Dienstag, 5. September 2006

Friss mich!

Viva la Fleischkonsum

Fleisch ist geil! Fleischfressen macht erfolgreich, stark und sexy. Beweis: Elefanten, Hasen, Hippies leben vegan, Hyänen, Geier, Führungskräfte nicht. Doch vor allem in der breiten Gesellschaft gibt es immer mehr Menschen, die das Gegenteil behaupten. Eure grossstadtsurvivor engagieren sich deshalb aktiv für Fleischkonsum.

Fleisch – warum?

    – Wer kümmert sich um die Tiere, wenn man sie nicht essen darf?

    – Werden sie nicht gegessen verlieren Zuchttiere den Sinn ihres Lebens. Laut einer Studie werden freigelassene Tiere depressiv und begehen Selbstmord.

    – Fleischkonsum schafft tolle Arbeitsplätze wie Wurstfachverkäuferin, Dönermann, Schlachter (auf was sollte man die umschulen?).

    – Weniger Fleischkonsum heißt mehr Platz im Stall. Dies widerspricht dem natürlich angezüchteten Trieb, eng miteinander zu kuscheln.

    – Ohne Brandrodung für Weideflächen würde sich der Regenwald unkontrolliert vermehren.

    – Um Platz 1 in der Nahrungskette zu untermauern, sollten vor allem handerlegte Löwen, Weiße Haie und flauschig gelbe Entenbabys verzehrt werden.

    – Es sollten primär bedrohte Arten gegessen werden. Sind sie eine Delikatesse, werden sie sicher nachgezüchtet.

    – Ohne Fleischverbrauch keine Abfallprodukte! Und ohne Tiermehl könnte kein Tier ernährt werden. Folge: Exodus der Erde (Was sollte man denn sonst essen? Obst?)

Fleischkonsum erscheint uncool. Ein Imagewandel muss her. Fleischfressen darf nicht länger als dumpf und barbarisch gelten. Fleischfressen ist ein trendig urbanes Event, das den Namen MEATing verdient. MEATing ist nicht nur ein Etikettenwechsel, es ist eine neue Ess-Philosophie. Es geht um die direkte Erfahrung von Schmerz, Leid und Blut. Deshalb bevorzugen MEATer die Selbstschlachtung direkt am Esstisch. MEATer benötigen keine Gewaltcomputerspiele und Kriege mehr. Spezielle MEATing-WGs formieren sich bereits erfolgreich um einzelne Tötungsarten. Nur die Vergifter-WG gibt schon seit Monaten kein Lebenszeichen mehr von sich.

Die Philosophie von MEATing verweigert sich der rassistischen Verkleinerung des Bestands essbarer Tiere. Bei MEATing sind alle Rassen und Kinder bis drei Jahre zum Verzehr freigegeben. Deshalb verbringen viele MEATer ihre Ferien in Ostblock-Waisenhäusern. Das Fleisch dort gilt als besonders günstig. Beliebt sind auch Safaris, bei denen exotische Tiere in ihrem natürlichen Habitat und vor den Augen ihrer Familie gegessen werden. Neuester Trend: MEATaurants. Der Kunde kann aus lebenden Fohlen, Ferkeln und Hundewelpen wählen. Während der Vorspeise können die Kinder mit dem Tier kuscheln, danach wird ihm am Tisch die Kehle geöffnet.

Im Namen von Fixology setzt sich MEATing für eine möglichst psychopharmaka-intensive Massentierhaltung ein. Denn: Alle müssen dicht sein. Da macht auch Essbares keine Ausnahme. Interessante Nebenprodukte: E-Schnitzel, LSDreichwurst und Speedwürstchen.

Eine ausgewogene Ernährung besteht zu 95 % aus Tier. Hier die ultimativen gss-Ernährungstips für ein Leben con carne:

    – Der Klassiker: Steak mit Salatersatz (aus Fisch)

    – Fixe Küche: Huhn in Nudelform, serviert mit Tomatensaucenimitat (aus Blut)

    – Kalter Hund: Scheiben vom Hund, belegt mit Salami oder Schinken.

    – Leb auf! Der isotonische Stärkungstrunk für Sportler (aus Leberwurstkonzentrat).

    – Amazonas-Selektion: Pralinenmix aus getrockneten Organen bedrohter Arten.

    – Weihnachtlich: Ein ganzes Dritte-Welt-Kind am Spieß. (Feinschmecker und christliche Splittergruppen bestehen darauf, weiße Kinder als Leib Christi zu reichen.)

    – Gärfleisch. Der perfekte Bierersatz (Eher Pilz- als Alkoholrausch)

Friss auf!

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