Fast jeder Heimgärtner hat gleich mehrere Probleme hinsichtlich des Kultursubstrates und der Pflanzenrestentsorgung.
Während manche Steinwolle oder ähnliche Substrate bevorzugen, rein mineralisch düngen und powern, gebe ich persönlich der guten alten Erde und rein biologischer und sanfter Düngung den Vorzug. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich auch im @home Bereich allmählich biologischer Anbau, Düngung und Schädlingsbekämpfung durchsetzt. Bei all dem gepanschten „Dreck“, der oft auf dem Markt zu finden ist, wo überzüchtete Pflanzen, mit Chemie hoch gepuscht, hohen Ertrag bringen sollen so den höchstmöglichen Profit versprechen., fragt man sich, ob Homegrown wirklich die leckerste Lösung ist. Doch nach und nach setzt auch hier ein Umdenken ein. Besserem Geschmack ohne unangenehme Nebenwirkungen und vor allem ohne gesundheitliche Risiken wird mittlerweile oftmals der Vorrang gegeben.
Aber biologischer Anbau erfordert ebenfalls ein Umdenken.
Alles geht ein wenig langsamer, braucht mehr Geduld und Mühe und die Erträge sind nicht ganz so üppig wie bei den herkömmlichen Methoden. Gute Pflanzerde ist nicht nur sündhaft teuer, sondern muss zum Teil auch noch für die speziellen Pflänzchen aufgemischt und vorgedüngt werden. Wer nicht gerade neben einem Grow-Shop wohnt, wo es die spezielle, aber teure Erde gibt, hat pro Durchgang das Problem, mehrere 100 Liter guter, nicht vorgedüngter Pflanzerdeerde aus dem Baumarkt ranschleppen zu müssen. Ein umsichtiger und guter Gärtner wird diese Erde noch entsprechend aufbereiten und mischen, denn nach der Ernte muss das Ganze inklusive der in nicht unbeachtlichen Menge anfallender und nicht verwertbarer Pflanzenreste möglichst unauffällig entsorgt werden. (Es soll nicht erst einmal passiert sein, dass eben jene Reste, unaufmerksam entsorgt, dafür verantwortlich waren, dass Heimgärtner Besuch bekamen.)
Für einen Anbauraum mittlerer Größe von zwei mal drei Metern können das locker 600 bis 800 Liter Erdmischung sein, was einer jährlichen Bewältigung von sage und schreibe knappen 4000 Litern entspricht. Natürlich soll es „faule Ferkel“ geben, die dieselbe Erde mehrfach verwenden, aber das sind dann auch diejenigen, die sich letztlich über massiven Ertrags- und Qualitätsverlust und vermehrten Schädlingsbefall wundern.
Ich habe mein eigenes Erdmischungsrezept. Um mir die Arbeit des Vermischens zu erleichtern, habe ich mir einen gebrauchten Betonmischer zugelegt. Die Bestandteile meiner Erdmischung sind gute Gartenerde; Torf, Perlite, Kokosfasern und Rinderdung als Zuschlagstoffe.
Diese Erde wird mit Düngern gemischt, welche unterschiedlich lange und zu verschiedenen Zeiten ihre Nährstoffe den Pflanzen zur Verfügung stellen, wie zum Beispiel Horn- und Blutmehl sowie Guano. Zur Sicherung des PH Wertes füge ich noch Dolomitkalk und etwas zerriebene Holzkohle dazu. Je nach geplanter Vorwuchszeit verändere ich diese Düngerzugaben in ihren Anteilen. Gegossen wird ausnahmslos mit angereichertem Regenwasser, das mittels einer einfachen Pumpe in der Tonne mit Sauerstoff angereichert wurde. Diese anfängliche Mühe erspart mir über viele Wochen jegliches zusätzliches Düngen. Erst während der letzten Wochen füge ich dem Gießwasser gelegentlich biologischen Dünger zu. Ich habe jedoch festgestellt, dass es trotz vorsichtigster Dosierung dieses Düngers, ab diesem Zeitpunkt gelegntlich zu Stresserscheinungen an den Pflanzen kommt.
Nach der Ernte stellt sich dann besagtes Problem: Wohin mit der vielen Erde und den unerwünschten Pflanzenabfällen?
Verbrauchte Erde, zumal wenn es gute und noch lockere ist, kann jedoch wieder zu neuem Leben „erweckt“ werden. Nach einer Ernte ist sie keineswegs tot und völlig unbrauchbar. Die in ihr verbliebenen restlichen Nährstoffe reichen nur nicht mehr aus um noch weitere vernünftige Erträge zu erzielen. Sparsamkeit ist hier völlig fehl am Platz. Auch die verbliebenen Pflanzenreste sind voll von den Nährstoffen, welche einst zugefügt wurden um die Pflanze üppig wachsen und blühen zu lassen. Es tat mir früher immer Leid, diese viele Erde im Garten oder sonst wo zu „entsorgen“ und die gewaltigen Mengen an Pflanzenresten zu verbrennen oder wie auch immer verschwinden zu lassen. Ein alter, geiziger Bauer brachte mich auf die Idee, indem er erzählte, dass er seine alte Blumenkübelerde mittels Kompostierung wieder aufbereitet. Warum soll man also nicht das Angenehme der unauffälligen Pflanzenrest- und Erdentsorgung mit dem Nützlichen, nämlich der Einsparung von Kosten für Dünger und Erde verbinden?
Ich kaufte mir zwei gute Komposter aus verzinkten Gittern und fing an meinen Spezial-Kompost zu schichten. Die Pflanzenabfälle werden sehr sorgfältig zerschreddert, wenn nötig sogar zwei Mal bis zur Unkenntlichkeit. Ich fülle dünne Schichten Erde ein, welche ich dann mit dem zerschreddertem Material bedecke. Auf jede pflanzliche Schicht kommt eine Handvoll Kompostierungsmittel, welches man in jedem gut sortiertem Gartenmarkt preiswert kaufen kann. Dieses Mittel enthält Mineralien, Spurenelemente und Bakterien, die eine gute Zersetzung des pflanzlichen Materials binnen kürzester Zeit bewirken und den entstehenden Humus gleichzeitig düngen. In meinen „Spezialkompost“ kommt zwischen weitere dünne Erdschichten gehäckseltes Laub und Stroh zur guten Belüftung. Auch andere Gartenabfälle eignen sich. Sie sollten nur weder samentragend, noch von kranken Pflanzen sein und möglichst fein zerhäckselt.
Gelegentlich mache ich mir auch die Mühe, angerotteten Pferde-oder Kuhmist zu besorgen und diesen in sehr dünnen Schichten einzubringen. Kräuter und deren Abfälle sind genauso hervorragend geeignet wie z.B. Brennesseln. (Jeder kennt Brennesseljauche, als Dünger und Pflanzenschutzmittel, verrottet im Kompost geht das auch.) Küchenabfälle wie Zwiebel- oder Kartoffelschalen in nicht allzu großer Menge sind gleichfalls geeignet.Kaffesatz in großen Mengen ist eher zu meiden. Er wirkt sich ungünstig auf den PH Wert aus.
Auf diese Schichten fülle ich über die Sommermonate etwas dickere Schichten Grasschnitt. Man muss darauf achten, dass die Grasschicht nicht zu dick ist, sonst fault sie.
Der Grasschnitt muss einige Tage als oberste Schicht frei liegen, ehe er wiederum bedeckt wird. Er bewirkt eine starke Erhitzung des eingefüllten Materials. Das kann in heißen Sommermonaten auf 50 Grad Celsius und darüber betragen. Dies bewirkt eine gute Keimabtötung für mögliche Pflanzenkrankheitserreger im Kompost. Insgesamt sollte der gesamte Kompost schön locker aufgeschichtet und stets leicht feucht ( nicht nass ) sein.
Jeder Regenwurm, der mir über den Weg kriecht, findet ein neues Heim in meinem Kompost und freut sich über die Küchenabfälle, so wie ich mich über seine „Kacke“.
Keinesfalls darf der Kompost mit kranken und faulem Pflanzenmaterial befüllt oder verdichtet, also zusammen gedrückt, werden. Im Herbst wird dann umgeschichtet, also wird der Inhalt vom vollen Komposter in den leeren geschaufelt. Nicht verrottetes Material von den Rändern kommt in die Mitte und es werden grobe Schichten Stroh oder zerkleinertes Laub eingefügt. Danach „ruht“ der Kompost bis zum Frühjahr. Dann wird das verrottete Material durch ein Durchwurfsieb geworfen, um die groben, unverrotteten Teile zu entfernen. Letztere kommen zum weiteren Verrotten in den neu angelegten Kompost und „impfen“ diesen zusätzlich noch mit den anhaftenden Zersetzungsbakterien.
Den so gewonnenen Humus verwende ich nun für meine Erdmischungen.