Freitag, 29. Mai 2009

Rolys Silberscheiben des Monats Juni

Nneka: To And Fro
(yo mama)

Nach ihrem Debütalbum „Victim Of Truth“ (2005) wurde sie nicht nur von der britischen Sunday Times mit Lauryn Hill verglichen. Die Sängerin Nneka, deren Wurzeln in Nigeria liegen, ist eine Ausnahmekünstlerin, die ihre ehrlichen und politischen Texte mit viel Gefühl und Herzblut singt. Dabei verbindet sie afrikanische Einflüsse mit westlichen Beats. Als Einflüsse und Vorbilder gibt sie neben Fela Kut und Bob Marley auch Mos Def, Talib Kweli, Mobb Deep und The Fugees an. Wie die meisten Afrikaner, die in der westlichen Welt unterwegs und von mangelndem Wachstum und Stabilität in ihrer Heimat betroffen sind, suchte sie nach Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Die Wahlhamburgerin kam mit 19 Jahren in die Hansestadt, um neben ihrer Gesangkarriere auch einen Abschluss in Anthropologie zu machen. Sie tat sich mit dem DJ und Produzenten Farhot zusammen, mit dem sie ihre Texte musikalisch untermalt. Ihr Kultstatus unter gut informierten Soul/Roots-Kennern durfte sich mit der Veröffentlichung ihres zweiten Longplayers „No Longer At Ease“ und der Single „Heartbeat“ endgültig ändern. Mit dem 3-CD-Pack „To And Fro“ kann man in die weitläufige Welt von Nneka eintauchen, ihre facettenreiche Stimme immer wieder neu entdecken und sich auf eine ereignisreiche Reise durch die multikulturellen Einflüsse der jungen Nigerianerin entführen lassen. Neben ihren zwei bisherigen Alben hat das selbsternannte „Warri Girl” Nneka auch eine CD mit Remixes, Live-Versionen, B-Seiten und einer Handvoll neuer Songs sowie all ihre Videos in das Package gepackt. Eine starke Odyssee in Soul und Afro-Beat mit Groove, Herz und Stil!
www.myspace.com/nnekaworld
www.yomama.de


Koalas Desperados: Koalas Desperados
(rootdown records)

„Koalas kennt man als freundliche und friedliche Kreaturen. In Wahrheit können Koalas aber auch sehr rebellisch sein. Eine neue Art ‚urbaner Immigranten-Koalas’, die man ‚Koalas Desperados’ nennt, bevorzugt ausser Eukalyptus noch fette Beats und das Brechen von Regeln. Ab und zu begeben sich diese Koalas auf eine Pilgerreise an einen geheimen Platz im urbanen Dschungel. Dort treffen sie sich mit anderen Koala-Rebellen, um ihrem speziellen Desperados-Sound zu huldigen und ihre spirituelle Botschaft zu verbreiten: Legalize Eukalyptus!“ So lautet die sinngemässe Übersetzung des Album-Intros. Und hinter diesem Projekt stecken nicht etwa in die Karibik ausgewanderte Australier, sondern ein von Rootdown Produzent Thilo „Teka“ Jacks und seinem alten Schulfreund Manar el-Abed ins Leben gerufenes Soundnetzwerk globaler Art. 17 Musiker und 17 Vokalisten aus 15 Nationen sind nach Köln gekommen, um eine gelungene Melange aus Reggae, Soul, Afro-Beat, World-Folk und allerlei herkunftsabhängigen eigenen Styles und Einflüssen aufzunehmen. In ihren Heimatländern bekannt, sorgen hier neben deutschen Klettertier-Abenteurern wie D-Flame, Nosliw, Laura Lopez-Castro und Maxim auch Paco Mendoza (Argentinien), Bezegol (Portugal), Macaco und Nubla (Spanien), Korbo (Burkina Faso), Jaqee (Schweden / Uganda) oder Lhabanero (Kuba) für zwanglose Internationalität. Man muss nicht erst Brehm’s Tierleben bemühen – wie es sich mit den Koalas sozial verhält, kann ja in einer Enzyklopädie nachgelesen werden. „Als nachtaktive Tiere besitzen Koalas ein gutes Hörvermögen.“ So ist der Name bei diesem organischen Soundclash mehr als nur Programm.
www.myspace.com/koalasdesperados
www.rootdown-music.com


Rotfront: Emigrantski Raggamuffin
(essay recordings)

Als ich kürzlich mit meiner Schwester und meinem Vater in dessen Geburtsstadt Leipzig fuhr, überlegte ich mir, was wohl unser Soundtrack für die Autobahn werden könnte und stiess auf die „RotFront“, die mir aus guten Gründen prädestiniert dafür schien. RotFront ist die Hausband des Berliner Kaffee Burger. Das Burger wiederum ist der Geburtsort und die No. 1 Location der legendären Russendisko. Mit ihrer Organisation als Kollektiv und ihrem High-Energy-Gebräu, das vielfältige musikalische Referenzen kennt, passen sie in die Riege anderer Kollektive, die von der Hauptstadt aus die Welt erobert haben. Und so nickten wir im Auto zu Polka, Klezmer, Ska und Cumbia, denn „die Musik von RotFront ist nicht nur gut, sie ist auch ein Beitrag in Sachen Völkerverständigung. So wie die Russen mit Rammstein-Texten Deutsch lernten, können nun die Deutschen mit RotFront auf Russisch, Ukrainisch, sogar auf Ungarisch mitsingen.“ So erklärt es Wladimir Kaminer, und der Name des Albums „Emigrantski Raggamuffin“ sagt schon viel über den humorvollen Mix aus osteuropäischen Folkloretypen und heissen Rhythmen aus. Um Russendisko-Vater Yuriy Gurzhy und Simon Wahorn versammelten sich Akkordeonist Daniel Kahn, das blechgewaltige Bläsertrio Max Bakshish, Dan Freeman (Saxofon) und Anke Luchs (Posaune) sowie Drummer Jan Pfennig (Human Sampler). Die weibliche Stimme liefert die ungarische Schauspielerin Dorka Gryllus, und gemeinsam mit dem Berliner Produzenten Kraans De Lutin (Tiger HiFi, Martin Jondo, Culcha Candela) wurde dieses amüsante Album aufgenommen. Die gute Laune funktioniert hier auch ohne Vodka. Fuel for your Sovietoblaster!
www.myspace.com/rotfrontberlin
www.essayrecordings.com


La.Mia.Bocca: The Journey
(lamiabocca records)

Nachdem die Originalversion längst ausverkauft und ein hochdotiertes Sammlerstück ist, kommt hier nun ein leicht verändertes Revival des Debutalbums aus dem Jahr 2005 mit vier neuen Titeln! Wenn ich was von einer „Kombination aus Klassik und Pop“ lese, kommt mir (schön voreingenommen) meist das Frühstück wieder hoch, da man dort billigen Kitsch erwartet und ihn meistens auch bekommt. Mit La.Mia.Bocca betritt nun das erste Studio- / Live-Projekt die Bühne, das allerdings äusserst stil- und eindrucksvoll klassische Stilelemente und Opernarien mit elektronischen Sounds verbindet. Die romantischen und melancholischen Melodien von Giaccomo Puccini waren dabei die grösste Inspiration. Mit viel Respekt und Liebe zum Detail haben La.Mia.Bocca Arien aus Puccinis „Tosca” sowie aus „La Wally“ von Alfredo Catalani und „Lakme“ von Léo Delibes zeitgemäß interpretiert und produziert. Indische Tablas und Sitars treffen auf Electro Beats, minimalistische Sequenzer mischen sich mit japanischen Taiko Trommeln, ostinate Basslines bilden das Fundament für die Warschauer Symphoniker, und zu himmlischen Chören wird William Blake’s „Garden of Love“ zitiert. Ein Ausnahmesong ist sicherlich „Ocean Of Sadness“, bei dem Puccinis „Madame Butterfly“ Pate stand. Die Musik beschreibt die Schönheit der Einsamkeit und des Schmerzes, der Enttäuschung und der unerfüllten Liebe – über allem schwebt engelsgleich die wunderschöne Stimme der Sopranistin Olivia Safe. Ein sehr leidenschaftliches Werk auf höchstem Niveau mit der so wichtigen Mixtur aus Dramatik und Entspannung.
www.myspace.com/lamiaboccamusic
www.lamiabocca.com

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