Nix für Anfänger
Bisher galt: Entweder Mensch entscheidet sich, Bio-Gras zu züchten und somit für eine Erdkultur oder die/der BertreiberIn eines Indoor-Gartens widmet sich der hydroponischen Zucht und verzichtet somit auf das Bio-Attribut und die damit verbundenen geschmacklichen und gesundheitlichen Vorzüge.
Seit kurzer Zeit wird auf dem Markt ein hydroponischer Bio-Dünger, Bio Sevia von GH Europe, angeboten, der nach Angaben des Herstellers die Vorteile der Hydrokultur und der Biozucht unter einen Hut bringt.
Klingt interessant und so hat sich unser holländischer Freund Henk Paschulke, dessen Projekte ihr ja aus seinen zahlreichen „LassWachsen“-Folgen (www.exzessiv-das-magazin.com) kenntangeboten, einen Testlauf mit dem Dünger zu durchzugärtnern.
Gesagt getan, Henk hat also in seiner altbewährten Homebox (1 x 1 x 2 Meter) ein Dutch Pot Aero-System aufgebaut. Leider passte das System nicht ganz in die Box, woraufhin unser niederländischer Freund Rohre und Gestell so umbauen musste, dass nur noch neun anstatt zwölf Behälter für jeweils fünf Pflanzen darin Platz fanden.
So gab es immerhin noch Platz für 45 Pflanzen auf einem Quadratmeter, was Henk dazu veranlasste, sein übliches 400 Watt-Setup gegen ein 600 Watt-Setup zu tauschen. Trotz der 600 Watt-Lampe überschritt die Temperatur die 27 Grad Celsius-Marke nie, die Luftfeuchtigkeit lag zwischen 40 und 55 Prozent. Um allen eventuellen Klimaproblemen vorzubeugen, wurden ein Cool Tube und ein extra großer Lüfter (400 m³) mit Schalldämpfer eingebaut. Außerdem wurde sowohl in der Wuchs- als auch in der Vorblütephase eine 600 Watt-HPi-T (Wachstumslampe) benutzt, bis diese Ende der vierten Blütewoche gegen eine 600 Watt-Natriumdampflampe (Blütelampe) getauscht wurde. Diese Technik garantiert die erwünschten kurzen Abstände zwischen den Blüten und beugt dem „Spargeln“ (übermäßiges Längenwachstum) vor.
Herr Paschulke benutzte in der Wuchs- und der Vorblütephase (Woche eins bis vier) außer bei Bio Sevia (Grow und Bloom in unterschiedlichen Mischverhältnissen) nur jeden „Vormittag“ eine Kohlendioxidtablette, um das Blattwachstum anzuregen.
Leider bestand aus standorttechnischen Gründen nicht die Möglichkeit, mit Osmosewasser zu arbeiten, jedoch hatte das verwendete Wasser einen relativ guten Ausgangs EC-Wert von 0,6. Der pH-Wert betrug nach der Verwendung von pH Minus zwischen 5,7 und 5,8. Zwar ist es nach Angaben von General Hydroponics möglich, bei der Bioponic mit einem pH-Wert bis 7,0 ordentliche Ergebnisse zu erzielen, aber da ein Senken auf keinen Fall schadet, dachte sich unser Freund: sicher ist sicher und griff auf seine pH-Wert-Erfahrungen früherer Grows zurück.
Im Nährstoffbehälter befand sich außerdem der Bio-Filter zur besseren Sauerstoffversorgung der Nährlösung, dessen Pumpe leider etwas schwach auf der Brust ist, sodass Henk eine kleine Zusatzpumpe installieren musste ? und Bio Magixx Pulver, eine Art Trichoderma für Nährstofftanks. Das Bio Magixx ist für die entsehende Mikrobenkultur zuständig, es wandelt die Nährstofflösung einfach ausgedrückt in flüssige Erde um. Henks Aussage zufolge riecht das Ganze auch wie frischer Humus. Die befürchtete Verstopfung der Sprühdüsen und Schläuche blieb trotz des Bio-Düngers vollkommen aus, das ganze System lief 67 Tage ohne Beanstandung im Dauerbetrieb.
Als Sorte wählte er Chronic-Stecklinge, die im gut vorgewurzeltem Zustand in Netztöpfen auf die 45 Löcher verteilt wurden.
Anfänglich arbeitete er mit einem EC-Wert von 0,9, die Pflanzen bekamen eine weitere Woche 18 Stunden Licht. Nach der Einleitung der Blütephase und der Erhöhung auf des EC-Wertes auf 1,2 entwickelten sich die Pflanzen dann prächtig, der Längenwuchs explodierte, die Internodien (vereinfacht: Abstände zwischen den Blüten) blieben dabei wunschgemäß klein. Auf Anfrage teilte uns unser freier „Mitarbeiter“ mit, dass er aufgrund der nicht vorhandenen Osmose-Anlage extra mit einer etwas höheren Düngerdosis arbeite, als vom Hersteller angegeben.
Jedoch hat Henk schon einige Jahre Indoor-Erfahrung und ein sehr grünes Däumchen, die Verwendung einer Osmose Anlage ist bei allen Hydrosystemen auf jeden Fall sehr ratsam.
Schon nach den ersten zwei Wochen wurde ihm klar, dass das Spannen eines Netzes unumgänglich sein würde, um die zu erwartenden Buds zu stützen. Also spannte er 35 Zentimeter über den Mädels ein einfaches Ranknetz, optimal bei der zu erwartenden Endhöhe von 60 bis 70 Zentimetern. Ungefähr zur selben Zeit zeigte sich, dass bei voller Besetzung des Dutch Pot Aero auch bei guten Bedingungen einige Pflanzen etwas zurückbleiben, was sich jedoch nicht negativ auf den Gesamtertrag (dazu später ;-)) ausgewirkt hat. Beim nächsten Durchgang würde Herr Paschulke nach eigenem Bekunden nur noch drei bis vier Pflanzen pro Behälter einsetzen und die Wuchsphase um ein paar Tage verlängern.
Auch die Hauptblüte (Woche fünf bis acht) verlief wunschgemäß, der EC-Wert wurde langsam aber stetig bis auf 2,2 gesteigert. Normalerweise sollte er bei der Bioponic niedriger sein, in diesem Falle wäre aber aufgrund der fehlenden Osmose-Anlage und des „Verbots“ von Phosphorzusätzen in der Endblüte (wäre dann kein „Bio Gras“ mehr) die Gefahr eines Phosphormangels zu groß gewesen. Dieser hatte sich bei einem EC-Wert von 1,8 durch den ein oder anderen leicht rötlichen Stiel angekündigt, wurde aber durch die Erhöhung der Düngerdosis kompensiert. Die Chronics legten Tag für Tag an Umfang zu, dufteten und harzten in bester Indica-Manier und schon nach exakt 59 Tagen fiel die ganze Pracht der (Elektro-)Schere zum Opfer.
Das Ergebnis konnte sich unseren Freund zufolge durchaus sehen lassen, der Ertag blieb zwar ein wenig hinter Henks vorherigen hydroponischen Experimenten zurück, war aber mit 400 Gramm
durchaus befriedigend. Der Geschmack und die Konsistenz waren dem Bio-Chronic aus dem Coffe Shop, das als Vergleich diente, ebenbürtig, Original-Zitat: „Het Lekkerste!“
Auf jeden Fall war unser Freund mal wieder sehr zufrieden mit seiner Mission, befragt nach einem Fazit schrieb er unserer Redaktion Folgendes: „Cool, dass es jetzt auch möglich ist, auf Hydrokulturen Bio-Hanf zu züchten, vor allem weil die Nährstofflösung während der ganzen Zeit sehr stabil war.
Trotzdem würde ich die ganze Sache nur erfahrenen Hobby-Gärtnern empfehlen, da die zu beachteten Faktoren sehr komplex und umfassend sind. Auch bei der Bioponic ist ständige Kontrolle und die
genaue Einhaltung der Parameter immens wichtig. Fehler rächen sich bitterer als bei Erdkulturen.“