Wir haben Post bekommen. Von einem Hanf-Gärtner aus der Schweiz, wo der Hanfanbau ja noch legal ist. Es sei denn, man baut die fast weltweit geächtete Pflanze zur Gewinnung von Rauschmitteln an. Aber wir gehen natürlich davon aus, dass Jochen* nur Nutzhanf in den eigenen vier Wänden anbaut, um sich Tees zu kochen, Duftkissen zu füllen oder Salben zuzubereiten.
2009, Schweiz
Grüezi, Servus und Hallooo liebe „Journalies“ (Leser desHanf Journals)!! Hier ist der Jochen aus der Schweiz mit einem Super-Hydro Growreport.
Da ich es leid war, schlechten Hanf zu konsumieren, habe ich kurzum beschlossen, „Kleinstgärtner“ zu werden. Im Nachhinein war ich von meinem Grow so sehr begeistert, dass ich ihn gerne mit den Lesern des Hanf Journals teilen möchte.
Da ich, wie wohl viele der LeserInnen, gerne und recht viel Hanfblüten-Tee trinke und dazu noch eine durstige Freundin an meiner Seite habe, habe ich mich für eine Grow-Box mit den Maßen 300cm X 300cm X ca.220cm (Länge x Breite x Höhe) entschlossen. Ich habe im bürgerlichen Leben einen sehr gut bezahlten Job und musste bei der Auswahl meines Equipments nicht unbedingt auf‘s Geld achten. Weil wir Schweizer ja sowieso auf Qualität und Präzision stehen, habe ich mir eine „Creme de la Creme“ Box zusammengestellt. High-End vom Feinsten für ungefähr 5000SFr.- (3000€), die Materialien für die Box nicht mitgerechnet.
Hier ist meine Einkaufsliste:
2 Fließtische a 250cmX100cm + 2 Kisten a 55 Liter für die Nährlösung
4 NDF Lampen a 400 Watt + Adjust a Wings Reflektoren
1500 m³ schallisolierter Lüfter für Abluft (Eurotech)
1500 m³ Aktivkohlefilter „Profi-Line“
1000 m³ Lüfter für Zuluft (Eurotech)
Klimakeeper (Digital) von Kuhlmann für perfektes Raumklima
Grow-Check Kombo zum Messen von pH-und-EC-Wert
1 Wandventilator mit Fernbedienung (Eurotech) für gute Luftzirkulation und stabile Pflanzen 🙂
150 Töpfe (10cm x 10cm)
2 x Aquariumheizung sowie kleine Pumpen für die Zirkulation der Nährstofflösung,
Spritzflasche, Pipette, Messbecher, jede Menge s/w Folie, Gaffa-Tape, etliche Schrauben und Nägel, Hacken und diverses Werkzeug, Pflanzenjojos, Erntesiebe in verschieden Stärken (für das Tee-Extrakt); Scheren, Einweghandschuhe und ein kleines Radio, um die Geräuschkulisse etwas zu harmonisieren (lieber Klassik-Musik als Lüftergeräusche für den Nachbarn:).
Als Growmedium habe ich mich für Oasis Flox entschieden, die wiegen nicht viel , sind einfach in der Handhabung und ziemlich pH- neutral.
Die Zusätze:
Hydro-Dünger von House of Garden, pH-minus (63%tige Phosphorsäure), Rootsexcalator, Super-Vit von Hesi, Neem-oil von Ceraflor.
Zuerst habe ich die Riesenbox aus Spanplatten zusammengebaut, das Material dafür habe ich mir aus dem Baumarkt besorgt. Das hat noch einmal 150 SFr.- (100€) gekostet. Dann musste ich erst einmal zwei Tage basteln, bevor es ans Ausschmücken ging . Innen habe ich alle Wände mit schwarz/weiß Folie ausgekleidet, um dann den wasserdichten PVC Belag für den Boden sorgfältig zu verlegen. Als nächster Schritt sind beide Lüfter und alle vier Lampen dank der mitgelieferten Haken recht schnell und problemlos zu installieren. Die Tische stelle ich so hin, dass man jeweils an einer Seite entlanglaufen kann, um sich um die Mädels zu kümmern.
Der Grow:
Nachdem alles soweit fertig ist, stehen auf den Tischen je 75 erstklassige Stecklinge, die mir ein guter Freund besorgt hatte. Bei den Sorten läuft einem das Wasser im Mund zusammen.
Es handelt sich eigentlich um zugelassene Schweizer Outdoorsorten, zur besserenen Orientierung oder einfach nur zum Spaß gebe ich ihnen folgende Namen:
Orange Butt, Skiwa Skank und Plunk(PL).
Nach einer guten Woche Wachstum hab‘ ich die Mädels dann in die Blüte geschickt. Der pH- wert war anfangs konstant bei 6,0, gegen Ende der Blüte habe ich ihn dann auf 5,6 gesenkt. Beim Ec-Wert war ich ein wenig vorsichtig, da unser Leitungswasser hier leider sehr kalkhaltig und somit nicht optimal für Hydro ist. Ich habe mit einem Ec-Wert von 1,2 angefangen, was allerdings nur bei sehr gut bewurzelten Pflanzen funktioniert. In der vierten und fünften Blütewoche habe ich die Düngergabe dann bis auf einen Wert von 2,2 mS gesteigert, um in der sechsten Woche „nur“ noch 1,8 mS zu „fahren“. Die letzten zehn Tage habe ich selbstverständlich mit klarem Leitungswasser gespült, um alle Rückstände aus den Pflanzen zu spülen.
Dank des Grow-Check-Kombo habe ich die Zeit über relativ konstante Werte gehabt, wie sich an der Frucht unschwer erkennen lässt. Der Ertrag meines Big Project kann sich auch sehen lassen, ich habe am Ende von beiden Tischen insgesamt 1200g feinste Hanfblüten ergärtnert. Dies dürfte für meine gierige Freundin und mich auf jeden Fall bis zur nächsten Ernte reichen:D
Ach ja, ich vergaß zu erwähnen, dass ich natürlich kein blutiger Anfänger bin. Ich hatte mich schon als Teenager auf einem Quadratmeter als Outdor-Gärtner versucht und war selbst sehr überrascht, dass ich mein Know-How, selbst nach so vielen Jahren, problemlos auf eine große Grow-Box übertragen konnte. Ich möchte Euch mit diesem Brief zeigen, dass es keine Wissenschaft ist, guten Hanf auf einem hydroponischen Medium zu growen. Es bedarf lediglich großem Interesse für die Pflanzen und dem eigenen Anspruch, guten Tee zu trinken.
Liebe Grüße an die Redaktion und allen LeserInnen, Jochen