Freitag, 29. Juni 2007

Fünf Fragen an: Tanya Stevens

Tanya Stevens ist momentan wohl die bekannteste und erfolgreichste weibliche Stimme im internationalen Reggae. Mit ihrem Album „ Rebelution“ hat sie 2006 nicht nur Reggae Fans überzeugen können, momentan stellt sie ihr Album auf ihrer Tournee in ganz Europa vor. Mit ihren oft direkten, selbstbewussten Texten ist Tanya der musikalisch und textlich ausgereifte Gegenpol zu ihren männlichen; oft hirnlosen „ ich fass mir in den Schritt“ Kollegen.
Berlin, Kulturbrauerei: Nach einem großartigen Konzert, bei dem die Halle förmlich gekocht hat, hatten wir die Möglichkeit, Tanya Stevens ein paar Fragen zu ihrer Musik, Ganja und Homophobie auf Jamaika zu stellen.

Hanf Journal: Hi Tanya

Tanya: Hi there

Ha Jo: Erst einmal vielen Dank für das tolle Konzert eben. Wie unterscheiden sich das hiesige Publikum und die Stimmung von einem Konzert Jamaika?

Tanya: Im großen Ganzen ist das überall gleich. Ob Jamaika oder Deutschland, die Vibez sind großartig.(lacht). Nur die Sache mit der Sprache ist halt ein wenig anders und die Mädels sind sind ganz so gestylt. Aber auf der Bühne ist es schon dasselbe Gefühl.

Ha Jo: Was hältst du von der Hanfprohibition?

Tanya: Nichts. Ich halte von Verboten generell nichts. Alles, wozu ich mich aus freien Stücken entscheide, möchte ich tun dürfen. Selbst wenn irgendjemand meint, es sei schlecht für mich- es ist meine Sache. Sollte Ganja wirklich in irgendeiner Weise gefährlich sein dann gibt es sicherlich eine Menge anderer Sachen, die viel gefährlicher sind. Und die sind dann legal. Mich mich macht das Hanfverbot keinen Sinn. Aber eigentlich ist es mir egal, denn: ich rauche, so oder so.

Ha Jo: Ich habe in einem Artikel über Dich den Begriff „female Slackness“ (Patois für „dreckige Texte einer Frau“) aufgeschnappt. Was hältst du davon?

Tanya: Ich habe kein Problem mit Slackness. Ich nenn’ es nur nicht so. Was kann daran schlecht, über Sex zu sprechen? Immerhin ist das der Grund unseres Daseins. Für mich gibt es eine Grenze: Ich würde mich nie nackt in der Öffentlichkeit zeigen- nicht weil ich Nacktheit anstößig fände, einfach weil ich das für mich nicht mag. Aber wer so etwas will soll bitte schön auch das tun dürfen. Wie gesagt: Das ist nicht mein Buisness.

Ha Jo: Wie stehst du als Jamaikanerin zu Battyman Tunes, also schwulenfeindlichen Texten, die meist aus deiner Heimat stammen?

Tanya: Ein paar wenige Künstler machen solche Texte. Und das ist traurig. Das bringt den Reggae weltweit in Misskredit. Die repräsentieren unsere Musik nicht. Die allermeisten Reggae Künsteler haben solche Worte noch nie in den Mund genommen und würden es nie machen. Die große Mehrheit singt über Liebe und Einheit aller Menschen. Niemand soll sterben, kein Feuer soll irgend jemanden verbrennen. Das Bild, das hier in der Öffentlichkeit von Jamaika vermittelt wird ist falsch. Es wäre zwar falsch zu sagen, es gäbe dieses Problem nicht. Die große Mehrheit der Jamaikaner jedoch ist anders. Diese Typen sollten einfach ihr Maul halten, aufhören ihre Texte zu verbreiten. Wir können es uns gar nicht leisten, jemanden zu diskrimnieren (lacht laut).

Ha Jo:Wie ist Jamaika wirklich?

Tanya: Jamaika ist groß und seine Bewohner sind sehr facettenreich. Ich kann hier auch nur meine persönlichen Erfahrungen wiedergeben. Und die sind ganz anders als es oft dargestellt wird: Ich habe dort an vielen Orten gelebt, eigentlich ist es genau wie überall. Die meisten sind fast schon langweilig, die Leute arbeiten, Kinder gehen zur Schule, das Leben plätschert so vor sich hin. Auch in Jamaika. Das Bild einer Insel übersät mit Alltagsgewalt im ist sicher falsch .Ich lebe auf dem Land, die Leute dort sind sehr großzügig. Jeder, der vorbeikommt und nach Essen fragt bekommt ein paar Auckees (jamaikanische Baumfrucht) oder Bananen geschenkt, es herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre.

Ha Jo: Vielen Dank für das Interview, Respect Tanya.

Tanya: Ich danke, take care. Bye.

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