Mittwoch, 9. Juli 2008

Günter Amendt über “Die Legende vom LSD”

Der 1939 in Frankfurt am Main geborene Soziologe Günther Amendt war Aktivist der Studentenbewegung und einer der Chefideologen des SDS. Er hat bei Theodor W. Adorno studiert und untersucht seit mehr als 30 Jahren die soziologischen, politischen und ökonomischen Begleitumstände von Rauschmitteln. In seinem aktuellen Buch „Die Legende vom LSD“ analysiert er die Geschichte und die kulturelle Ausstrahlung des prominenten Psychedelikums. Legenden haben bekanntlich ein besonderes Verhältnis zu Fakten, daher liefert Amendt fundierte Sichtweisen auf die Geschichte der sechziger Jahre. Es wird weder verherrlicht noch verteufelt – es geht eher um eine Entmystifizierung. Seine analytische Abhandlung geht beginnend bei Hofmanns Versehen im Labor vom Medikament zum Sakrament über den Kampfstoff zur Partydroge und zurück zum Medikament. Er spricht über Aufstieg und Fall der zentralen Droge der sechziger Jahre und erzählt die Geschichte riesiger Erwartungen und der realen Bedeutung von LSD. Die rückgängige Nachfrage führt er unter anderem auf einen Wandel des Zeitgeistes zurück und auf die Erwartungen, die heute mit dem Konsum von Drogen verbunden werden. Der Geist der Zeit verlangt nach Wachsamkeit und Realitätstüchtigkeit. Spirituelle Reisen ins „innere All“ sind ein Luxus. Im Nachwort geht Amendt kurz und eindrücklich auf seine persönlichen Erfahrungen mit LSD ein und setzt damit einen wohltuenden Kontrapunkt zum engagierten, aber oft sehr distanziert anmutenden Haupttext. Doch das armselige Niveau, auf dem die drogenpolitische Debatte heute geführt wird, und die Dummheit, mit der eine neue Generation von Politikern und Auftragsforschern die längst gescheiterte Drogenpolitik noch immer rechtfertigt, verlangt geradezu danach, Erfahrungswissen ins Spiel zu bringen. Günter Amendt versteht sich als Aufklärer: keine Propaganda für und gegen Drogen.
«Die Legende vom LSD» Amendt, Günter Zweitausendeins. Frankfurt 2008 144 Seiten. 12.90 Euro (nur bei Zweitausend­eins).

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