Donnerstag, 11. Mai 2006

>> Punkrock

Bela B.: Bingo (bpx 1992)
VÖ: 12.05.2006

Ich bin sehr glücklich, denn das erste Solo-Album von Spandaus größtem lebenden Rockstar aller Zeiten liegt in meinen Händen. Nachdem die beste Band der Welt mich sicher durch meine Pubertät geführt hat und mich bereits Farin Urlaub mit zwei grandiosen Solo-Alben zufrieden stellte, bin ich gespannt, was Bela B. mit „Bingo“ der Öffentlichkeit zu sagen hat. Im MGM Grand Hotel und Casino zu Las Vegas kam er als Dirk Felsenheimer zur Welt. Nach einem blutentleerenden Erlebnis mit dem ersten Dracula-Darsteller des Tonfilms – dem großen Bela Lugosi – erlaubte ihm dieser, den Namen Bela auch fortan in Ehren und Respekt zu tragen. Der weitere Verlauf seiner Karriere ist dem Musikenthusiasten größtenteils geläufig. Doch selbst heute schwärmt Bela B. noch immer von der glamourösen Düsternis seiner Geburtstätte, die ihn davor bewahrte, Polizist zu werden, und die sich nun wie ein roter Faden durch sein erstes Solo-Album zieht. Nach der zelebrierten „B-Vertüre“ geht’s bei „Gitarre runter“ mit der Feier gleich fröhlich weiter. Und mit der ersten Single „Tag im Schutzumschlag“ zieht Herr Felsenheimer einen weiteren Hit aus dem Umhang. „Irgendetwas bleibt“ ist eine nachdenkliche Ballade geworden, während die „Traumfrau“ im Ska-Punk-Gewand von Bela B. gewohnt charmant angesprochen wird. Ein rührseliges und sehr schönes Lied hat er mit „Letzter Tag“ komponiert, und den extrem tanzbaren GoGo-Beat-Song „1. 2. 3. …” singt er zusammen mit Charlotte Roche, deren Viva-Sendung „Fast Forward” er einst als Schwangerschaftsvertretung moderiert hatte. Für gebrochene Herzen gibt’s mit „Sie hat was vermisst“ mal wieder jede Menge Trennungsschmerz – ich liebe diese Songs! Und für das Duett „Lee Hazlewood und das erste Lied des Tages” stieg die 76-jährige Legende höchstpersönlich in ein Flugzeug und legte die Strecke Las Vegas – Berlin – Las Vegas zurück, um einen unvergesslich tiefen Eindruck zu hinterlassen. Bela verehrte Hazlewood, bei dem einst Phil Spector in die Schule ging, bereits, als Punk noch ein Four-Letter-Word war. Für das Schlagzeug wurde eigens ein Mikrofonierer aus dem Mutterland des Schlagzeugsounds, Schweden, hinzugezogen, der die ausschließlich dem Anfang des vorigen Jahrhunderts entstammenden Schlagzeugkessel adäquat abnahm. Selbstverständlich schwang kein anderer als der Künstler selbst die Schlagprügel. Und sogar an die Gitarrensaiten ließ er kaum einen anderen als sich selbst. Für die kongenial arrangierten Streicher wurde, wie schon beim Schlagzeugsound, ein Skandinavier, der Italiener Davidé Rossi, um Unterstützung gebeten. Mit „Bingo“ ist ein sehr persönliches Album entstanden, das die musikalischen Leidenschaften des Bela B. in gekonnter Weise auf einen Nenner bringt und bei dem er mutig sein Innerstes nach außen kehrt. Mr. Mysterious mal wieder unschlagbar!

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