Freitag, 8. Juni 2007

Richtig ernten!

Ein befreundeter Grower erwähnt es immer wieder – nach der Ernte werden im Umgang mit den Blütenspitzen meistens mehr Fehler gemacht, als während des Anbauenes.

Regelmäßig fragen mich Gärtner, wo die Ursachen dafür liegen, dass ihre Blütenspitzen am Tag der Ernte fantastisch riechen – wenige Tage später jedoch ein starker Heu- oder Grünpflanzengeruch auftritt, die Buds rasch extrem trocken werden und kratzig schmecken, oder auch (zu) feucht und glitschig bleiben – zumindest nicht immer so ausschauen und riechen, wie es gewünscht oder Sorten spezifisch ist.

In den meisten Fällen liegen die Ursachen nicht im Anbau an sich, nicht im Giess- und Nährverhalten, nicht am Klima im Growraum, sicher nicht an der Sorte und auch nicht in der Wahl des Erntezeitpunktes – sondern um Umgang mit den Blütenspitzen nach dem Ernten.

Um grundsätzliche Fehler zu vermeiden, Geschmacks- und Ertragseinbußen zu vermeiden, gehen erfahrende Heimgärtner immer gleich vor.

Am Tag der Ernte werden alle Pflanzen geschlagen, in ihre Seitentriebe zerlegt und per Hand vom groben Laub befreit. Ob nun per Hand, oder mit einer der diversen Erntegerätschaften welche der Fachhandel bereithält, der Feinschnitt erfolgt ist nebensächlich.
Wichtig ist das der Gärtner möglichst viele kleine Blätter aus den reifen Blütenständen entfernt. Ein qualitativer Nachteil aller erhältlichen Erntegeräte ist, dass sie alle nicht in der Lage sind kleine Blätter zwischen den Buds am Blattstiel direkt vom Trieb(Ast)zu trennen und nur die herausragenden Blattspitzen entfernt.

Von den nun möglichst vollständig entlaubten Trieben, löst der Gärtner nun die einzelnen Buds und zerteilt diese nun in Tischtennisball (bis ca. maximal Hühnerei-)grosse Buds auf. Diese entlaubten und zerkleinerten Einzelbuds werden nun vom Gärtner zum Trocknen auf Siebe ausgelegt. Der Fachhandel hält verschiedene preiswerte Trockensiebe, zu Aufhängen, oder mit Rahmen zu aufeinander stapeln bereit. Ein rechteckiges Holzriemchen, mit einem Sieb, feinem Stoff, oder auch einer alten Gardine bespannt tut ebenfalls seinen
Dienst.

Während der Trocknung der auf den Sieben ausgelegten, entlaubten und zerteilten Buds, wird der Trockenraum/Trockenkammer/Box stets vollkommen dunkel gehalten und ständig mittels Rohrlüfter und Aktivkohlefilter belüftet. Ein Schwenkventilator auf kleiner Stufe sorgt für gute Luftzirkulation während der Trocknung und beugt Schimmelbildung und Muffigkeit der Knospen vor!

Kein gewissenhafter Heimgärtner trocknet ohne einen Aktivkohlefilter, da der extrem starke Geruch während der Trocknung anders absolut unbeherrschbar ist!

Absolute Dunkelheit ist während der Trocknung essenziell, da Licht das THC zerstört – und, noch wichtiger – da sich das Chlorophyll (der Grüne Pflanzenfarbstoff) nur in absoluter Dunkelheit rasch und geschmacksneutral abbauen kann.

Der Ablüfter und der Schwenkventilator sorgen für einen steten Luftstrom, der eine rasche aber nicht zu schnelle Trocknung gewährleistet. Vermeidet beim Trocknen unbedingt zu hohe Raumtemperaturen und zu niedrige Luftfeuchte. Bei zu warmer, trockener Luft, trocknen die Blütenstände zu schnell – sprich – sie
trocknen schneller als sich das Chlorophyll abbaut. Die Knospen werden dann trocken, behalten jedoch eine tiefgrüne Farbe und einen Grünpflanzen-/Heugeruch.

Ist es jedoch zu kalt und feucht, gibt es entweder Schimmelprobleme oder eine zu langsame Trocknung was einen muffigen Geschmack bei einer glitschig feuchten Textur nach sich zieht.

Erfahrene Gärtner vermeiden bei der Trocknung Klimaextreme – und sind
erpicht die Temperatur zwischen 18 und 22°C, die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 20 und 40% zu halten.

Nach 5 bis 7 Tagen Trocken auf den Sieben, werden die Buds nun äusserlich relativ trocken wirken – idealer Weise sind Stengelteile nun so trocken das sie gerade eben nicht trocken Knacken, sondern faserig aufreißen, wenn der Stängel gebogen wird.

Nun ist der perfekte Zeitpunkt um die fast fertig getrockneten entlaubten und zerlegten Knospen am Abend von den Sieben herunter in einen fest verschliessbaren (zB. Zip Lok, oder verschiedenste Vakuumbeutelsysteme) Kunststoffbeutel zu geben. Hierbei ist wichtig überschüssige Luft locker (also ohne extremes Pressen der Knospen!)
aus dem Beutel heraus zu drücken. Der verschlossene Kunststoffbeutel wird nun über Nacht dunkel bei Raumtemperatur aufbewahrt. Am folgenden Morgen, werden die Buds wieder aus dem Beutel heraus genommen und erneut Tags über auf die Trockensiebe gelegt. Am Abend werden die Buds wieder eingetütet und das Prozedere wird so lange wiederholt bis der Trockengrad der Knospen, die Textur, der Geruch, der Restfeuchtegehalt (das Gewicht), der Erwartung des Gärtners
gerecht wird.

Das luftdichte Eintüten über Nacht nach der ca. ersten Trockenwoche ist essenziell wichtig. denn beim Trocknen auf den Sieben entzieht die Raumluft den Buds deren Feuchtigkeit von Außen nach innen. Die Buds werden auf den Trockensieben also von Außen nach Innen, mit der Zeit immer trockener. Außen sind die Buds bereits trocken, ihr Kern ist jedoch noch feucht. Durch das nächtliche Abtüten, verteilt sich die Restfeuchte wieder über die Buds. Bei darauf folgendem erneuten täglichem Trocknen auf den Sieben verliert der Bud langsam wieder Feuchte und seine Außenseiten trocken somit wieder langsam ab.

Wird auf das nächtliche Eintüten verzichtet, ist die Folge das die Buds entweder im Kern feucht bleiben, dann sehr sehr schimmelanfällig und vor allem nur von minderer Qualität sind. Oder, dass die Buds übertrocknet werden, also bis zum Kern durchtrocknen, zu leicht,
kratzig und unaromatisch werden.

Allgemein ist einwöchiges nächtliches Eintüten ausreichend um ein sehr gutes Trockenergebnis zu erzielen!

Kein kommerzieller Grower kann so auf die Qualitäts bestimmenden Faktoren eingehen – wie ein Eigenbedarfsgärtner in einem Land in dem der Anbau von Hanf legal ist!

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