Mittwoch, 29. Oktober 2008

Feuer Auf Sabine Bätzing

Frau Bätzing, lieben Sie Denunzianten?

August Heinrich Hoffmann, bekannt als Hoffmann von Fallersleben, verfasste am 26. August 1841 auf der Insel Helgoland das Lied der Deutschen, dessen dritte Strophe „Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland! // Danach lasst uns alle streben brüderlich mit Herz und Hand!“ die derzeitige Nationalhymne ist.
Wegen seiner nationalen und demokratischen Haltung wurde Hoffmann 1842 von der preußischen Regierung pensionslos seiner Professur enthoben. Ein Jahr später entzog man ihm die preußische Staatsbürgerschaft und verwies ihn des Landes. Dies war der Wendepunkt in seinem Leben. Hoffmann ging ins Exil. Er irrte quer durch Deutschland, wurde jedoch immer wieder von politischen Freunden aufgenommen. Ständig von der Polizei bespitzelt, wurde er 39 mal ausgewiesen, darunter dreimal aus seiner Heimatstadt Fallersleben. Aufgrund dieser Erfahrungen schrieb er 1843 politische Gedichte, so. u.a. eines, dass heute noch sprichwörtlich in aller Munde ist:
Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.
Denunziation und Verrat sind Ausdruck von Metamorphosen sozialer Realität, die von den Einzelnen oder Gruppen als Entwurzelung oder Verlust empfunden werden. Verraten wird das eigene soziale Umfeld. Seine intimen Probleme werden preisgegeben. Einzelne Repräsentanten, Vorgesetzte, Freunde, Kollegen, Mitstreiter, Familienangehörige und Vertraute werden ausgehorcht und ihre Meinungen oder Einstellungen werden Außenstehenden weitergegeben, um Schaden zu stiften oder Hass und Neid zu schüren. Beispielhaft hierfür sind Meldungen wie:
„Dem guten Geruchssinn einiger Passanten hat die Berliner Polizei am 8. September 2008 einen Drogenfund zu verdanken. Die Passanten hatten einen Kleinlaster an der Rummelsburger Hauptstraße bemerkt, aus dem starker Cannabis-Geruch strömte. Die Polizei entdeckte wenig später in drei Wohnungen eines Wohnhauses insgesamt drei größere Plantagen, zwei Personen wurden festgenommen und dem Landeskriminalamt (LKA) überstellt.“
Keine besondere Meldung, möchte man meinen, liest man so etwas doch in letzter Zeit häufiger. Doch wenn man bedenkt, dass es in Deutschland auch heute noch ein Honorarkatolog für Verrat und Denunziation gibt, sollte man solchen Meldungen große Aufmerksamkeit schenken. „Allgemeine Grundsätze zur Bezahlung von V-Personen und Informanten“ heißt das 25-seitige vertrauliche Papier mit dem Signet des Bundeskriminalamtes (BKA). Es ist „speziell für den planmäßigen und zielorientierten Einsatz von V-Personen (VP) und für die Inanspruchnahme von Informanten“ entwickelt worden. Die „Richtwerte“ für V-Leute in der Drogenszene werden nach den aktuellen Groß- und Zwischenhändlerpreisen für die einzelnen Drogen ermittelt. Bei der Sicherstellung kleiner Mengen erhalten V-Personen zum Beispiel 1,50 Euro für jeweils fünf Ecstasy-Tabletten oder jeweils zehn LSD-Trips, 13 Cent pro Gramm Haschisch und 39 Cent pro Gramm Kokain oder Heroin. Geht es um Drogen im Kilo-Bereich, gelten folgende Tarife: 130 Euro pro Kilo Haschisch und 1.540 Euro pro Kilo Heroin oder Kokain.
Der schlimmste Schuft im ganzen Land, das ist fürwahr der Denunziant.
Das Verb denunzieren wird umschrieben als ein „anzeigen“ aus niedrigen Beweggründen, als brandmarken, negativ hinstellen. Allein diese Auslegung des Wortes deutet auf Gemeinheit, Hinterlist, Argwohn und auf widerwärtige Aktivitäten hin, um einen anderen zu schaden.
Beispielsweise berichtete die Münchner Boulevardzeitung „TZ“ am 20. Februar 2008, dass Reinhard Kastorff, Mitglied der Grünen, die Bürgermeisterin von Moosburg, Anita Meinelt (CSU) angezeigt habe, weil diese auf einem Faschingsball geraucht hatte.
Seit langem gibt es in Moosburg (Kreis Freising) gemäß „TZ-Bericht“ am Unsinnigen Donnerstag den Ball „Damisch Moosburg“ in der kommunalen Stadthalle. Drei Bars gab es zum Verweilen, zwei waren wie die Halle selbst rauchfrei, an der dritten allerdings wurde geraucht und damit gegen das bayerische Nichtraucherschutzgesetz, dem härtesten in Deutschland verstoßen. Bei den Rauchern dabei war Moosburgs Bürgermeisterin, Anita Meinelt von der CSU.
Kastorff, der gar nicht auf dem Ball anwesend war, bekam am nächsten Tag mit, was da in der Stadthalle passiert war. Er setzte sich hin und schrieb eine Anzeige gegen die Bürgermeisterin, die er dann beim Landratsamt einreichte. Für die TZ passierte dann eine „verkehrte Welt“. Dass man Karstorff für seine „gesetztestreue Anzeige“ als „Denunzianten“ bezeichnete, passte so gar nicht in die heutige Zeit, wo Denunziantentum nicht nur von militanten Nichtraucherorganisationen praktiziert wird, sondern auch von der Drogenbeauftragten des Bundes, Sabine Bätzing als „soziale Kontrolle“ positiv bewertet wird.
Der schlimmste Feind im ganzen Land, ist und bleibt der Denunziant.
Neid, Konkurrenz, Entwurzelung, Verlusts von persönlicher Identität, Unzufriedenheit, Hass und Wut sind Motive für Denunziation, also alles Verhaltensweisen von Persönlichkeitsspaltung und von innerer Zerrissenheit, die oft Ausdruck dafür sind, dass der soziale Zusammenhalt keinerlei Stabilität mehr besitzt und auseinander bricht. Denunziationen sind deshalb immer auch Anzeichen dafür, dass Gemeinschaften als Familie, Milieu, Gruppe oder Kollegium keinerlei Halt mehr geben und Objekt werden der Gehässigkeiten einzelner „Abweichler“ oder „Zuträger“. Denunziation erhält dadurch eine Nähe zum Verrat und stranguliert den sozialen Frieden.
In der Rhein-Zeitung vom 15. Februar 2008 geht Bätzing auf Kontrollen des Rauchverbots ein. Sie spricht davon, dass es einen „Bewusstseinswandel“ geben müsse. Man höre ja schon, dass die „soziale Kontrolle“ funktioniere, denn es würden sich verstärkt Nichtraucher bei den Ordnungsämtern beschweren weil das Gesetz nicht eingehalten werde. Man hat den Eindruck, dass Bätzing mit dem Begriff „Soziale Kontrolle“ nur eine Umschreibung des Begriffes „Denunziantentum“ verwendet. Pfui Teufel!
Quellen:
www.rauchen-bayern.de
www.wortfilter.de/kurios/0301/denunziant.htm

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