Uups, schon wieder Mitte April und der Redaktionsschluss ist zum Greifen nah. Nur stapeln sich auf meinem Schreibtisch immer noch alle möglichen Dinge, denn ich stecke mitten in der Wohnungsrenovierung. Und trotzdem, das Spielen habe ich nicht vergessen und so stelle ich euch in dieser Ausgabe drei Spiele ab 10 Jahren vor. „Im Schutze der Burg“ von Eggertspiele, „One more Barrel“ vom italienischen Verlag Giochix und von Sirius Games „Heroes of the World“.
Strategie
One more Barrel …
… hab ich auf der Spielemesse erstanden, weil mir sowohl Thema als auch die Illustration gefallen haben. Der Inhalt des Kartons besteht aus einem leider etwas klein geratenen Spielplan, einem Haufen Holzspielfiguren und einer leider etwas unübersichtlichen Regel. Dafür fassen die Kurzregeln alles Wichtige zusammen. Der Spielplan zeigt irakische Provinzen sowie zahlreiche Tabellen und Leisten für all die Werte, auf die es im Spiel ankommt.
Wie der Name „One more barrel“ schon sagt, geht es um Öl. Die zwei bis fünf Spieler repräsentieren einen Regierungschef eines westlichen Staates, die dem Irak das Öl klauen wollen, um am Ende des Spiels als reichste Nation zu gewinnen. Eingeteilt in drei Phasen, die jeweils vier Rundend dauern, müssen die Staatschefs zuerst das Land einnehmen, indem sie die nationalen Truppen aus dem Weg räumen. In Phase zwei kommen die Rebellen, die die Ölausbeute vermiesen können und während der Übergangsregierungs-Phase wird zusätzliches Öl produziert, dass allerdings mit der Regierung geteilt werden muss. Die Spieler, deren Einfluss am höchsten ist und/oder die die meisten Gebiete ausgebeutet haben, werden am Ende des Spiels auch mit dem Regierungsöl ihren Reibach machen.
Wer dran ist, hat zwei Aktionen pro Runde. Zur Auswahl stehen: Bestechung der Massenmedien, das heißt, je höher der Wert umso mehr Truppen können ohne Kosten zu verursachen in den Provinzen stehen; Erwerb und Bewegung, mit dieser Aktion werden Truppen und Nachschub ins Spiel gebracht und bewegt. Bauen umfasst drei Möglichkeiten: 1. Bau von Gebäuden wie Polizeistation, Raffinerie, Lagerhaus oder Ölleitung. 2. Erwerb von Einflusspunkten, die gegen die Rebellen und am Ende des Spiels wichtig sind. 3. Verträge schließen, die am Ende 1:1 in Geld eingetauscht werden. Wer die Aktion Ölproduktion wählt, kann in allen eigenen Provinzen Öl produzieren, insofern er genügend Nachschub vor Ort hat. Wer dringend Kohle braucht, hat folgende Möglichkeiten, er macht entweder die Aktion Geld oder Neue Steuern, letztere erhöhen allerdings den Pazifismuswert. Die letztmögliche Aktion ist die Spielerreihenfolge zu ändern, denn wer zuerst kommt, kann sich die beste Aktion aussuchen.
Waren alle Spieler zweimal dran, kommt die Überprüfung am Rundenende: Zuerst werden die Kämpfe der Spieler gegen die nationalen Truppen ausgetragen, pro Runde ein Würfelwurf. Die Truppen bekämpfen nur die nationalen Truppen, gegeneinander kämpfen die Spieler nie. Ganz im Gegenteil, sie können sich im Kampf sogar unterstützen. Denn es kann eine Weile dauern bis die nationalen Truppen vertrieben sind und endlich Öl gefördert wird. Ab Phase zwei kommen nach den Kämpfen die Rebellen dran, die gut aufgerüstet ebenfalls angreifen können. Polizeistation und viele Truppen helfen, die Rebellen im Zaum zu halten. Dann wird der Pazifismuswert der neuen Situation angepasst, zu viele Verluste und Kämpfe lassen ihn nach oben schnellen und gehen mit finanziellen Verlusten einher. Als nächstes ist der Ölpreis dran, in Phase drei wird jetzt zusätzlich Öl produziert. Vor allem aber holen die Spieler jetzt Öl nach Hause, um in späteren Runden daraus, möglichst viel Geld zu machen. Wurde in einer Runde kein Öl vekauft, steigt der Ölpreis, verkauft einer, steigt er nur aufgrund des Pazisifsmuswertes und sobald mindestens zwei Spieler verkaufen, sinkt der Preis. Jetzt noch die Spielerreihenfolge überprüfen und eine neue Runde beginnt.
Um alle Aspekte des Spiels zu beleuchten, fehlt es an Platz. Aber dieses Spiel ist klasse: Thema, Ausführung, Ausstattung, alles passt, es dauert zwar ein paar Spiele, bis die Zusammenhänge klar sind, aber dann stehen spannenden Ölkriegen nichts mehr im Weg. Empfehlenswert!
Taktik
Heroes of the World …
… ist eine Kombination aus Brett- und Kartenspiel. Schick sind auf alle Fälle die Miniaturen, die schon mehr her machen als einfache Holzklötzchen. Eingeteilt in zwei Abschnitte, Altertum und Neuzeit, geht es jeweils darum, in möglichst vielen Gebieten möglichst viele Punkte abzukassieren, denn es gewinnt, wer am Ende die meisten hat.
Während im Altertum nur um die Hälfte der Gebiete gerungen wird, sind es in der Neuzeit alle. Welche Aktionen ein Spieler machen kann, geben die ausgespielten Karten vor. Zwei davon hat jeder von Anfang an auf der Hand. Wer dran ist, nimmt eine neue Karte und spielt eine aus. Auf den Karten stehen die Aktionen, die da wären: in bestimmte Gebiete Helden einsetzen, blind gezogene Fortschritte in den Provinzen platzieren, Kämpfe gegen Mitkonkurrenten führen und Einkommen kassieren. Je nach Persönlichkeit kann der eine gut kämpfen, der andere bringt dagegen mehr Geld. Jedes Gebiet besitzt eine Leiste für Fortschritte, sobald diese voll ist, wird das Gebiet gewertet und wer die meisten Helden in dem Gebiet hat, bekommt die volle Punktzahl, der zweitplatzierte die Hälfte und der dritte immerhin noch den Wert des niedrigsten Fortschrittplättchens.
Das war es schon. Die Regel ist kurz und einfach, das Spiel hat trotzdem seinen Reiz. Vor allem der Ausgang der Kämpfe ist unberechenbar. Ein Würfelwurf und das gewürfelte Symbol entscheiden über Sieg oder Niederlage, dabei ist es völlig egal, wie viele Helden im Gebiet stehen. Da kann es passieren, dass der Angreifer seine Truppen verliert, der Verteidiger flieht oder nur Kohle geplündert wird. Doch die ist nicht zu unterschätzen, denn am Ende seines Zuges kann ein Spieler gegen Bezahlung entweder Figuren in ein anderes Gebiet schicken oder eine Zivilisationskarte kaufen, die nicht nur Punkte sondern auch Vorteile im Spiel bringt.
Viel mehr braucht man zu diesem Spiel nicht zu sagen, es besticht durch seine Einfachheit, seinem witzigen Kampfwürfel und ist trotzdem taktisch genug, dass es auch Vielspielern auf alle Fälle als Einstiegsspiel für einen längeren Spieleabend Spaß bringt.
Bauspiel
Im Schutze der Burg
Eine Burg soll gebaut werden, die Spieler sind angetreten, die wertvollsten Teile der Burg zu vollenden, um anschließend auf den frei gewordenen Plätzen Gehilfen zu platzieren, um am Ende das beste Punktekonto zu haben. Auf dem Spielplan werden sämtliche zu bauende Teile von Turm über Haus bis Brunnen oder Bergfried aufgebaut und jedem Spieler ein Kartenset in die Hand gedrückt. Jede Karte bedeutet eine Aktion, sobald ein Spieler nur noch den Baumeister auf der Hand hat, muss er ihn spielen und bekommt alle Handkarten zurück. Sollten in dieser Runde außerdem Gebäude errichtet worden sein, kassiert der Baumeister gut mit ab. Aber der Reihe nach. Zu Beginn jeder Runde wählen die Spieler eine Handkarte aus und legen sie verdeckt hin. Die ausgespielten Karten werden in vorgegebener Reihenfolge ausgeführt, und eine neue Runde beginnt. So kommt jeder Spieler im ganzen Spiel zwölf Mal dran und es gibt viel zu tun. Da muss Geld herangeschafft werden (Bote und Maurer, wenn er baut), Rohstoffe besorgt werden (Händler, Maurer, Arbeiter, Steinmetz), die wiederum verbaut werden. Bauen können Arbeiter, Steinmetz und Maurer, wobei letzterer Kohle und keine Siegpunkte fürs Bauen bringt. Außer beim Arbeiter können nach dem Bauen noch Gehilfen bezahlt und eingesetzt werden, die am Spielende Punkte bringen und auch da gibt es viele Möglichkeiten: Silber, Tore, Häuser, Rohstoffe, unbesetzte Felder, eigentlich kann man aus allem Kapital schlagen, hat man die richtigen Plätze belegt und Gebäude gebaut. Ein Bauspiel wie jedes andere, werden jetzt viele denken. Aber das ist es nicht, denn wer baut, muss mindestens drei Rohstoffe verbauen und passend bezahlen. Und an diesem Punkt wird es spannend. Denn alle Gebäude kosten gerade Summen, Rohstoffe haben aber auch ungerade Werte. Wer an diesem Spiel Spaß haben will, muss zumindest addieren können. Denn ohne geht es nicht.
Eine echte Strategie für den Sieg habe ich nicht gefunden, ein wenig auf die anderen Spieler achten, zur rechten Zeit bauen und Gehilfen einsetzen, bevor jemand anderes die besten Plätze wegschnappt. Aber auch der Baumeister ist nicht zu unterschätzen, denn er kassiert mit, wenn Gebäude gebaut werden. „Im Schutze der Burg“ ist ein Aktionskartenausspiel-Optimierungsspiel, allerdings mit vielen Möglichkeiten.