Dienstag, 5. September 2006

Fresh Moods: exhale (elektrolux)

>> Ambient / Downbeat

Verheißungsvoller könnte das nunmehr elfte Jahr in der Labelgeschichte des Grals des guten Geschmacks aus Offenbach ja eigentlich gar nicht laufen. Peter Haubfleisch liefert uns für einen heißen Sommer wieder anspruchsvollen Sound, Ideenreichtum und produktionstechnische Virtuosität. Seit seinem Debüt „Fresh Moods“ im Jahr 1997 haben seine Releases für Elektrolux („Swerve“ 2000 / „Love, Death, Angels“ 2002) die Ästhetik des Labels maßgeblich geprägt und so ganz nebenbei den Horizont modernen Chill Outs erheblich in Richtung Freestyle, Funk, Offbeat, Twostep-House und Elektro verschoben. Diesen Bogen spannt auch sein mittlerweile viertes Album konsequent weiter. Denn „Exhale“ ist die perfekte Symbiose einer relaxed romantischen, oftmals auch cineastisch atmosphärischen Bilderflut. Musikalische Offenheit und Experimentierfreude paaren sich wie gewohnt vorzüglich mit Fresh Moods’ Intention, schöne, warme und dauerhafte Musik zu schaffen. Nach dem Intro gibt’s mit „Livechange“ erstmal fluffige HipHop-Grooves, durch den Raum schwebende Flächen, flirrende Sounds und ein gemütliches Saxophon. Auch „Silent Me” besticht mit durchaus konkreten Kopfnicker-Beats und sorgt damit trotz Space-Garantie für deutlich mehr Erdverbundenheit. „Aground” und „Ocult Friend“ verfügen über intelligente Downbeats, wohlig warme Bassläufe und die typischen, frei fliegenden Melodien, während „Seafly“ erstmal mit Scratching reinkommt, um sich dann zu einem groovigen Trip mit fantastischen Sounds zu entwickeln. Dank „Riff 01” schwebt eine Campfire-Bluesgitarre zum SloMo-HipHop-Beat von „Solarcell“ über den Strand, bevor sich in meinem Lieblingstrack „For Ever“ ein Distortion-Downbeat von der verliebtesten Seite zeigt und mich durch all seine unfassbar intensiven Klangbilder unendlich glücklich macht. „My Face” spult sich im Anschluss mit seinen (be)sinnlichen Vocals durch all meine Synapsen, die ja für die Erregungsübertragung von einer Zelle zur anderen verantwortlich sind. Nach einem Interlude brauchen bei „So Far“ selbst zutiefst melancholische Piano-Zeilen nicht auf einen soliden Dopebeat zu verzichten, und zusammen mit Simone Miranda wird in „U Gone“ auch noch Fresh Moods’ Interpretation in Sachen Future-Jazzsoul zum Besten gegeben. Und mit der Elektro-Ballade „The Touch“ (Enchant Mix) und dem knisternden „Disconnected“ fühle ich mich gezwungen, noch etwas länger in diesem wunderbaren Schaumgummi-Space zu verweilen. Dieser Soundtrack eignet sich im übrigen auch ideal für die Atemübungen, die mir kürzlich eine gute Freundin empfohlen hat. Quit Holding Breath – It’s Time To Exhale.

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