Mittwoch, 24. Januar 2007

Spannend: Die Tensio-TechnikTechnik

Der häufigste Fehler im Indoor-Bereich ist wohl eine zu hohe Feuchtigkeit im Wurzelbereich, verursacht durch zu intensives Gießen oder Bewässern. Frei nach dem Motto „Viel hilft viel“ versucht manch Hobbygärtner, die Resultate durch übermäßige Gabe von Dünger, Zusätzen und Sprühmittelchen zu optimieren. Zuviel Liebe und Pflege führt nicht nur zu einer Überdüngung der Pflanzen, sondern auch oft zu Staunässe Die wiederum ist die Grundlage vielen Übels wie Trauermücken, Pilzbefall oder Wurzelfäule.
Selbst wenig Staunässe, die keine Mängel oder Krankheiten hervorruft, beeinträchtigt das Wurzelwachstum und somit den Ertrag.
Richtig zu gießen ist, selbst auf Erde, nicht immer einfach. Sind die durchgewurzelten Jungpflanzen erst einmal umgetopft, brauchen sie während der ersten Woche relativ wenig Wasser, das ändert sich jedoch mit zunehmender Größe schnell. Leider gibt es keine Faustregel, welche Sorte wann wie viel Wasser benötigt, weil das einfach von zu vielen Faktoren abhängt: von der Lichtintensität, der Art des Mediums, der Temperatur, der Luftfeuchte, der Sorte oder vom pH-Wert der Nährlösung, um hier nur einige zu nennen. Zu häufiges, intensives oder auch zu seltenes Gießen bedeutet immer Stress für die Pflanze und sollte vermieden werden. Wer noch nicht genug Erfahrung hat, die optimale Bewässerungsmenge/-zeit zu bestimmen, kann sich eines einfachen, nicht allzu teuren Hilfsmittels bedienen. Ein Feuchtigkeitssensor oder Tensiometer (Tension = Saugspannkraft), bestehend aus einem porösen Tonkegel und einem Digitaldisplay, misst die Saugkraft, mit der die Pflanzenwurzeln das Wasser aufnehmen. Diese Kraft, ausgedrückt im mbar, wird dann auf dem Display angezeigt. So kann man den Wasserbedarf genau bestimmen: je höher der angezeigte Wert ist, desto trockener ist das Medium; je niedriger, desto feuchter ist es.
Ein Gerät für den Hobbybereich kostet zwischen 30 und 50 Euro und kann sowohl einfach als Hilfe beim „Mit-der–Hand-Gießen“ als auch bei der Bestimmung des Wasserbedarfs größerer Kulturen, die mit einer Bewässerungsanlage ausgestattet sind, nützliche Dienste leisten.
Ein Tensiometer kann sowohl für den Anbau auf Erde als auch für den auf Cocosfasern oder Cocosmatten sowie in feinen Tongranulaten (z. B. Seramis) genutzt werden.
Topfpflanzen fühlen sich in geschlossen Räumen in einem Bereich zwischen 80 und 120 mbar am wohlsten. Darüber fangen sie an zu vertrocknen, bei einem niedrigeren Wert sammelt sich Staunässe im unteren Bereich des Topfes. Im Freien ist ein höherer Wert (150 bis 250 mbar) optimal, was daran liegt, dass sich im Erdreich nicht so leicht Staunässe bilden kann wie in Blumentöpfen. Indoor-Gärten mit einem Wert von unter 50 mbar (zu deutsch: „klatschnass“) sind hierzulande leider keine Seltenheit und gehören in die Kategorie „kontaminationsgefährdete Pilzhöhle“. Bei Hanf-Pflanzen unter Kunstlicht hat es sich als optimal erwiesen, bei einem Wert zwischen 130 und 170 mbar zu gießen. Gerade bei Anlagen mit 600 oder gar 1000-Watt-Lampen werden aufgrund der hohen Oberflächenverdunstung oft falsche Rückschlüsse auf den Wassergehalt des Mediums gezogen: Ist es oben trocken, heißt das nicht, dass im Wurzelbereich nicht mehr genügend Feuchtigkeit gespeichert ist. Erst mit einiger Erfahrung kann mensch beim Anheben anhand der Schwere des Topfes den optimalen Gießzeitpunkt bestimmen, beim Anbau auf Hochbeeten oder Cocosmatten ist das gar nicht möglich. Gerade hier empfiehlt sich der Einsatz dieses kleinen Helferchens.
In den Niederlanden arbeiten viele Hanf-ZüchterInnen mit Hochbeeten, die automatisch von im Erdreich verlegten Schläuchen bewässert werden. Hier wird ein Tensiometer an das (computergesteuerte) Bewässerungssystem angeschlossen. So wird gewährleistet, dass immer genug Nähstoffe an genau der richtigen Stelle, den Wurzelspitzen, vorhanden sind, ohne dass Staunässe oder eine Überdüngung entsteht. Die Erträge auf diesen von unten versorgten Hochbeeten sind gewaltig und können sogar mit Ergebnissen aus optimal versorgten hydroponischen Kulturen verglichen werden. Ein weiterer Vorteil beim Hochbeet ist, dass eine Demontage und ein erneutes Aufbauen nach der Ernte entfallen, solange die Pflanzung am selben Ort bleibt, müssen die Schläuche lediglich nach jeder Ernte gereinigt werden.
Natürlich kann aufgrund der Anschaffungskosten von ungefähr 40 Euro nicht jeder Topf mit einem Tensiometer bestückt werden, deshalb wählt man am besten eine „Durchschnittspflanze oder -matte“, in der das Gerät platziert wird. Wichtig hierbei ist, die Stecktiefe zu beachten (möglichst tief) und den Sensor so frühzeitig zu platzieren, dass eine Beschädigung im Wurzelbereich ausgeschlossen werden kann. Anhand des angezeigten Wertes kann dann der richtige Zeitpunkt zur Wassergabe bestimmt werden.
In den meisten Grow-Shops ist ein halbautomatisches Tensio-Tropfsystem, das eine Einzelbewässerung ermöglicht, erhältlich. Hierbei wird jeder Topf/jede Matte mit einem Einzelsensor versorgt, der die Wasserzufuhr bestimmt. So kommt dieses System ohne die (teure) digitale Anzeige aus. Hier dient ebenso ein Tonkegel als Sensor und reagiert auf den Feuchtigkeitsgehalt der Erde in seiner unmittelbaren Umgebung. Ist dieser zu niedrig, öffnet sich ein Tropfventil.
Der Vorteil: Es funktioniert ohne Pumpe, ist somit sehr leise und die Montage ist kinderleicht.
Der Nachteil: Der Nährstoffbehälter muss höher als die Pflanzen stehen und das genaue Einstellen der Einzeltropfer ist ein Geduldsspiel.
Die Anschaffungskosten belaufen hier ungefähr auf sieben Euro pro Pflanze.
Für große Gärten bietet ein Hersteller mittlerweile eine Erweiterung an, wobei hier der Sensor mit einem Bewässerungscomputer verbunden werden kann.
Leider führen nur wenige Grow-Shops digitale Tensiometer, im Baumarkt oder Gartencenter hat man meist die Auswahl zwischen zwei Fabrikaten, Blumat oder Gardena. Beide funktionieren gut, wobei die Preise, je nach Anbieter, sehr stark variieren. Beide sind mit etwas Geduld bei der Suche für unter 40 Euro auch im Internet zu bekommen.

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