Dienstag, 9. Oktober 2007

Breitspiele Oktober

Wieder einmal habe ich es geschafft, ein beziehungsweise zwei Spiele fast ein Jahr liegen zu lassen, obwohl sie auf meiner Favoritenliste ganz weit oben standen. Und meine Erwartungen wurden erfüllt, „Hermagor“ und „Through the Ages“ gehören zu meinen Top Ten des Jahres. Und ich bin gespannt, mit welchem Spiel der Macher von „Hermagor“ Emanuele Ornella Mitte des Monats in Essen auf der Spiel ’07 aufwartet. „Through the Ages“ wird inzwischen von Funagain Games vertrieben. Außerdem stelle ich euch noch „Der Markt von Alturien“ vor.

Hermagor
Ist ein Spiel, das mich von Anfang an gefesselt hat. Inzwischen habe ich einige Runden hinter mir und der Wiederspielreiz ist ungebrochen. Bei „Hermagor“ stimmt eigentlich alles bis auf den Spielplan, der hätte es eigentlich verdient, etwas größer und klarer zu sein. Ein Fluss teilt die Landschaft in drei große Gebiete, eine Hauptstraße verläuft von Ost nach West. Orte sind mit Straßen verbunden, die wiederum einzelne kleine Gebiete umschließen. Alle Spielfiguren beginnen in der Stadt Hermagor.
Die zwei bis vier Spieler wollen nur eins: Geld, Geld und noch mal Geld. Dafür schicken sie ihre Einkäufer auf den Markt, Waren zu erstehen und den Verkäufer von Ort zu Ort, um dort je nach Bedarf Dracheneier, Relikte, Waffen oder Mais zu verkaufen und Handelsposten zu errichten.
Komme ich zu den Details. Zuerst wird zufällig festgelegt, wie viele Aktionen (Handelsposten) die Spieler in einer Runde bekommen. Anschließend stellen die Spieler reihum ihre Einkäufer neben die Warenplättchen, die sie haben wollen, müssen dafür allerdings auch bezahlen. In der zweiten Phase erhalten die Spieler je mehr Geld, je mehr Einkäufer in derselben Gasse des Marktes stehen. Dann werden die Waren verteilt, wer die meisten Einkäufer neben einem Plättchen hat, bekommt es und legt es vor sich ab. In der folgenden dritten Phase können die Waren von den Verkäufern in den Orten verkauft werden. Allerdings kostet der Transport der Waren Geld. Es soll sogar vorkommen, dass die Spieler mehr bezahlen, als die Waren einbringen. Sobald eine Ware über den Tisch gegangen ist, errichtet der Spieler dort einen Handelsposten, der im weiteren Verlauf des Spiels immer dann Geld einbringt, wenn die anderen Spieler dort eine Ware verkaufen.
Sobald ein Spieler mit seinen Handelsposten ein kleines Gebiet umschlossen hat, darf er ein Produktionsgebäude errichten. Welches gibt das Gebiet vor. Der Bau wird mit Geld entlohnt und sichert dem Spieler eine letzte Ertragszahlung für das Produktionsgebäude am Ende des Spiels, deren Wert im Laufe des Spiels ganz schön anwachsen kann.
Je nach Spieleranzahl dauert das Spiel vier oder fünf Runden, in denen den Spielern zwischen drei und fünf Aktionen zur Verfügung stehen. Haben alle ihre letzte Aktion gemacht, endet das Spiel und die Geldzählerei fängt an. Jedes Produktionsgebäude bringt denjenigen Geld, die mindestens eines errichtet haben. Wer auf der Hauptstraße die wenigsten Handelsposten hat, verliert, wer die meisten hat, bekommt Kohle. Und für jeden Handelsposten in dem großen Gebiet mit den wenigsten eigenen Handelsposten gibt es ebenfalls Geld. Wer dann zusammen mit dem Bargeld die höchste Summe vor sich liegen hat, hat am besten investiert.
„Hermagor“ ist ganz klar ein Wirtschaftsspiel und zwar ganz schön verwirrend. Da will genau überlegt sein, welche Waren gerade wichtig sind, denn allzu lange Wege für den Verkauf zurückzulegen, geht ins Geld. Also möglichst wenig Geld investieren dafür viel Geld einnehmen, lautet die Devise. Probiert es aus.
Note: 2

Karten-Aufbauspiel
Through The Ages

ist „Civilization“ mit Karten. Wie sagte ein Mitspieler so schön, ein Spiel für alle, die keinen Computer haben. So sehe ich das zwar nicht, denn es ist was anderes am Tisch zu sitzen als alleine vor dem Rechner, selbst wenn man im Netz spielt.
Kein großer Spielplan ist notwendig, um eine Reise durch die Zeit zu genießen. Spannend und sehr komplex ist „Through The Ages“ und somit nur was für Freunde des langen strategischen Spiels und des nötigen Sitzfleisches vor allem im Vollspiel, wenn es durch alle Epochen geht. Allerdings haben auch Anfänger die Chance, sich an das Spiel heranzutasten. Noch liegt das Spiel nur mit englischen Spielregeln vor und bevor ein erstes „richtiges“ Spiel zustande kommt, muss einiges gelesen und verstanden werden. Wen dies nicht abschreckt, sollte noch einen bis drei Spielbegeisterte an den Tisch rufen, Regeln erklären, die sich im Endeffekt als verständlich herausstellen und anfangen.
Jeder Spieler besitzt zu Beginn des Spiels bereits eine Regierung, eine Armee, ein Laboratorium, einen Tempel, eine Mine und eine Farm. Bis auf den Tempel sind die Karten schon aktiv. Die Regierungsform gibt vor, wie viele zivile und militärische Aktionen der Spieler machen kann, insofern ihm genügend Rohstoffe oder Nahrung zur Verfügung stehen. Wie es sich für ein Aufbauspiel gehört, werden neue Gebäude errichtet, Anführer ausgesucht, Wunder gebaut und immer mehr Arbeiter produzieren immer mehr Rohstoffe und Nahrung. Je mehr Arbeiter unterwegs sind, umso teurer werden die Versorgungskosten für die Bevölkerung. Und Korruption macht die Rohstoffpreise manchmal unerschwinglich. Militärischen Aktionen führen zu Nahrungs- und Rohstoffverlusten bei den Gegnern und so manches Gebäude wird dem Erdboden gleichgemacht. Lose Soldatenhaufen bekommen eine militärische Struktur um Kriege zu führen. Ereignisse sorgen dafür, dass neue Territorien erschlossen werden und so die Bevölkerung und Rohstoffreserven vergrößert werden. Die Entwicklung neuer Technologien bringt die Kultur und das Wissen der Zivilisation voran. Je schlauer eine Zivilisation ist, umso mehr und bessere Entwicklungen können gebaut werden. Letztendlich zählt allerdings nur der kulturelle Fortschritt, wer da die Nase vorn hat, gewinnt. Allerdings kommen am Schluss noch einige Punkte dazu, welche weiß man zumindest im Vollspiel nicht. Überraschung, also.
Zusammenfassung: Die Regierung gibt die Anzahl der militärischen und zivilen Aktionen vor. Die Spieler kaufen sich dafür Karten oder zetteln Kämpfe an, bringen ihre Bevölkerung dazu, die Kultur auszubauen und die Spieler sollten darauf achten, dass die Bevölkerung glücklich ist. Wichtig sind auch neue Territorien und Technologien können den Spielern langfristig viele Kulturpunkte sichern.
Was wer macht, liegt an den Karten, die er sich aussucht und deren Preisspanne zwischen einer und drei Aktionen liegt. Die militärischen Aktionskarten werden verdeckt gezogen und so wissen die Gegner nie, ob sich hinter einer schwachen Armee vielleicht doch eine große Verteidigung verbirgt.
Eigentlich gibt es zu diesem Spiel nicht viel mehr zu sagen, außer dass die Lupenfunktion der leider etwas winzigen Glas-Token super ist. „Through The Ages“ ist eine spannende Herausforderung für alle Aufbaustrategen. Wer noch kein Spiel dieser Art hat, sollte es sich in Essen auf alle Fälle mal anschauen. Tolles Spiel.
Note: 1

Der Markt von Alturien
Haben wir erstmals mit drei Personen gespielt und selbst mit der Erweiterung als relativ langweilig empfunden. Warum, weil dieses Spiel nichts Neues bietet. Zwar haben die Spieler keine eigenen Spielfiguren sondern können alle bewegen, aber auch das ist nicht innovativ. Aber langsam:
Jeder Spieler hat ein paar Handelshäuser, die er auf dem Markt in Alturien errichtet. Natürlich will er viel Geld verdienen, so versucht er die bestzahlenden Kunden an seinen Stand zu locken. Die Kunden laufen allerdings nur in eine bestimmte Richtung und wie weit gibt der Würfel vor. Da man aber ziehen muss, kann es schon mal vorkommen, dass ein anderer Spieler den Reibach macht. Marktführer zu sein, erhöht das Einkommen, die Investitionskarten der Erweiterung ebenso. Von den Einnahmen werden neue Geschäfte errichtet und vor allem Prestigekarten gekauft. Denn wer zuerst drei hat, gewinnt. Ein Dieb macht einem das Leben etwas schwerer.
Alles in allem ist „Der Markt von Alturien“ ein sehr einfaches Familienspiel und auch Achtjährige sollten das Spiel schon spielen können. Da es der erste Teil einer Sage ist, hoffe ich sehr, dass die nächsten Spiele etwas anspruchsvoller werden. Ich muss ehrlich sagen, ich hatte mir von diesem Spiel mehr versprochen. Und es sollten sich mindestens vier Spieler zusammenfinden, denn positiv an diesem Spiel ist, es können bis zu sechs Personen teilnehmen.
Note: 4

Hermagor
Autor: Emanuele Ornella
Verlag: Mind the Moves / Rio Grande Games
Spieler: 2–5
Alter: ab 12
Dauer: ca. 1–2 Stunden
Preis: ca. 25 Euro

Through The Ages
Autor: Vlaada Chvatil
Verlag: Czech Board Games
Spieler: 2–4
Alter: ab 12
Dauer: mind. 4 Stunden
Preis: ??

Der Markt von Alturien
Autor: Wolfgang Kramer
Verlag: Pro Ludo
Spieler: 2–6
Alter: ab 10
Dauer: ca. 1 Stunde
Preis: ca. 40 Euro

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