspace.com/naturesoundmusic
www.nature-sounds.net


Recordkingz: Heavyweight
(nature sounds)

Vor zehn Jahren veröffentliche Juliano Creator zusammen mit seinem Partner Sip Spex unter dem Namen „The Creators“ sein Debüt-Album „The Weight“ (u.a. mit Mos Def & Talib Kweli, Craig G, Consequence, El de Sensei und Diamond D). Endlich erscheint nun wieder ein schwergewichtiges Album des Produzenten, der schon für Nas und den Dilated Peoples Remixe anfertigte. Für „Heavyweight“ hat Juliano allerhand Prominenz verpflichtet, die alle ihren hohen Erwartungen gerecht werden. Nach einem kurzen Skit kommt QB-Veteran Tragedy Khadafi auf die Bühne und liefert eine sehr ordentliche Vorstellung auf dem unglaublich schönen „I Cried“ ab. Anschließend lädt uns Joell Ortiz mit „Take A Walk With Me“ zu einem kleinen Spaziergang durch New York einlädt, zu dem ODB die Hook beisteuert. Neben hörenswerten Tracks von The Beatnuts, Little Brother und Evidence überzeugt erwartungsgemäss Guilty Simpson auf „Hip Hop Throwback“ mit einem der besten Beats auf diesem Album. Mobb Deep erfreuen mich mit „Heat“ auch endlich mal wieder, Glasses Malone glänzt auf „Da Money“ und Problemz dramatisiert eindrucksvoll „Pay Your Respects“, bevor Craig G, Will Pack And K Major mit „Keep It Coming“ wieder für gute Laune sorgen. Schließlich geben sich noch Phil Da Agony, Montage und Mo Money die Ehre und lassen es mit „Bad Cats“ anständig jaulen. Und nach „Juliano On The Cuts“ und einem nachdenklichen Song von Aasim kümmern sich Chalice & Ruk mit „Keep On“ um ein aufmunterndes Finale. Die Limited Edition der CD enthält zusätzlich die Instrumental-Versionen, womit man sich diese verdammt guten Beats nochmal frei von den Vocals reinpfeifen kann. Feine Sache!
www.myspace.com/julianocreator
www.recordkingz.com


Various: King Size Dub Vol. 69 – 15 Years Of Dubspin
Dubblestandart – Lee Scratch Perry & Ari Up: Return From Planet Dub
(echo beach)

Nach zwölf erfolgreichen Ausgaben der „King Size Dub“-Compilation-Reihe feiert Echo Beach mit Ausgabe Nummer 69 sein 15jähriges Jubiläum. Und das experimentierfreudige Label liefert wieder eine sehr gelungene Werkschau, so beginnen M&M auch gleich mit einer Dub Version des Martha & The Muffins Klassiker „Echo Beach“. Bekannt von jüngeren Veröffentlichungen sind bereits Dubmatix, Smoke und die Sam Ragga Band, doch wie vielseitig Dub sein kann, beweisen hier auch die Australier Deepchild feat. Andy B mit ihrem Cover des Specials-Track „Racist Friend“ und die legendären Ruts DC, die den 80er Tune „Accusation“ in ein neues, brilliantes Gewand stecken. Dubxannes „Walking On The Moon“ ist eine schöne Reminiszens an die großartige Band The Police, und auch meine Ängste vor einer unwürdigen Cover-Version von Falco’s Kult-Ballade „Jeanny“ haben sich in Wohlgefallen aufgelöst – Dub Spencer & Trance Hill sei gedankt. Wer nach „I Do Voodoo“ Lust auf mehr verspürt, kann sich auf das Album der Wiener Kollaboration von Dubblestandart mit Dub-Legende Lee „Scratch“ Perry & Ari Up freuen. Zurück vom Planeten Dub swingen hier die Basslines und Perrys Gequatsche wurde wohltuend auf ein Minimum reduziert, nur der dreckige Schlafzimmer-Text von „Fungus Rock“ durfte wohl nicht gekürzt werden. Neben sehr coolen Neuinterpretationen von „Chase The Devil“ und „Blackboard Jungle (Dub)“ hat der große Jean-Michel Jarre sein berühmtes Synthie-Requiem „Oxygene 4“ für eine Adaption freigegeben – und Meisterregisseur David Lynch toastet darüber! Ja, Dub ist die Kunst, durch Reduktion und Manipulation von Hall und Rauch etwas Neues zu schaffen. Dub ist aber vor allem die ekstatische Freude am Echoeffekt. Und das hier ist ein Manifest für die Kraft dieser Musik.
www.myspace.com/kingsizedub
www.myspace.com/dubblestandart
www.echobeach.de


Nattyflo: Soulgefühl
(rootdown records)

Konsequenz und Gelassenheit sind zwei Attribute, die ihn wirklich auszeichnen. Nach den letzten Produktionen „Wochenend“ (2002) und „Immer Vorwärts“ (2005) ist es nun Zeit für das neueste, 13 Songs umfassende „Soulgefühl“. Zusammen mit Thilo Jacks alias Teka, seiner „One Drop Band“, Ganjaman und House Of Riddim ist Nattyflo hier wieder eine zuverlässige Adresse für Roots Music mit Tiefgang. „Soulgefühl steht in konsequenter Linie mit den Vorgängern und setzt inhaltlich auf das Themendreieck
„Liebe / Freundschaft, Gesellschaftskritik und Musikkultur.“ Der Titeltrack ist eine schön schwingende Liebeserklärung an die Reggaemusik, während sich „My Space“ thematisch um Bewegung und Vernetzung dreht. Mit dem Dancehall-Anti-Stress-Hit „Blumen“ gibt er der Männerwelt ein paar Tips im Umgang mit den Damen, die kritische Naturhymne „Weissagung der Cree“ dagegen orgelt sich an alle. „Wir haben das Recht auf Machtkritik“, skandiert Nattyflo in „Tacheles“, wenn es um Willkür, Polizei, Lauschangriff und Onlinespione geht. Feinsten Rootsreggae zum Runterkommen gibt es mit dankbaren Tunes „Suche nach Glück“ und „Rundungen“, bevor mit bluesiger Akustikgitarre schön entspannt „Kein Stress“ ausgelebt wird. Nach der Frage „Wo bleibt der Verstand?“ Richtung G8 und dem Hochzeit-Song „Tropical“ für ein frisch vermähltes Pärchen hat Nattyflo gemeinsam mit Nosliw, Maxim, Mono & Nikitaman anlässlich des siebenjährigen Jubiläums von Rootdown (2007) eine respektvolle, groovige Hommage an das Label eingesungen. Ein authentisches Album mit sonnigen wie kritischen Vibes. Darüberhinaus wünscht sich Nattyflo mehr Feuer an alle Unterstützer der Baobab Familie (www.baobab-family.org), die Waisenkindern und von AIDS betroffenen Familien hilft.
www.myspace.com/nattyflo
www.nattyflo.de
www.rootdown-records.com

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