Mittwoch, 1. Oktober 2008

Die Welle (constantin film)

DVD-History-Special

Dass sich innerhalb von fünf Tagen halbwegs intelligente Jugendliche einer Gehirnwäsche unterziehen können, ist 1967 von einem amerikanischen Geschichtslehrer als reales Experiment durchgeführt worden. Diese Ergebnisse von Disziplin, Ausgrenzung Andersdenkender, Bespitzelung und Gewaltbereitschaft wurden 1981 von Morton Rhue als Roman verfasst, vom amerikanischen Fernsehen verfilmt und 1984 in deutscher Übersetzung gezeigt. Nun hat es ein deutsches Produzententeam geschafft, die Rechte für eine Neuverfilmung des Faschismus-Sozialexperiments zu bekommen.
Die Handlung wurde ein wenig aktualisiert, spielt nun in der Gegenwart und in Deutschland und gibt ansonsten doch sehr genau die Ausgangslage des Experiments von 1967 wieder. Wie vermittelt man aber einem relativ uninteressierten Kurs die trockene Materie von politischen Systemen? Die allgemeine Meinung seiner Schüler, dass es in Deutschland nie wieder zu einer Diktatur kommen könne, da man doch mittlerweile aufgeklärt sei, veranlasst den jungen Sport- und Geschichtslehrer Rainer in einer Projektwoche zum ungeliebten Thema „Autokratie“ ein Experiment zu wagen. Von Tag zu Tag schleicht sich das böse Gift des extremen Autoritätsgehorsams in die Jugendlichen und ergreift nicht zuletzt die Seele des Lehrers. Als die Situation bei einem Wasserballturnier schließlich eskaliert, beschließt er, das Experiment abzubrechen. Zu spät. „Die Welle“ ist längst außer Kontrolle geraten.
Die Bilder Nazi-Deutschlands springen einen im Film vielfach an. Vor allem durch den detaillierten Blick auf die einzelnen Figuren wird deutlich, wie sich eine Diktatur jederzeit wiederholen kann. Der Klassiker der Schullektüre überzeugt durch perfekte Schauspieler, ein gutes Setting und den mitreissenden und stimmig eingesetzten Soundtrack.

www.welle.info
constantin film


Napola
Elite für den Führer
(constantin film)

Deutschland 1942. Das Hitler-Regime ist auf dem Höhepunkt seiner politischen und militärischen Macht. Das 17-jährige Boxtalent Friedrich (Max Riemelt) aus dem Berliner Arbeiterbezirk Wedding wird für eine der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten des Dritten Reiches entdeckt.
Aus der (fiktiven) „Napola Allenstein“ sollen sich die Gauleiter der Zukunft rekrutieren. Die anatomischen Vermessungen zur Rassen-Zuordnung besteht er ebenso wie die sportlichen Tests, das Boxtraining und die Fragen zur nationalsozialistischen Lehre. Folgsam und widerspruchslos wie seine Mitschüler erträgt er zunächst die Demütigungen seiner Lehrer. Erst ein grausamer Einsatz gegen „entflohene russische Kriegsgefangene“ (unbewaffnete Kinder) und die wachsende Freundschaft zu dem stillen, sensiblen Albrecht (Tom Schilling), in dem Hoffnungen seiner gegen Widersprüche resistenten Familie ruhen, stellen ihn vor eine Wahl, die auch das Ende seiner Jugend bedeutet. Suizid bzw. gegen sich allein gerichteter Nihilismus ist der eine fatalistische Lösungsweg, den dieser Film an seinem Ende aufweist, einen zweiten wird Friedrich am Schluss für sich entdecken, um seelisch heil dem Unterfangen zu entkommen.
Regie führte Dennis Gansel, der die Geschichte aufgrund der Erlebnisse seines Großvaters in einer solchen Eliteschule verfilmte. Der Blickwinkel fällt hier auf den Mikrokosmos Jugend und ihre körperliche wie geistige Zurechtbiegung für Hitlers System. „Napola“ hat einen formalen Aufbau, der sich absichtlich einer zu schnellen vordergründigen Konfrontation mit der schlimmsten deutschen Vergangenheit verweigert. Das ist gut so, die für den Film gewählte schleichend beginnende Steigerung in das Grauen gerät nachhaltiger. Die Auseinandersetzung, an der andere deutsche Filme über die Nazizeit gescheitert sind, gelingt Dennis Gansel bravourös.

constantin film

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