Donnerstag, 11. Mai 2006

>> Dancehall / Reggae

Raggabund: Erste Welt (artist first music)

Als „featured“ Artist sind sie gern gesehene Gäste bei den unterschiedlichsten Projekten und nahmen zuletzt mit Acts wie Gentleman, Blumentopf, DJ Vadim oder Jungle-Legende General Levy auf. Den erfreulichen Trend, guten und zeitgemäßen Dancehall auch in Deutschland produzieren zu können, setzt das Münchener Künstlerkollektiv Raggabund nun auf ihrer Debüt CD „Erste Welt“ fort. Neben dem Produzentenduo Dungee und Sasha (Rumford-Music) prägen vor allem die beiden südamerikanischen Brüder El Criminal und Caramellow das Erscheinungsbild. Mit den verschiedensten Stilen in Deutsch, Spanisch und Englisch wissen sie durch ihre Vielfalt von Gitarrenakustik über Accapella-Scratches bis hin zu harten Raggamuffin-BeatBox-Exzessen zu bestechen und zu begeistern. Die Rhythms sind eine abwechslungsreiche Mischung aus Reggae wie bei „Fascho Funk“, eine Version von Alpha Blondy’s „Brigadier Sabari“, oder bei dem wunderschönen „Nur Liebe“ und Ska-Tunes wie „Idiot“ und natürlich vielen Dancehall-Riddims. „Babygirl“, die aktuelle Single von Raggabund, läuft auf einem Reggaeton-Rhythm und beschreibt eine Liebeserklärung an die Frau des Herzens. Wie der Titel der Platte andeutet, steht das Leben in eben jener unseren von Konsum und Medien dominierten und aus den Angeln gehobenen Welt im Zentrum der Texte und wird hierbei kritisch, mal zynisch, mal kompromisslos entlarvend, in jedem Fall aber stets wortgewaltig und treffsicher auf den Punkt gebracht. Die Texte werden im Dancehallstil getoastet und setzen sich gesellschaftskritisch mit Themen wie Globalisierung, Imperialismus, Rassismus oder Homophobie auseinander. Völlig zu Recht prangern Raggabund mit „Battyman Tunes“ die Exzesse der Homophobie an und lehnen sich damit gegen Hasspropaganda auf. Eine Einstellung, die eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Das kapitalistische Wirtschaftssystem wird näher beleuchtet, ebenfalls steht das Betäubungsmittel Mariuhana im Blickpunkt der Betrachtung und natürlich – wie es zum Reggae gehört – die Liebe. „Erste Welt“ gefällt auch durch BeatBox-Experimente mit akustischen Gitarren wie bei „Raggabund Chant“ oder ruhigeren Balladen wie „Ich glaub“. Aberundet wird das Album am Ende mit dem chilligen Akustiksong „Sorry Mama“. Glaubwürdigkeit wird nicht als Selbstzweck des in letzter Zeit (zu oft) vielbemühten Terminus „Credibility“ gesehen, sondern gelebt, und das mit konkretem Anliegen!

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