Dienstag, 10. März 2009

Kopjäger – Katz und Maus mal andersrum

Texas: Ex-Drogenfahnder mischt Medien und Behörden auf

Barry Cooper war einmal ein erfolgreicher Drogenfahnder in Texas. Nachdem er Jahre damit verbracht hatte, Kiffer zu jagen und einzusperren, haben sich sein Gewissen sowie sein Verstand gemeldet und er wechselte die Seiten. Seitdem hat er mit seinen beiden Projekten Nevergetbusted und Kopbusters eine Menge Aufsehen erregt. Nevergetbusted ist ein Projekt, das HanfkonsumentInnen Tricks verrät, damit man nicht in Konflikt mit dem Gesetz gerät. Kopbusters hat sich zur Aufgabe gemacht, illegale Ermittlungsmethoden der Drogeneinheiten sowie korrupte Polizeibeamte zu enttarnen. Barry war so freundlich, dem Hanf Journal im Januar ein Interview zu geben, in dem er uns ein wenig von sich, über seine Arbeit und natürlich sein Lieblingsgras erzählt hat.

Hanf Journal: Hi Barry
Barry: Hi

Ha Jo: Wie und warum hat sich deine Wandlung vom „Saulus zum Paulus“ vollzogen?
Barry: Als amerikanischer Polizeibeamter habe ich gelernt, dass es meine Aufgabe sei, dem amerikanische Volk zu dienen sowie Leib und Leben unserer Bürger zu beschützen. Der „War On Drugs“ tut genau das Gegenteil. Er ist viel gefährlicher für unsere Bürger als die Drogen an sich. Er basiert auf Prohibitionsgesetzen, die schon in den 1920er Jahren beim Alkohol nicht funktioniert haben.
Genau wie die Prohibition im letzten Jahrhundert Al Capone und all die anderen Gangster hervorgebracht hat, schaffen Drogenverbote erst die Grundlage für kriminelle Strukturen und Gewalt. Unglücklicherweise trägt unsere Regierung diesen Krieg weltweit aus. Der Grund, aus dem Marihuana weltweit illegal ist, ist: Die USA.
Als ich merkte, wie falsch das (mein Job, Anmerk. der Redaktion) ist, hat sich meine Einstellung geändert. Sowie es jeder verantwortungsvolle Mensch, egal ob Deutsche/r, AmerikanerIn, KanadierIn oder MexikanerIn, machen sollte, sobald sie/er sicher eines Fehlers bewusst wird. Das dauert nicht mal zwei Jahre. Wenn man gemerkt hat, dass zwei und zwei nicht fünf, sondern vier ergibt, geht das ganz schnell.
Sobald ich gemerkt hatte, dass ich mit meiner Arbeit als Polizist unsere Bürger nicht beschützt oder ihnen gedient habe, habe ich den Dienst quittiert.
Und jetzt beschützen und schützen wir durch unsere Arbeit die Menschen vor der Polizei, deren Beschützer eigentlich genau diese Institution sein sollte.

Ha Jo: Du hast in einem Deiner neueren Projekte für landesweites Aufsehen gesorgt, indem du den Ermittlern eine Art Falle gestellt hast: Zwei Weihnachtsbäume unter Hochdruckdampflampen reichten den Cops, das betreffende Haus illegaler Weise zu durchsuchen und du konntest so beweisen, dass die Anti-Drogeneinheiten illegale Ermittlungsmethoden benutzen. So wie zuvor Yolanda Madden, der ein verdeckter Ermittler Hanf untergeschoben hatte und die, trotz eindeutiger Zeugenaussagen, zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Wie sieht die neuste Entwicklung in diesem Fall aus?
Barry: Die Texas Rangers, eines unsere höchsten Exikutivorgane, hat entschieden, zu ermitteln. Die Texas Ranger ermitteln im Normalfall immer dann, wenn es um Polizei-interne Korruption geht.

Ha Jo: Erwartest du auch „Change“ im Umgang mit der Hanfpflanze?
Barry: Ich glaube, Hanf wird innerhalb der nächsten drei Jahre legalisiert oder wenigstens entkriminalisiert, obwohl ich nicht glaube, dass der „War On Drugs“ aufhören wird. Aber er wird sich auf Kokain, Metaamphetamin und Opiate, also Heroin, beschränken.

Ha Jo: Bitte erläutere deine optimistische Einstellung unseren LeserInnen ein wenig.
Barry: Mittlerweile gibt es viele Menschen, die hohe Posten begleiten und sich für die Sache einsetzen. Zum Beispiel hat der Generalstaatsanwalt von Arizona jüngst die Legalisierung gefordert, nachdem seine Polizeibehörde einen Riesenbust im Tonnenbereich gemacht hatte. Er sagte, dass er die Beschuldigten zwar bestrafen müsse, es aber an der Zeit sei, Hanf zu legalisieren. Die (Drogen)-Kartelle machen 85% ihres Umsatzes mit dem Marihuana-Handel. In Juarez, Mexiko, starben allein 2008 über 1600 Menschen im Drogenkrieg. Direkt vor unserer Nase, einen Steinwurf von Downtown El Paso, Texas. Das sind mehr Menschen als tote US-Soldaten im Irak. Jetzt wurden die Zahlen veröffentlicht und die Menschen fangen an zu merken, dass die Regierung und die Polizei uns offensichtlich ein Leben lang angelogen haben. Deshalb wird sich etwas ändern.

Ha Jo: Glaubst Du, die mächtigen Gegenspieler wie die Öl-Lobby oder die Pharma-Lobby werden da mitspielen?
Barry: Genau deshalb wird es die erwähnten drei Jahre dauern. Denn diese Leute brauchen Zeit, um ihre Hände ins Spiel zu bekommen, also mitzumischen und zu verdienen. Sie werden also das Geld, was sie durch die Legalisierung verlieren, durch Gewinne aus dem Hanfgeschäft mehr als kompensieren können und in der Zwischenzeit Hanf-Firmen gründen.

Ha Jo: Wie sieht es bei Dir in Texas mit der Verwendung von „Medical Pot“ aus?
Barry: Bei uns gibt es einen Gesetzesvorlage, aber noch kein Gesetz. Dieser Entwurf muss noch einige Hürden nehmen, am Ende des Prozesses stünde dann ein Volksentscheid über die Vorlage.
Wenn die durchkommt, wären wir der 16. Staat in den USA, in dem die Verwendung von medizinischem Hanfblüten erlaubt ist.
Selbst aus dem ultra-konservativen Norden von Texas kommen Zeichen, so wurde dort jüngst ein Patient von einer Jury für „nicht schuldig“ befunden, obwohl er Hanfblüten zur medizinischen Verwendung genutzt hatte. Auch gibt es hier seit dem 1. September 2008 einen Erlass, dem zufolge Polizisten nun auch einfach eine Anzeige für den Besitz von Pot verfassen können, anstatt die/den Betroffenen festzunehmen. In der Stadt, in der ich lebe, Austin, kann man fast überall kiffen, das ist kein Problem. Ich kandidiere im Jahr 2010 als Generalstaatsanwalt (Anmerkung d. Redaktion: Richter, Staatsanwälte und Sheriffs werden in den USA direkt gewählt) von Texas. Werde ich gewählt, nutze ich meine Position als oberster Strafverfolger des Staates aus: Ich verfolge einfach den Marihuana -Besitz nicht mehr.
Abgesehen vom „Med-Pot“ gibt es bereits 13 Bundesstaaten, in denen der Besitz von bis zu einer Unze Hanfblüten nur noch eine Ordnungswidrigkeit darstellt. In Massachuchetts wurde gerade ein Gesetz per Volksentscheid angenommen, nach dem der Besitz von bis zu einer Unze (circa 28 Gramm) mit einer Strafe von 100 US$ belegt wird.

Ha Jo: Woran arbeitest du gerade?
Barry: An Kopbusters. Wir sind daran, noch mehr „Fallen“ zu stellen. Zwei haben schon zugeschnappt, am dritten sind wir gerade dran. Das wird man dann auch bald in den Nachrichten sehen können. Und diesmal wird es nicht wieder sechs Monate dauern. Beim Yolanda Maden Fall musste ich aufgrund der politischen Situation (die McCain-Obama Situation) warten, bis ich an die Öffentlichkeit getreten bin.

Ha Jo: Bitte sag‘ unseren LeserInnen noch, ob du selbst kiffst und ob du eine Lieblingssorte hast.
Barry: Ich tendiere Richtung hochprozentige Sativa, am liebsten auf Hydro gezogen. Die macht mich wach, wohingegen die Indica Strains mich eher ans Sofa fesseln. So ein hochwertige Indoor Sativa Strain kostet bei uns 400US$ die Unze. Unsere Hauptsorten hier in Austin sind Sour Diesel, Purple Haze, AK47, White Widdow oder BubbleGlue. Ich habe eine Familie, vier wundervolle Kinder und rauche jeden Tag. Ich bin ein guter Familienvater, arbeite hart und möchte allen zeigen, dass selbst täglicher Cannabiskonsum mit einen normalen, verantwortungsvollen Lebenswandel einhergehen kann.

Ha Jo: Barry, wir danken Dir herzlich für das nette Gespräch. Alles Gute für die Zukunft und für Kopbusters sowie nevergetbusted.
Barry: Ich danke dem Hanf Journal. Take Care ‘n bye-bye.

Die Tipps gibt es auch als DvD: www.nevergetbusted.com
Korrupte und/oder gewalttätige Polizeibeamte gibt es unter: www.kopbusters.com
Interview und Übersetzung: Michael Knodt
Das Interviewals Video demnächst bei Exzessiv.tv

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Schnelles Login:

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare zeigen