Unsere polnischen Nachbarn haben‘s drauf
Nicht nur ökonomisch und politisch hat unser östliches Nachbarland schon längst mit dem Rest von Westeuropa gleichgezogen, auch im Growbereich tut sich dort Einiges. Seit Anfang 2007 hat das Hanf Journal auch eine Schwesterzeitschrift, das Spliff Magazin. Wie es sich für eine vernünftige Hanfzeitung gehört hat auch das Spliff Magazin eine Growing Rubrik und Mitarbeiter, die die Fortschritte der polnischen Growergemeinde dokumentieren. Auch wenn der Anbau von Hanf in Polen ebenso verboten ist wie im Rest von Europa, gedeiht er dort prächtig und vor allem immer häufiger. Wie es unsere polnischen Freunde anstellen, trotz begrenzter Mittel zu ordentlichen Ergebnissen zu gelangen, könnt ihr im folgenden Artikel lesen. Das gesamte Equipment kann im ortansässigen Baumarkt besorgt werden, wobei man erwähnen muss, dass Spezialleuchtmittel auch in Polen teurer sind als in Growshops.
Im folgenden Artikel möchte ich Euch ein Beispiel für ein günstiges, aber sehr ordentliches Growing Projekt vorstellen. Im Prinzip sollte hierbei eine Mischung aus halb-professionellem und absolutem Low Budget Set Up aufgebaut werden, damit einerseits die zu investierende Geldmenge überschaubar bleibt, andererseits jedoch ein besseres Produkt herauskommt, als es der polnische Schwarzmarkt oder ein osteuropäisches Outdoorgras üblicherweise bietet. Also kein Projekt für Cashcropper, die ein ganzes Haus mit Killerbuds füllen wollen, für so etwas müsste unser Budget schon etwas höher sein ;-). Einfach halbwegs gut durchdacht und ausreichend für jemanden, der gerne und oft entspannt. Ab und zu werde ich mehrere denkbare Optionen für das Set Up erwähnen.
Prinzipiell ist alles im Artikel erwähnte Material im Baumarkt zu erwerben, zur Verwirklichung dieses Projekts war weder ein Lampen- noch sonstiger Spezialladen notwendig (mit Ausnahme des Aktivkohlefilters, den gibt es aber zur Not beim Sanitärbedarfspezialhandel). Das ist aufgrund der wenigen Growshops in Polen oft die einzige Art, sich mit dem nötigen Equipment zu versorgen.
Ich werde versuchen, hier und da noch ein paar Tricks zum Geld sparen zu erwähnen, die wir hier oft praktizieren, weil jeder gesparte Zloty in die Pflege der Pflanzen re- investiert werden kann und so das bestmögliche Ergebnis entsteht. Mein Wissen habe ich mir zum großen Teil aus Internetforen geholt, die sich gleichzeitig als gute Plattform zum Besorgen von Hardware erwiesen haben. So konnte ich mit anderen Usern Wuchs- und Blüteleuchtmittel tauschen. Eine Win-Win Situation- bei meinen ständig überbelastetem Budget sind solch kleine Dinge von immenser Bedeutung.
Im Prinzip habe ich es so einfach wie möglich gehalten, kein Hydro sondern Erde, keine CO 2 Begasung und: Keine Stecklinge sondern Samen! Weil es einfach hier keinen gibt, der Steckis macht ( Anmerkung der Redaktion: Hanfsamen sind in Polen legal).Also auch kein “Sea of Green”, sondern die volle Power der ersten Samengeneration. Irgendwie wie hausgemachter Wein.
Das wichtigste, die Samen, sind Grundlage allen Erfolges und am besten von einer guten Samenbank zu bestellen, als Faustregel habe ich mich hierbei daran gehalten, dass die Topseller auch die besten Ergebnisse bringen. Auch bei der Samenauswahl war das Forum hilfreich, ich habe mich für Dark Poison entschieden, da ich eine dichte, kleinwüchsige Sorte wollte, mit Indica Eigenschaften und einem leichten Sativa Aroma. Feminisierte Samen können hilfreich (aber auch teuer) sein, damit Platz und somit Strom und Geld gespart werden kann . Manchmal ist eine Gewächshaussorte für den Low Budget Grower überlegenswert, da so im Sommer Pflanzen, die Indoor keinen Platz finden, nach draußen verfrachtet werden können. Ist das Budget wirklich sehr klein, erweisen sich auch die heraus gesammelten Samen von Freunden oder aus dem Rauchtütchen als gute Alternative, wobei hier das Glück auch einen gewissen Einfluss hat.
Die Samen lagere ich erst einmal zwei Wochen vorm Keimen im Kühlschrank, dann werfe ich sie in ein Glas mit ein bis zwei Tropfen H2O2. Haben sie sich vollgesogen und fangen an zu keimen, kommen sie in einen Torfquelltopf und in ein Gewächshaus mit Deckel, der entfernt wird, sobald die ersten Triebe sichtbar werden.
Die Boxgröße für unser Low Budget Projekt beläuft sich auf 0,5-1 Quadratmeter, ich bevorzuge Boxen aus Metall, ein alter Spind oder eine große alte Werkzeugbox haben sich in diesem Zusammenhang schon als nützlich erwiesen. Die Kiste, der Schrank oder die Box wird mit einer 250 oder 400 Watt Hochdruckentladungslampe aus dem Baumarkt ausgestattet, außerdem muss für eine ordentliche Belüftung gesorgt werden. Bei der eine Mini Box sollte der Abluftventilator genau soviel Kubikmeter Kuft die Stunde fördern wie die Leistung der Lampe, gemessen in Watt, ist (Beispiel: In einer Mini Box mit 250m³ sollte ein Rohreinschublüfter aus dem Baumarkt mit einer Leistung von circa 250m³/Stunde verwendet werden). Die Lüftung ist sowohl für eine gute und vor allem “frauenlastige” Entwicklung wichtig, Samenpflanzen unter schlechten klimatischen Bedingungen neigen zur vermehrten Ausbildung von Männchen und zum Geilwuchs. Außerdem sorgt eine gute Belüftung für ausreichend Sauerstoff und Kohlendioxid und vermeidet so Krankheiten und anderweitige Probleme, die ohne ausreichend große Abluft durch Schimmel oder Bakterien auftreten.
Das Vorschaltgerät für die Lampe sollte außerhalb der Box angebracht sein, alle Anschlüsse müssen ordentlich und fachgerecht verkabelt sein, selbst ein kleiner Schrank kann einen großen Brand hervorrufen. Ein alter, funktionstüchtiger Feuerlöscher gehört deshalb bei unserem Projekt zur nützlichen Grundaustattung.
Beim Leuchtmittel ist es mit dem Low Budget dann aus, hier gebe ich lieber ein wenig mehr Geld für eine Birne aus, die auch das blau-weiß Spekrum abdeckt, also eine so genannte „Agro- Lampe“ mit 30 Prozent blauem Lichtanteil. Zwar sind die Anschaffungskosten ein wenig höher, aber die besserer Effizienz sowie die lange Lebensdauer machen das in meinen Augen vollkommen wett. Außerdem neigen die Pflanzen durch den Blauanteil zu gedrungenerem Wuchs, was gerade bei niedrigen Boxen von Vorteil sein kann.
Zusätzliche Leuchtstoffröhren sind bei unserem Mini Grow überflüssig, wer zur Samenanzucht mehr als eine Etage nutzt, könnte durchaus eine Art Regal aus Plexiglas zu konstruieren, so kann während der ersten zwei Lebenswochen der Sämlinge das Licht voll ausgenutzt werden und es könnten Pflanzen für Freunde und Bekannte mit vorbereitet werden.
Ein Aktivkohlefilter ist theoretisch nicht notwendig, aber auch in Polen bekommen Grower, besonders in Mehrfamlienhäusern, immer häufiger ungebeten Besuch. Deshalb sollte auf den Geruchsfresser besser nicht verzichtet werden. Ein Selbstbau ist kompliziert und unsicher, jedoch ist ein Aktivkohlefilter in unseren Dimensionen auch bei einem geringen Budget durchaus erschwinglich ( 30-50 Euro).
Die optimale Temperatur in der Box liegt bei 24-27 Grad Celsius, je nach Sorte. In der Dunkelphase sollte die Temperaturdifferenz nicht mehr als maximal 10 Grad Celsius betragen (Beispiel: bei einer Durchschnittstemperatur von 25 Grad während der Lichtphase sollten in der Dunkelphase 15 Grad nicht unterschritten werden.)
Bei der Lichtphase während der Wuchsphase ziehe ich den 18/6 Stunden Rhythmus einem Dauerlicht (24/0) Stunden vor, das spart Energie und ich denke, dass der Schock, vor allem bei der Umsetzung ins Freiland, so gering gehalten wird.
Wie vermeide ich, dass die Pflanzen zu groß werden?
Die nutzbare Höhe der Box ist ungefähr 40-50 cm geringer als die Gesamthöhe, je nach Art der Installation. Das sollte beim Einleiten der Blüte bedacht werden. Die Pflanze wird sortenabhängig nach dem Umstellen in die Blüte noch mal 50- 70 Prozent größer, als sie es zum diesem Zeitpunkt ist. Ist so eine Box etwa zwei Meter hoch, so bleiben ungefähr 1,50- 1,60 Meter verwertbare Höhe. Die Pflanzen sollten also bei einer Größe von 60-90 cm gemessen vom Boden “in die Blüte geschickt” werden, also von diesem Zeitpunkt nur noch 12 anstatt der bisherigen18 Stunden Licht erhalten.
Bei Samenpflanzen ist, wie oben erwähnt, die Sea of Green Methode nicht möglich, da nach der Ausselektion der Männchen die Zahl der Pflanzen sinkt. Zwar steigt die Erntemenge mit zunehmender Wachtumsdauer, jedoch sinkt die Ernte- Frequenz und das Verhältnis von Kosten und Ertrag wird mit ungüstiger, je länger die vegetative Phase dauert.
Versuche, schon blühende Pflanzen nach der Geschlechtserkennung wieder in die vegitative Phase zu bringen, um somit eine bessere Ausbeute oder gar Stecklinge zu erhalten, sind zwar manchmal erfolgreich, jedoch gefährlich für die gesamte Genetik und aufwendig. Außerdem treiben die so behandelten Pflanzen wirklich seltsame Blüten oder haben degenerierte Kinder. Solche Dinge gehören in die Kategorie der Samen, die man besser gar nicht erst versucht.
Wer es nicht allzu eilig hat, weil nur eine oder zwei Ernten pro Jahr benötigt werden, kann die übrig geblieben weiblichen Pflanzen auch SCROGGEN. Diese Methode erfordert ein wenig gärtnerisches Geschick und Geduld, wird am Ende dafür aber mit einer Erntemenge ähnlich wie bei der SOG (Sea Of Green) belohnt. Beim Scroggen werden die Nebentriebe einer Pflanze mit Hilfe eines Netzes so gebogen, dass die Pflanze eine große Grundfläche einnimmt, die Triebe also am Netz entlang wachsen. So werden die Nebentriebe genauso gut mit Licht versorgt und entwickeln sich wie Hauptäste. Eine genaue Beschreibung findet ihr auf unserer Webseite unter: www. hanfjournal.de/hajo-website/artikel/2006/growing/s4_weniger-pflanzen_mehr-ertrag.php.
Auf andere Methoden zur Ertragssteigerung wie FIM (Beschneidung der frischen Triebe) oder LST (Low Stress Training, was unter anderem durch das Herunterbinden von ganzen Internodien erreicht wird) möchte ich hier nicht eingehen, da diese Methoden in der Durchführung sehr kompliziert und für die Pflanzen bei falscher Durchführung auch gefährlich sind.
Zum Schluss möchte ich noch kurz auf den Dünger eingehen: Die Wurzlen sind die wichtigste Grundlage für eine erfolgreiche Nährstoffversorgung, deshalb ist eine gute Wurzelausbildung zu Anfang das A&O. Ab der dritten Lebenswoche sollten Sämlinge mit einem Stickstoffhaltigen Blattdüngerspray gestärkt werden und ins Gießwasser sollte ein wenig Wurzelstimulator hinzugefügt werden, ansonsten reichen die Nährstoffe in einem guten Erdsubstrat für die ersten beiden Wochen eines Pflanzenlebens. Die NPK Düngung sollte erst anfangen, wenn die Wurzel ausreichend ausgebildet sind, um ein Verbrennen zu verhindern. Die Zugabe von ein wenig H2O2 erhöht zu allen Zeiten der Entwicklung den Sauerstoffgehalt des Wassers -aber Vorsicht: H2O2 ist bei Hautkontakt gefährlich, auch ein direkter Kontakt mit Pflanzen ist zu vermeiden. Deshalb: Unbedingt Packungsbeilage und Dosierungshinweise beachten.
Als günstiger und zusätzlich biologischer NPK Dünger haben sich Guano oder Regenwurmhumus erwiesen, die Anwendung ist denkbar einfach und durch die Mischung verschiedener Guano- und Regenwurmdünger kann für jede Phase die richtige Nährstoffmischung zur Verfügung gestellt werden. Aufgepasst: Guano von Seevögeln enthält verhältnismäßig viel Stickstoff, was in der Wuchsphase zu guten Ergebnissen führt, wohingegen Fledermausguano anteilig viel Phosphor und Kalium enthält, also ideal für die Haupt- und Endblüte ist. Guano sollte vorsichtig dosiert werden, da hier durch eine Überdosierung auch die Gefahr der Wurzelschädigung besteht. Abhängig von der Zusammensetzung der Erde können auch noch Dolomitenkalk, Bittersalz und andere Spurenelemente zugefügt werden, was besonders bei Erde, die nicht im Growshop erworben wurde, zu empfehlen ist.
Als letztes noch ein Wort zur Wahl der Töpfe: Für die Sämlinge können handelsübliche Plastikbecher am Boden gelocht und mit Erde befüllt werden. Nur durchsichtig sollten sie nicht sein, da Wurzeln und Licht natürliche Feinde sind.
Zum Wachsen und Ausblühen sind Tontöpfe am besten, weil sie auch atmen, aber auch sehr teuer. Einfache Plastikbehälter, mit mehreren Löchern im Boden versehen, tun auch ihren Dienst. Die Größe der Töpfe ist von der zu erwartenden Größe der Pflanzen abhängig, bei der hier beschriebenen Methode sollten die Mädels zum Ende hin, in ungefähr 10L großen Behältern stehen, bei einem SOG Grow haben sich Vier-Liter Töpfe als optimal erwiesen.
Es ist also durchaus möglich, auch mit einem sehr begrenzten Budget und ohne das Vorhandensein eines Growshops vernünftiges Ganja @home zu züchten. Ein wenig Kreativität und der örtliche Baumarkt reichen vollkommen aus, um dem Schwarzmarkt auch in Polen den Mittelfinger zu zeigen.
Natürlich ist auch in Polen der nicht genehmigte Anbau von Hanf verboten. Deshalb weisen wir in diesem Zusammenhang noch einmal darauf hin, dass dieser Artikel keine Anleitung oder gar ein Aufruf zum illegalen Hanfanbau darstellt. Wir haben hier einen Bericht eines anonymen polnischen Growers veröffentlicht, der uns über viele Umwege erreicht hat, und warnen ausdrücklich vor jedweder Nachahmung.