Die Bundesdrogenbeauftragte zu Gast bei Schnapslobbyisten
Prost leistet sich von Prosit ab. Das wiederum ist ein lateinisches Wort und bedeutet wörtlich
übersetzt: „Es möge helfen (nützen)“. So muss auch die Bundesdrogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, bei ihrem Treffen mit dem „ Bundesverband Wein und Spirituosen e.V. “ gedacht haben. Wem ein solcher Auftritt helfen soll sei dahingestellt.
Inwieweit ist eine Person glaubwürdig, die auf einer Lobbyistenveranstaltung der Alkoholindustrie auftritt, obwohl sie einige Tage zuvor in einem Interview mit dem Inforadio Alkohol als „die gefährlichste Droge“ bezeichnet hatte ?
Auf dem Treffen der Wein – und Schnapshändlervereinigung erklärte Frau Bätzing dann, “die Maßnahmen zur Alkoholpolitik der Bundesregierung im Rahmen der aktuellen europäischen Diskussion zur Alkoholpolitik”. Im Hinblick auf einen verantwortungsvollen Umgang mit alkoholischen Getränken sei die Schaffung eines breiten Bewusstseins in der Gesellschaft notwendig, was nicht durch zusätzliche Gesetze erreicht werde könne. Hier seien alle Verantwortlichen aufgerufen, ihren Teil beizutragen, so die Drogenbeauftragte.
Was soll das heißen? Jungs, ihr macht das schon. Macht so weiter wie bisher, wir lassen Euch in Ruhe.
Zur Zeit sieht es so aus: Die Bundesdrogenlady trifft sich mit führenden Alkoholdealern. Redet von einem verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol, und übersieht geflissentlich dass
beim Cannabiskonsum viel seltener problematische Konsummuster entstehen als beim Alkohol
die Folgekosten für unsere Gesellschaft durch Alkoholmissbrauch weitaus höher sind
das Suchtpotential beim Alkohol deutlich höher ist
die körperlichen und sozialen Folgen der Alkoholsucht in der Regel um ein Vielfaches schlimmer sind als die der Cannabisabhängigkeit
Ob junge Menschen, die gezielt von der Industrie beworben werden, wirklich in der Lage sind, den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu erlernen ist angesichts der Häufung von Alkoholvergiftungen und Todesfällen der letzten Zeit fraglich. Mittlerweile sind das doppelt so viele wie noch vor wenigen Jahren.
Ein Treffen mit der Lobbyvereinigung der Hanfszene, dem Deutschen Hanfverband (DHV), lehnt Frau Bätzing ebenso ab wie diverse Interviewanfragen unserer Zeitung. Vom Inforadio zum Thema befragt reicht es gerade mal für einen halben Satz:
„Ich bin ja auch zuständig für den illegalen Bereich und auch das ist wichtig, gerade wenn wir uns Cannabis anschauen, was die weit verbreiteste illegale Droge ist. Und wir werden auch nicht nachlassen in den Bemühungen um Substitutionsbehandlung, um Therapie für Drogenabhängige.“
Au weia. Hanf und Substitutionsbehandlung in einem Atemzug. Und wieder keinerlei Aussage zu Cannabis, außer der Feststellung, dass es die gängigste der verbotenen Substanzen ist. Die ist immerhin richtig. Wo aber bleiben die Bemühungen, sich ernsthaft mit den CannabiskonsumentInnen auseinanderzusetzen? Sogar die Vorgängerin, Frau Caspers Merks, hat sich die Argumente der „Gegenseite“ wenigstens angehört und auf und an auf Anfragen oder Kritik ab und zu reagiert. Frau Bätzing ignoriert das Thema einfach, auch der Protestmailer des DHV gegen Chemie im Gras blieb bis dato unbeantwortet. Eine durchaus unübliche Praxis, im Regelfall reagieren die angesprochenen Politiker mit einer Stellungnahme, sobald ein paar hundert oder tausend BürgerInnen an solch einer Aktion teilnehmen. Nicht so Frau Bätzing.
Im Prinzip geben wir Frau Bätzing ja Recht: der Umgang mit Alkohol muss erlernt werden, am besten schon durch entsprechende Vorbildfunktion der Eltern. Klappt das nicht, helfen Gesetze nicht weiter. Wieso aber soll sich das bei einer weitaus schwächeren Droge anders verhalten? Auch der Umgang mit Hanf will erlernt sein. Das ist für junge Menschen in der heutigen Situation schwer möglich. Eine Bundesdrogenbeauftragte, die sich seit mittlerweile zweieinhalb Jahren weigert, einen Dialog mit den Betroffenen zu führen, sollte das Resort wechseln; oder wenigstens den Bereich Cannabis an jemanden abgeben, die/der nicht fernab jeglicher Realität agiert.
Unsere Theorie:
Ein intelligenter Mensch der jüngeren Generation kann, sobald er sich ein wenig intensiver mit dem Thema beschäftigt, nur zu dem Schluss kommen, dass die Hanfprohibition gesellschaftspolitischer Unsinn ist. Würde Frau Bätzing ein wirklich fundiertes Wissen über die Hanfpflanze, deren Wirkung und Gefahren besitzen, müsste auch sie die Prohibition in Frage stellen. Das ist politisch nicht machbar. Deshalb weigert sie sich weiterhin strikt, ihr Wissen zu vervollständigen.