Sonntag, 17. Dezember 2006

Coco einfach!

Vermeintlich sterben Jahr für Jahr vorwiegend Touristen an tropischen Stränden, beim Sonnenbaden unter Cocospalmen,
den plötzlichen Cocosnusstod durch herabfallende Exemplare. Aber Cocosnüsse können Leben nicht nur ganz gut auslöschen,
sondern pflanzlichem Leben auch eine hervorragende Basis sein. Cocossubstrate – ideal für ertragsbedachte Selbstversorger.

Der Anbau auf Coco unterscheidet sich bedeutend vom Anbau auf Erde und Erdsubstraten. Optisch mag Coco Erde stark ähneln – die Eigenschaften sind jedoch völlig andere. Da Cocopflanzsubstrate aus den Fasern und Granulaten der Cocosnuss gewonnen werden, enthalten sie entgegen Erdsubstraten keine relevanten Mikroorganismen. Der Einsatz rein organischer/biologischer Düngemittel ist daher nicht (bzw. nur stark begrenzt) möglich. Cocosubstrat ist jedoch sehr locker, kann sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen, bleibt dabei relativ luftig und hat hervorragende Drainage-Eigenschaften, was den Anbau auf Cocofasern auch für den Einsatz automatischer Bewässerungssysteme sehr attraktiv macht.

Auf automatische Bewässerung im Speziellen möchte ich hier aber nicht eingehen. Es dreht sich um den Anbau mit Cocosubtrat in Töpfen. Eine automatische Bewässerung ist, wenn eine Möglichkeit zum Wasserauffang/-ablauf vorhanden ist, aber jederzeit möglich.

Coco kann in allen Pflanzenphasen als Kulturmedium verwendet werden. Für die Aufzucht von Sämlingen bevorzugen die meisten Cocogärtner jedoch Anzuchterde oder Torfquelltöpfchen, da Erden entgegen Cocosubstrat immer etwas Grundnährstoffe enthalten und pH-Wert-puffernde Eigenschaften besitzen. Wenn Qualitätscoco verwendet wird, ist die Beimischung von Perlite oder anderen Zuschlagstoffen unnötig. Billigcoco kann jedoch sehr fest sein und von einer Perlitbeigabe profitieren!

Da Coco keine Nährstoffe enthält und für die Verwendung organischer Nährstoffe (so gut wie) ungeeignet ist, greifen Cocogärtner zu Mineralischen Düngemitteln. Deren Aufnahme durch das Wurzelwerk der Pflanzen hängt stark vom pH-Wert der Nährlösung (Gießwasser inkl. Düngemittel) ab.
Der pH-Wert der Nährlösung sowie ihr (Mineral-)Salzgehalt (ec-Wert) bestimmen den pH-Wert des Cocosubstrates im Pflanzbehälter, sowie dessen Nährstoffgehalt.
Erfahrene Eigenversorger auf Coco stellen den pH-Wert der Nährlösung bei jedem Gießen mit Salpetersäure in der Wuchs- und mit Phosphorsäure in der Blütephase, auf pH 6,2 ein!
Der ec-Wert, der Salzgehalt der Lösung, bestehend aus den im Leitungswasser enthaltenen Mineralsalzen und jenen, welche der Gärtner mittels mineralischem Dünger hinzugefügt hat, wird in der Wuchsphase zwischen 1,5 und im späteren Wuchs 1,6 – max. ec 1,8 gehalten. Während der Blütephase liegt der ec-Wert der Nährlösung nicht unter 1,6-1,8 ec, überschreitet maximal 2,0 ec jedoch niemals.

Da Cocosubstrat wie gesagt keinerlei Nährstoffe enthält, muss der Gärtner dem Gießwasser bei jedem Gießvorgang mineralischen Dünger Hinzufügen, um den Nährstoffgehalt (ec-Wert) im Cocomedium aufrechtzuerhalten.
Da die Pflanzen jedoch auch nicht immer alle mineralischen Anteile aus der Nährlösung gebrauchen, bleiben auch Teile der Salze im Cocmedium zurück. Diese könnten sich im Verlauf des Pflanzenwuchses zu einer toxischen Salzkonzentration anreichern – Folge wäre ein rapides Absinken des pH-Wertes im Medium und eine Überdüngung der Pflanzen. Um die Anreicherung von Mineralsalzen im Cocosubstrat zu Vermeiden, muss der Gärtner immer so viel Nährlösung pro Pflanze vergießen, dass mindestens 20 Prozent der Nährlösungsmenge, welcher dem Cocosubstrat zugeführt wurde, auch direkt wieder aus dem Pflanzbehälter herausläuft. Dadurch werden evtl. angereicherte Salze verdünnt und ausgewaschen und die Nährstoffkombination im Medium entspricht wieder der der Nährlösung. Auch die Gefahr des Absinkens des pH-Wertes im Medium unter 5,8 wird so durch Verdünnung und -pufferung der “frischen“ Nährlösung gewährleistet.

Der mit Abstand am häufigsten gemachte Fehler beim Anbau auf Cocsubstraten ist sicherlich das Nichtbeachten der Drainagemenge von mindestens 20 Prozent bei jedem Gießen. Wer die Drainagemenge pro Gießvorgang niemals unterschreitet, erspart sich 80 Prozent aller Nährstoffprobleme beim Anbau auf Cocomedien!

Zudem ist es beim Anbau auf Coco sehr zu empfehlen, ein im Gartenfachhandel des Vertrauens von etlichen Herstellern angebotenes Enzymprodukt zu verwenden. Diese können stets – oder in Intervallen – eingesetzt werden und beschleunigen den Abbau abgestorbenen Pflanzenmaterials (tote Wurzeln z. B.) im Cocomedium. Da Coco wie gesagt keine Mikroorganismen (idS,) enthält, kann totes Wurzelmaterial auch nicht ohne Enzyme abgebaut werden. Zudem bereichern die Enzymprodukte das Substrat mit Vitaminen und Aminosäuren und tragen zu einer verbesserten Nährstoffaufnahme durch gesundes und aktives Wurzelleben bei.

Erfolgreiche Cocogärtner haben keine Scheu vor häufigem Nähren (Gießen mit Mineraldünger-angereichertem Wasser) mit reichlich Nährlösung und ausreichend (>20 %) Drainage, mit günstigen Ausgangswerten der (ec 1,8 – pH 6,2) Nährlösung. Sie betreiben etwas mehr Aufwand als beim Anbau auf Erde, investieren etwas mehr (für ein pH- und ec-Wert Messgerät) und müssen stets fürsorglich auf die Einhaltung der richtigen Werte bedacht sein, aber dafür werden sie mit steigenden Erträgen und zunehmender Wachstumsgeschwindigkeit (gegenüber organischem Anbau auf Erde unter Kunstlicht im gleich großen Pflanzbehälter!) belohnt.

Das Wichtigste kommt wie immer zum Schluss.
Da mineralische Düngemittel – wie sie zum erfolgreichen Anbau mit Cocosubstraten unverzichtbar sind! – direkt in den Saftstrom der Pflanze gelangen, ist es äußerstes Gebot, mindestens zwölf Tage vor dem geplanten Erntetermin die Zufuhr an mineralischen Nährstoffen zu reduzieren und sie mindestens zehn Tage vor der Ernte ganz einzustellen! In den letzten zehn Tagen vor der Ernte wird nur noch mit Wasser (pH-Wert 6,2) gewässert, sodass wie beim Nähren auf Cocosubstrat auch, immer mindestens 20 Prozent Drain(Abwasser) entstehen. Vier Tage vor der Ernte sollte mindestens einmalig das Substrat gespült werden. Hierfür wird die Menge im pH-Wert auf 6,2 reguliertes Wasser ohne zusätzliche künstliche Nährstoffe, in den Pflanzbehälter geben, die auch der Behälter an sich an Cocosubstrat fasst. Ein 6,5-Liter-Topf wird also mit 6,5 Liter Wasser „durchgespült”. Das Abwasser (Drain) sollte immer frei ablaufen können und sich niemals anstauen! Erfahrene Cocobauern geben beim „Durchspülen” immer etwas von einem Marken-Enzympräparat bei.

Kein kommerzieller Grower kann so auf die qualitätsbestimmenden Faktoren eingehen wie ein Eigenbedarfsgärtner in einem Land, in dem der Anbau von Hanf legal ist!

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