MC Santana aka Semtex: Clockwork Dark [derailed] (kehlkopf)
>> Freestyle
Seine ersten musikalischen Einflüsse hörten auf Namen wie Black Sabbath, Slayer, Metallica und Kreator, doch das Bewusstsein seiner „Roots“ führte ihn schnell zu Hip Hop und dessen Kultur. Public Enemy, Paris, KRS One, N.W.A. und Gangstarr wurden gehört, bis er im Alter von 16 Jahren mit ein paar Kumpels die Basshustler Cru formte und sich zwei Jahre später einer Liveband namens Phunk M.O.B. („Hear, it is“ 1996) anschloss. Als die ersten Breakbeats aus England über den kleinen Teich schwappten und er so seine musikalische Erfüllung in Hardcore, Jungle und Drum’n’Bass fand, griff er sich das Mic regelmäßig auf diversen Jungle-Partys, die er unter dem Namen Phishmaol Cru zusammen mit BBQ organisierte. Die Skillz wurden bei den kontinuierlich stattfindenden Trainingseinheiten der damaligen Kehlkopf-Mafia geschliffen, und die Baggefudda ‚MPT-Beats‘ der 90er Jahre besorgten den Rest. Hier und da sah ich ihn performen, und spätestens als ich die Wicked Wax Compilation und MTC Yaw’s Smasher „Tigarbar“ hörte, war mir sein Name ein Begriff: MC Santana. Familiär sehr eng mit der englischen Sprache verbunden, performed und rhymed er auch in englisch. Hinzu kommt, dass er Wert darauf legt, überall verstanden zu werden. Santana gehört zu den meistgebuchten Drum’n’Bass-MCs Deutschlands und zählt seit Jahren zum deutschen Top 10 Drum’n’Bass-MC-Kader. Absolut verständlich, da seine Lyrics jeden Club zum Brennen bringen! Nun endlich ist die Zeit reif dafür, sein Solo-Album „Clockwork Dark [derailed]“ vorzustellen. Parallel dazu erscheint auch eine Doppel-12“ mit für den Dancefloor ausgelegten Remixen, unter anderem von den Metalheadz Loxy & Ink. Gemeinsam mit Hek187 und der Heavy Rotation Crew wurde eine explosive Kombination aus Rap und Drum’n’Bass gehämmert und gemeißelt, die ich jedem Liebhaber von guter Musik nur ans Herz legen kann. Der vielbeschäftigte Mann hat natürlich einen Anrufbeantworter, auf dem die Headz ihren ganzen Respekt hinterlassen. Zusammen mit der sinnlichen Sängerin Selda Kaya spulen sich bei „Realiteez Gravity“ die ersten Beats ins Hirn, und unüberhörbar liegen Santanas Wurzeln im Oldschool Rap, wie er auch bei dem Slammer „Bassick Inztinct // (r.i.p. odb)“ beweist. Nach einem äusserst deepen „Skitt“ gibt’s den Kopfnicker „Seriouz Force“ und den eindringlichen Drum’n’Bass-Stepper „Carnage“. Klar werden auch andere Künstler gefeaturet: Bei „Saturday Nite Bombin’” überzeugt Germ, während in „Real Live People” auch MC Soultrain wieder seine ganze Klasse zeigt. Nicht nur als DJ und Produzent immer da, wo’s rockt, tritt hier Witchhunt MC auch bei zwei Tunes mit seinen Lyrics in Erscheinung. Sowohl bei „Whut U Fightin’ 4?!” als auch bei „H.E.A.V.Y.” (Filthy Flute Mix) untermauert er seine Profession. Mein Respekt auch für das geniale „Devil May Cry …” und „Nemesis” feat. Germ & MC Zhi. Nach Scratch-Alarm mit DJ Krime und dem würdigen Outro „Black Gold” gibt’s „Saturday Nite Bombin’” noch im Blackfish Mix. Wer „support your local heroes“ nicht als inhaltslose Floskel sieht und auf gute Musik schwört, überlegt nicht lange … Shoutz, Roly
www.urban-jungle.net
www.kehlkopf.com
www.grooveattack.com
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Various Artists: 10 Years Of Mole (mole listening pearls)
>> Listening / Lounge
Seit nunmehr zehn Jahren begeistert mich eine Musikfabrik aus Mannheim, die im Bereich der elektronischen Musik zwischen den Polen Abstraktion und Clubtauglichkeit oszilliert und dabei gängige Klassifizierungen und Genres bewusst außen vor lässt. Weitere Definitionen gestalten sich schwierig, denn Mole will einfach gute Musik von guten Künstlern veröffentlichen und dabei positive Schwingungen erzeugen. Das klingt banal, ist jedoch völlig ernst gemeint. Die Künstler und ihre Musik schaffen ein Klangmosaik, das sich ständig neu zusammensetzt, dabei aber jederzeit wiedererkennbar bleibt. Das führt zu einem Paradox: Es gibt keinen typischen Mole-Sound, aber der Sound ist fühlbar und identifizierbar. Die Künstler, die auf diesem Label releasen, haben eine Mission. Diese Mission liegt in ihrer Musik, und die Musik ist ihre Botschaft. Die Ideale von Mole liegen in der Bereitschaft, diese Künstler zu fördern und ihnen Raum und Zeit für die Entwicklung ihrer Botschaft zu gewähren. Mole schaut dabei nicht nur auf den nächsten Tag, sondern auf die nächsten Jahre. Die daraus resultierende Qualität ist das Markenzeichen von Mole. Und mit der 75. Veröffentlichung wird nun das zehnjährige Jubiläum gefeiert. Hierfür hat man sich kein gewöhnliches Best Of überlegt, denn die ausnahmslos bewährten Mole Künstler präsentieren brandneue Mixe von den altbekannten und liefern auch neue Tracks. Nach The Lushlife Project mit ihren „Budapest Eskimos” (Zoohacker Remix) groovt mit Alphawezen’s „Electricity Drive” (The Lost Radio Version) einer meiner absoluten Lieblingstrack rein. Lateinamerikanisch wird es mit dem legendären „Mambo Craze” (Extended Version) von De-Phazz und „Agente Latino” (Miyamoto Musashi Remix) von Audio Lotion. Subtil trippy sorgt Marcel’s „Salamandra” für gute Stimmung, und ganz großartig ist auch der Remix von „Our Dance” (Wax Tailor feat. Charlotte Savary). Yonderboi, Naomi, Khoiba, nor elle und Calmstreet überzeugen ebenfalls mit feinfühlig-warmen Tracks, und auch über den zweiten Teil von moodorama’s „Beatzekatze” kann man sich wirklich freuen. Das breite Spektrum reicht weiter vom Anima Sound System, Llava und Airmate feat. Izzy Dunn über Geb.el, Soul G and Tony Match und Homegrown bis hin zu meinen Mole-Lieblingsact Lemongrass, Lahr, Bassface Sascha & JFC und Q-Point. Die Qualität des Mole-Sounds liegt in seiner großen Sensibilität und Sinnlichkeit. Die Musik zielt nicht auf vordergründige Effekte, ist niemals seicht oder trivial, sondern belebend, tiefgründig, pulsierend, tolerant – und dadurch einzigartig. Mole 75 umfasst Pop für Erwachsene, Drum&Bass, fließende Soundräume, charmante Gesangsarrangements und funky Basslinien. Auf der dazugehörigen DVD gibt’s noch Videos von Wax Tailor, Alphawezen, Yonderboi, Audio Lotion, Anima Sound System, Lemongrass, Khoiba und Calmstreet sowie „10 Years Of Mole Artwork“. Mole stimuliert alle Sinne. Meinen Glückwunsch!
www.mole.de
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Ror-Shak: Deep (auric enterprises / cargo industies)
>> Drum&Bass
Die zwei Seelen und Köpfe hinter diesem Album kommen aus zwei verschiedenen musikalischen Backgrounds. DB arbeitete über 20 Jahre als DJ und startete Anfang der 90er Jahre als A&R für Profile Records und nahm später für die US Dependance von Ministry of Sound „Fischerspooner“ unter Vertrag. DB stellte die erste Techno- und Jungle-Compilation für den amerikanischen Markt zusammen, veröffentlichte als DJ elf erfolgreiche Mix CDs in zehn Jahren und ist der Eigentümer und einer der beiden kreativen Kräfte hinter der Produktionsfirma Breakbeat Science, das Ror-Shak zur Welt brachte. DJ Stakka arbeitet seit 1989 als DJ und seit 1991 als Produzent. Er ist eine Legende in der Drum&Bass Szene und produzierte (u.a. auf Ram Records) über hundert Platten, von denen viele zu Club-Hymnen wurden. Von 1997 – 2002 war er Mitbesitzer von Underfire und Audio Blueprint und führt nun mit Cargo Industries sein eigenes Label. Als Remixer setzte er Highlights für Morcheeba’s „The Sea“ & Africa Bambaataas „Planet Rock“. Die beiden Engländer leben jetzt in Brooklyn und „Deep“ ist der Titel ihres ersten gemeinsamen Album-Projektes, was nun in der „2nd edition“ erschienen ist. Das Cover verwirrt etwas, da es sich bei dieser Musik um einen sensationellen Spagat zwischen Broken Beats, Independent Rock, Electronica und coolem Jazz handelt, aber es ist offensichtlich in Anlehnung an Dr. Rorschach, den Erfinder des Psychologie-Tests mit dem Tintenklecks, kreiert worden – ebenso Ror-Shak, eine englische Formulierung desselben. Und wer ein breites Spektrum zu hören pflegt und immer wieder auf der Suche nach etwas wirklich Interessantem und Neuem jenseits von Mainstream ist, sollte unbedingt in dieses gut ausbalancierte Stück Musik reinhören. Der wundervolle Drum&Bass-Opener „Lisa’s Song“ ist perfekt auf die seidenweiche Stimme von Lisa Shaw zugeschnitten, die ja von Madonna sehr verehrt wird. Eine weitere großartige Gastsängerin, die durch das Twin Peaks Thema „Falling“ zu Weltruhm gelangte, ist auf jeden Fall Julee Cruise. Ihre melancholische Stimme in den exzellenten Downbeat-Tracks „Fate Or Faith“, „Golden Cage“ und „Window Pain“ bewegen die Seele. Mit einer wunderschönen Version des Klassikers „A Forest“ (feat. Chantel Claret) erfreut mich einer der wohl genialsten Cure-Hits überhaupt! Die beiden Interludes sind so beruhigend wie „Spaghetti“ und „Heist“, und eines der absoluten Highlights ist neben „Be There“ natürlich „Trust“ (feat. Mark Holmes). Ror-Shak selbst sagen, dass „Deep“ Drum&Bass für Leute ist, die Drum&Bass nicht mögen. High Contrast kommt dem ganzen mit seinem Statement „as if Zero 7 & Röyksopp met LTJ Bukem & The Cure” schon wesentlich näher. Ohne Zweifel ist es Drum&Bass, für die Liebhaber von melancholischer Musik – facettenreich, erfrischend und vor allem einfach astrein produziert.
www.cargoindustries.co.uk
www.djdb.com
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Jocelyn B. Smith: Expressionzz (blondell productions)
>> Jazz
Als Phänomen ist die Frau bekannt. In verschiedenen Musikrichtungen beheimatet und etabliert, bleibt sie dennoch stets authentisch in ihrem Tun. In der Klassik arbeitet sie weltweit mit verschiedenen namhaften Symphonieorchestern, Komponisten und Dirigenten, ihr einfühlsames Musikverständnis befähigte sie zu Interpretationen über Musikrichtungs- und Sprach-Grenzen hinweg, der Geschichte des Jazz verlieh sie ihre Signatur und erhielt dafür einen Jazz Award, ihr Soul lässt uns an ihrer musikalischen Seele teilhaben und ihr Gospelfunk ist kosmisch. Die expressive Authentizität der häufig als „Gesamtkunstwerk“ betitelten afroamerikanischen Ausnahmesängerin Jocelyn B. Smith wird in ihrem elften Album „Expressionzz“ sehr facettenreich reflektiert. Gemeinsam mit den Ausnahmemusikern ihrer Band und dem Chor der „Kirche zur Heimat“ entstand diese Live Aufnahme am 10. Juli 2006 im Tränenpalast in Berlin. Die Texte der zum größten Teil von ihr selbst geschriebenen und komponierten Songs entspringen der Auseinandersetzung mit der Betrachtung der Welt anhand der Bibel. Es geht um den Zyklus des Lebens – jenseits von musikalischen und kulturellen Grenzen. Es liegt also nicht nur nahe, sondern ist geradezu zwangsläufig musikalische Elemente wie Poetic-Jazz, Soul, Gospel, Funk und Klassik zusammenzubringen. Die dazugehörige DVD vermittelt in „A Short Story“ den Hintergrund der als Live-Projekt gestarteten Produktion und gewährt privatere Einblicke in das Umfeld und die Arbeit der doch sehr bodenständigen Diva. Der Zuschauer begleitet den Weg zu der Aufzeichnung des Konzertes in einem Ort mit historischer Entwicklung: vom Raum des Abschieds und der Tränen, zum Raum des kulturellen Zusammenkommens und der Freude. Gleichzeitig wird „Expressionzz“, als letztes im Tränenpalast stattfindendes Konzert, zum Bestandteil der Geschichte des Ortes. In fünf ausgesuchten Titeln werden auch visuelle Eindrücke während des Konzertes vermittelt. Projektionen von Bildern aus Wim Wenders „Himmel über Berlin“ regen zu Ausflügen in die eigene Welt der Erinnerungen, der Assoziationen und der Gefühle an und vermitteln einen Eindruck der Stimmung die bei diesem Album aufkommen darf. Als Special rundet das Video „Annie’s Song“, eine bisher noch nicht veröffentlichte Interpretation des John Denver Songs, die Geschichte ab. In der Photogallery finden sich private, unveröffentlichte Aufnahmen Jim Raketes von der Diva, als Mutter. „Expressionzz“ ist ein lebendiges Werk aus facettenreichen, anspruchsvollen Kompositionen, die sich dynamisch spannungsvoll um den Mittelpunkt einer majestätischen Stimme entfalten: Jocelyn B. Smith.
www.jocelyn.de