Syncopix: Icarus
(Syncopix)
Der Ikarus-Mythos wird im Allgemeinen so gedeutet, dass der Absturz und Tod des Übermütigen die Strafe der Götter für seinen unverschämten Griff nach der Sonne ist. Denn wer hoch fliegt, fällt auch tief. Nach zahlreichen Maxi-Veröffentlichungen auf Hospital, Form Recordings, Fokuz, M.A.S.H., Brand Nu Records, Phunkfiction, Prestige Music, Vibez Recordings, hard:edged oder seinem eigenen Label Syncopix, sowie diversen Kollaborationen und Compilation-Beiträgen, präsentiert der Hamburger Drum&Bass-Produzent Roland Bogdahn aka Syncopix hier nun sein Albumdebüt „Icarus“. 13 bisher unveröffentlichte und absolut clubtaugliche Tracks. Ich würd’s jetzt nicht unbedingt als „die gesamte Bandbreite von Drum&Bass“ bezeichnen, und ich mag schubladendenkenforcierendes Subgenre-Denken überhaupt nicht bzw. lehne völlig absurde Begriffe wie Liquid strikt ab – ist produktiver für eine wachsende Drum&Bass-Crowd. Highlights sind auf jeden Fall das jazzige „Hope“, das klassisch-hymnische „Chronos“, das rockende „Nightlistener“, die genialen 80er Soundlandschaften von „Disc Go!“, das dynamische „Lost In Space“ und das progressive „Anonymous“. Für das konzeptionelle Werk nahm sich Synkopix ganze zwölf Monate Zeit und legte Herz und Seele in die Produktion. Da man das deutlich hört, sehe mich gezwungen, das Album jedem zu empfehlen, der Ovid’s Ars Amatoria versteht oder auch einfach nur gute Musik liebt. Big upz an die Alster!
www.myspace.com/syncopixrecords
www.syncopix.com
www.grooveattack.com
Mono & Nikitaman: Ausser Kontrolle
(rootdown records)
Ausverkaufte Shows und Tourneen sowie zwei äusserst erfolgreiche Vorgängeralben unterstreichen ihren Status, und nun ist Album Nummer 3 im Anflug. Vorgefertigte Genreschubladen dürfen geschlossen werden, Miss Mono und Chiefrocker Nikitaman haben „mehr Platz als Intercities“ und sich als Traumpaar der deutschsprachigen Dancehall-Szene bewiesen. Der Titel „Ausser Kontrolle“ ist Programm für das sympathische Duo, das enorme Livequalitäten, Energie und Präsenz gekonnt ins Studio transportiert. Die erste Single „Schlag Alarm“ stammt aus den Studios von Sentinel Sound-Newcomer und Rollin Tone-Selector Meska in Zusammenarbeit mit Sir Jai. Auf exzellenten Riddims finden Mono & Nikitaman wieder genau den richtigen Mix aus rootsigen („Das Alles“), politischen („Yeah“), aber auch humorvollen Songs („Kann ja mal passieren“). Sehr groovy kommen auch „Hol’s Dir“, „Digge Digge“ und „Unterwegs“, während „Nur so“ und „Wenn ihr schlaft“ prima zum Bouncen einladen. Als exklusive Featuregäste wurden die österreichisch-russische Balkan-Ska-Combo Russkaja sowie Nosliw aus dem eigenen Rootdown Camp in die Gesangskabine geladen. Für eine Remixversion von „Das Alles“ wurde Zion Train’s DJ Perch an die Regler gebeten. Im April begann die „Ausser Kontrolle Live“-Tour in zahlreichen Städten, und am 08.Mai werde ich dann wohl im Berliner Yaam mal wieder mit meinen Redaktionskollegen plus weiblichem Anhang ausser Kontrolle geraten. Respekt!
www.myspace.com/mononikitaman
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Subsonic Park: Inner City Codes
(elektrolux)
Alex Azary und Gabriel Le Mar sind dem Musikliebhaber hinlänglich durch ihre Arbeiten bekannt. Mit dem brandneuen Projekt Subsonic Park schlagen die beiden die Brücken zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft elektronischer Musik, denn hier wird man stark an Pioniere wie Klaus Schulze oder Tangerine Dream erinnert, die eine ähnliche hypnotische Wirkung mit ihrer Musik erzeugten. „Inner City Codes“ versteht sich als Schnittstelle zwischen den repetitiven Klangmustern der urbanen Club-Culture, der Deepness von Dubsequenzen, moderner Technologie, Architektur und Design. Die zehn kraftvollen Tracks überzeugen auch ohne Drummings und verbreiten nahtlos gemixt eine förmlich vibrierende Motorik. „X-Ident“ kickt mich enorm. Deeper Ambient Dub-Tech mit einem modernen Soundgerüst und doch ästhetisch anknüpfend an die Produktionen von Aural Float, mit denen Elektrolux im Jahre 1995 gestartet war. Subsonic Park ist außerdem eine Verbeugung vor ihren musikalischen Wurzeln wie der Basic Channel-Serie, Luke Slaters 7th Plain-Releases, sowie von Carl Craig’s frühen Produktionen auf Retroactive bis zu diversen Underground Resistance Releases. Insgesamt ein entspanntes und trotzdem abwechslungsreiches Album, das dem hohen Anspruch an das Label jederzeit gerecht wird. „Peaktime- Chill“, wie Azary und Le Mar augenzwinkernd anmerken. Wer von dieser Soundästhetik nicht genug bekommen kann, ist mit „The Beatless Collection Vol.1“, die auch in Kürze erscheint, bestens bedient.
www.myspace.com/subsonicpark1
www.elektrolux.com
Cargo City: How To Fake Like You Are Nice And Caring
(rebecca & nathan)
Cargo City, Frankfurt: Musikalisch von Künstlern wie The Cardigans, Postal Service oder auch den Beatles beeinflusst und inspiriert vom Leben in der Großstadt, von Freundschaft, Liebe, Alltag, enttäuschter Hoffnung und blühendem Optimismus sind die bittersüß-melancholischen Akustiksongs von Simon Konrad auf seinem Debüt-Album „How To Fake Like You Are Nice And Caring“ garniert mit elektronischen Elementen. Die Beats gehen in die Beine, die Gitarren und ungewöhnliche Instrumente wie Glockenspiel, Melodika oder Cajon gehen ins Ohr, während Stimme und Melodie ungebremst auf’s Herz zurasen. Euphorisches steht im Wechsel mit Nachdenklichem, doch bei allen Titeln stehen das Gespür und die Verliebtheit in Emotionalität im Vordergrund. Energiegeladen und uptempo kommen „Ode to No One“ und „When I Sleep I Disappear“, während Songs wie „Butterflies“, „Drunken Trojans“, „Kennedy and Monroe“ und „Inspiration“ Simons songschreiberische Ader für gefühlsbetonte Titel zeigen. Durch die charakteristische Prise an Metaphern haben die Texte eine eigene, individuelle Würze. Produzent Ralf Hildenbeutel (Sven Väth, Laith Al-Deen, Schallbau) verpasste den 12 Songs einen angenehm unaufdringlichen und eingängigen Sound, und meine Lieblingssongs heissen „Remote Control“, „All By Myself“ und „The Cat Behind The Windowpane“. Cargo City könnten sich in Zukunft als interessante deutsche Vertreter des New Electronic Pop empfehlen.
www.myspace.com/cargocity
www.cargocitymusic.com
www.rebecca-and-nathan.com
Falko Brocksieper: Heavy Day
(sub static)
In seiner Techno-Sozialisation haben Köln, Detroit, Chicago und Frankfurt eine große Rolle gespielt, und Sub Static war aus seiner Perspektive nie ein klassisches Minimal-Label. Der Minimalismus als Grundidee hat heute nichts Revolutionäres mehr und muss somit auch nicht mehr als Forschungsfeld von Techno-Intellektuellen betrachtet werden. Frequenzen sind Schweine, das weiß jeder Audio-Autodidakt. Musik machen ist harte Arbeit an der analytischen Front, jeder Takt nur ein kleiner Raumgewinn. Und so hat sich nun auch Falko Brocksieper nach einer beträchtlichen Zahl von EP’s und Remixen an seinem verflixten zweiten Album abgearbeitet. Auf „Heavy Day“ herrscht er souverän über Melodei und Getrommel und überführt alles stets in diesen luftig funkenden Mitmuss-Groove, der sein Markenzeichen ist. Im Einklang mit definitiven Floor-Schiebern wie „Lament“ und „The Whole Story“ gibt es hier aber auch eine gehörige Portion organischen Orgel-House, gezupften Geigen-Techno und gerührte Dubtronica – „Suspect“ ist großartig! Neben den Maschinen diesmal mit dabei: Richard Davis, Big Bully und Mia, mit Grammy-reifen Darbietungen ihrer Kehlenkünste, so schwärmerisch wie fokussiert, ins Blaue auf den Punkt, von erfahrener Hand über den Beat gespannt. Alles in allem also ein sehr grooviges Album, was mal wieder Minimalisten, Puristen und Dancefloor-Opportunisten gleichermaßen glücklich macht. Die geschmackliche Hintertür ist dabei immer offen.
www.myspace.com/falkobrocksieper
www.sub-static.de
www.wordandsound.net