September, die ersten Listen für die herbstlichen Neuerscheinungen liegen vor mir. Und was mache ich, ich schreibe in dieser Ausgabe über olle Kamellen, die neu aufgelegt wurden und trotz ihres hohen Alters für Spielspaß sorgen. Außerdem haben es das Bier- und Brezelspiel „Kobolde“ und das Zwei-Personen-Spiel „Sakkara“ in diese Ausgabe geschafft.
Kartenanlegespiel
Illuminati
Lust auf Verschwörungstheorien, dann ist „Illuminati“ genau das Richtige. Schon Anfang der 1980ger war dieses Kartenanlegespiel auf so manchem Tisch der Renner. Pegasus hat es 2005 wieder aufgelegt. Am besten spielt sich „Illuminati“ zu viert oder fünft, aber auch mit mehr oder weniger Spielern ist es spielbar. Alles nur eine Frage der Zeit. Worum es geht? Als eine von zehn Illuminati-Gruppen die Weltherrschaft zu erringen. Wie sie das macht? Entweder, indem sie neun weitere Gruppen unter ihre Kontrolle bringt oder ihr ganz spezielles Spielziel erfüllt. Die Erweiterungsregeln schaffen es, die Spielzeit zu verlängern oder die Geheimniskrämerei zu verstärken. Egal zu was man sich durchringt, keiner gönnt dem anderen den Sieg und alle versuchen die besten Schnäppchen zu machen.
Dabei gilt, wer die größte Macht hat, kann am ehesten sein Machtgefüge vergrößern, hat allerdings auch alle anderen „Illuminati“ gegen sich. Denn mit Geld lässt sich die eine oder andere Übernahme, Zerstörung oder Neutralisierung einer Gruppe verhindern. Dabei sind die Regeln sehr einfach: Einkommen kassieren, zwei Aktionen machen und je nach „Illuminatengruppe“ sind Sonder- oder Zusatzaktionen möglich. Dann kommt der nächste dran. Allerdings haben die Gruppen auch die verschiedensten Gesinnungen, so dass es manchmal schwieriger, manchmal leichter ist, sich eine Gruppe einzuverleiben.
Dann spielt mal los. Aber denkt dran, es kann nur einen geben, und ob nun „Die Jünger Cthulhus“, „Die Gesellschaft der Assassinen“ oder „Die Gnome von Zürich“ das Rennen machen, liegt auch in deiner Hand. Verhandle mit den Mitspielern und lasse sie im entscheidenden Augenblick wieder fallen, mache Versprechungen und breche sie im geeigneten Moment, jammere herum, wie ungerecht diese Welt doch ist, denn nur so hast du eine Chance dein Ziel zu erreichen: Die Weltherrschaft. Eine erste Erweiterung die noch mehr Spielspaß verspricht, kann demnächst ebenfalls käuflich erworben werden.
Strategie
Die Fürsten von Florenz
ist zwar nicht ganz so alt wie „Illuminati“, wurde aber 1999 schon einmal von „alea“ unters Volk gebracht. Im vergangenen Jahr wurde dieses Spiel für zwei bis fünf wieder neu aufgelegt und zwar vom holländischen Verlag Quined Games, Pro Ludo vertreibt es hierzulande.
Um was es geht? Ums Prestige natürlich. Und das lässt sich am besten steigern, wenn man möglichst viele Künstler und Gelehrte an den eigenen Hof holt und sie große Werke vollbringen lässt. Dazu müssen allerdings die entsprechenden Bauwerke errichtet werden, denn ein Mediziner kann schlecht in der Kapelle seinen Forschungen nachgehen. Zur Erholung sind Parks, Wälder, Seen und Gaukler unerlässlich und die eine oder andere Freiheit lässt die Künstler den Pinsel schneller schwingen. Sieben Runden haben die Spieler Zeit ihr Prestige zu mehren, jede Runde besteht aus zwei Phasen, in der ersten Phase werden Landschaftsplättchen, Gaukler, Baumeister, Prestige- oder Abwerbekarten ersteigert. Für jeden gibt es pro Runde genau ein Plättchen. Fortgeschrittene Spieler werden außerdem nicht darauf verzichten, sich auch noch einen Vertrauten an den eigenen Hof zu holen. In der zweiten Phase stehen jedem Spieler grundsätzlich nur zwei Aktionen zur Verfügung, wobei die Auswahl vielfältig ist: Gebäude bauen, Personen- oder Bonuskarten oder Freiheiten erwerben und vor allen Dingen Werke vollbringen und das wird Runde für Runde schwieriger, dafür gibt es auch mehr Geld. Nach sieben Runden werden noch die Prestigepunkte der erfüllten Bonuskarten gutgeschrieben, wer dann auf der Leiste am weitesten vorne steht, hat sein Geld am besten investiert. Für dieses Spiel zumindest.
„Die Fürsten von Florenz“ ist nicht ohne und gehört in die Kategorie „Vielspieler“. Zwar ist alles vorhanden, aber nicht genug für alle. Ständig möchte man alles gleichzeitig machen, doch die beschränkte Anzahl an Aktionen und die Versteigerung zwingen die Spieler ihre Züge genau zu planen. Besonders die Erweiterungsregel „Muse & Prinzessin“ bringen noch mehr Spannung ins Spiel. Ein Kauf lohnt sich.
Tischrollenspiel
Kobolde
Lust mal ein witziges, schnelles Tischrollenspiel mit wenigen Regeln auszuprobieren. Dann ist „Kobolde“ genau das richtige Spiel. Warum? Weil es die teuren „Hardcover-Rollenspiel“ aufs Korn nimmt. Es werden keine langen Kampagnen gespielt, sondern es geht um einen Abend mit Bier und Brezeln und viel Spaß. Die Mitspieler werden Kobolde, deren Wesen durch acht Attribute bestimmt wird: Brutalofaktor und Substanz, Irrerelevantes und Glück, Ego und Raffinesse sowie Reflexe und Geschicklichkeit. Eben alles was ein Kobold so braucht um zu zaubern, Essen zu kochen und Hühner zu erschlagen. Jetzt können noch ein paar Fertigkeiten ausgesucht, Vor- und Nachteile hingenommen werden, ein paar Ausrüstungsgegenstände und Zaubersprüche für die Lakaien gibt es natürlich auch.
Nach wenigen Minuten ist das Datenblatt ausgefüllt. Auch die Regeln sind schnell begriffen: Gespielt wird in Runden, wobei ein Kobold so viele Dinge tun kann, wie er mag, allerdings erhöht schon allein der Versuch die Schwierigkeit seiner übrigen Handlungen der Runde. Kobolde können sich bewegen, ihre Fertigkeiten einsetzen, Sachen kaputtmachen, nachdenken, töten und werfen. Oder einfach was tun oder dagegen sein. So ein Koboldleben verläuft eben recht einfach: Essen, Trinken, noch mehr Essen und gibt es Probleme werden sie entweder durch Wettkochen oder einem Kämpfchen gelöst.
Wer gewinnt? Der Spieler der Kobolde, die am Ende des Abenteuers die meisten Siegpunkte (SP) eingeheimst hat. Also, wer am meisten Gegner getötet hat, die leckersten Gerichte gezaubert, Babys sichergestellt und das vor Spielbeginn festgelegte Ziel erreicht hat, sollte die meisten SP gesammelt haben. Sollte ein Kobold längere Zeit überleben, kann er sogar seine SP für Dinge wie Keule, dickes T-Shirt oder Elfenfellstiefel ausgeben. Hausregeln wie „Ich Chef hier“-Regel werden gleich mitgeliefert und wie in Rollenspielen so üblich, werden die Handlungen ausgewürfelt, natürlich nur die, die entweder schief gehen können oder mit der Anwendung von Wissen zu tun haben. Der Spielleiter ist der Bürgermeister, der für die richtige Stimmung, Bier und Brezeln sorgt und gleich noch durchs Beispielabenteuer „Was gibt’s zum Mittagessen?“ führen kann.
Eins hab ich noch vergessen: Wer sich auf das Koboldspiel einlässt, stirbt „schnell, gnadenlos, grausam, lächerlich und häufig“. Und die Gefahren lauern überall, da tobt der zornige Mob, oder die eigene Hose brennt, ein Riese klaut das Baby für den König der Kobolde Torg oder es tritt das Unvermeidliche ein…. Gründe für den schrecklichen Kobold-Tod gibt es viele und nur allzu schnell tritt er ein. Und noch ein Tipp zum Schluss, obwohl die Regeln für ein Tischrollenspiel sehr kurz sind, sollten alle Spieler sie kennen, um ein leidiges Blättern im Buch zu vermeiden.
Rollenspiel-Regelwerk von Pegasus Press, Super-Delüx-Ausgabe (Hardcover), 48 S., ISBN-10: 3-937826-93-9, ISBN-13: 978-3-937826-93-6, EUR 14,95.
Für zwei
Sakkara
Pyramidenbauspiele gibt es immer mal wieder, sei es für zwei bis vier Spieler wie im „Tal der Könige“, das 1991 bei Franckh-Kosmos herausgekommen ist oder das 2006 bei Pegasus erschienene „Gizeh“ das bis zu sechs Spielern, das Bauen aber vor allem auch das Zerstören der gegnerischen Pyramiden, schmackhaft macht. Im Frühjahr nun ist ein weiteres Spiel dazugekommen, in dem zwei Spieler um die Wette bauen. Wer zuerst seine Stufenpyramide aus drei Ebenen fertig hat, gewinnt.
Um dieses Ziel zu erreichen, stehen jedem Bauherrn zwei Arbeiter zur Verfügung, die die einzelnen Felder des Spielplan abklappern, um die notwendigen Baumaterialen einsammeln. Dabei können sie allerdings nicht jede Stufe erklimmen und auch der Gegner möchte an das notwendige Baumaterial. Bevor eine Pyramide begonnen werden kann, müssen zuerst ein Schiff- und ein Getreideplättchen ausgelegt werden. Sonderplättchen erleichtern den Pyramidenbau und ärgern den Gegenspieler, bestimmte Plättchenkombinationen ermöglichen sogar Zaubersprüche, wie den Wirbelwind, da darf der Spieler um sich herum alle Plättchen aufnehmen und nicht nur, wie sonst üblich, eines. „Sakkara“ gehört nicht zu den herausragenden Spielen aus der Zwei-Personen-Reihe von Kosmos, sondern liegt im Mittelfeld, trotzdem wird es nicht in der Schublade verstauben.
Die Fürsten von Florenz
Autor: Wolfgang Kramer & Jens Christoph Ulrich
Verlag: Quined Games vertrieben von Pro Ludo
Spieler: 2–5
Alter: ab 12
Dauer: mind. 90 Minuten
Preis: ca. 30 Euro
Illuminati
Autor: Steve Jackson
Verlag: Pegasus Spiele
Spieler: 2–6 oder mehr
Alter: ab 12
Dauer: 1–3 Stunden oder länger
Preis: ca. 30 Euro
Sakkara
Verlag: Kosmos
Spieler: 2
Alter: ab 10
Dauer: 30–40 Minuten
Preis: ca. 15 Euro