Dienstag, 9. Mai 2006

Crystal – nur ein Medienhype?

Zu Beginn der 90er-Jahre waren Speed (Amphetamin) und Crystal (Methamphetamin) in weiten Teilen der Party- und Technoszene verpönt. Man konsumierte Ecstasy, eventuell auch LSD oder Zauberpilze und rauchte Gras und Haschisch. Ecstasy-Pillen, die vom Ruf umgarnt waren, Speed oder Crystal zu enthalten, wurden gemieden und nicht konsumiert.

Doch der Anteil der Pillen, die diese Stoffe enthielten, war ab Mitte der 90er-Jahre großen Schwankungen unterworfen, insbesondere in den Jahren 1997 und 1998 waren sehr viele Pillen im Umlauf, die Amphetamin und/oder Methamphetamin enthielten. Der Grund für dieses Phänomen lag in der Einführung und Umsetzung des so genannten Grundstoffüberwachungsgesetzes (GÜG).
Im Jahr 1997 wurde in Deutschland und Osteuropa die Auslieferung von insgesamt 246 Tonnen Pieperonylmethylketon (PMK = Grundsubstanz zur Herstellung von MDMA) verhindert. Dies führte in der Folge zu einer merklichen Destabilisierung des Ecstasy-Marktes und dazu, dass die Produzenten, ersatzweise Amphetamin und Methamphetamin in Tablettenform herstellten. Innerhalb eines Jahres konnten die Ecstasy-Produzenten neue Lieferanten ausmachen und nahmen weitgehend die Amphetamin-Pillen wieder aus dem Sortiment.
Bedingt durch die oben beschriebenen Maßnahmen konsumierten viele Jugendliche 1997 erstmalig Drogen, die sie eigentlich gar nicht konsumieren wollten und statt einer empatischen und entaktogenen Wirkung, die mit der Drogeneinnahme erzielt werden sollte, waren diese junge Menschen ungewollt der aufputschenden Wirkung des Amphetamins ausgesetzt. Statt einer Gefühlsdroge erhielten die Konsumenten eine reine Leistungsdroge. Dies hatte erhebliche negative Auswirkungen sowohl auf einzelne Personen wie auch auf das Partygeschehen im Ganzen – Überheblichkeit und Aggressivität haben dadurch deutlich zugenommen.
Eine nicht geringe Anzahl der Jugendlichen war über die Tatsache frustriert, dass es kaum noch „gute“ Ecstasy-Pillen auf dem Markt gab und stieg auf andere Drogen um, etliche begannen daraufhin auch regelmäßig Speed zu schnupfen. Da Speed (Amphetamin) auf dem Schwarzmarkt zumeist in äußerst schlechter Qualität angeboten wird stiegen viele dieser Konsumenten auf das stärker und länger wirkende Methamphetamin um, da letzteres zumeist in guter Qualität auf dem Schwarzmarkt angeboten wird. Der in den Medien oft beklagte Einzug von „Hitlers Wunderdroge Methamphetamin in unsere Diskotheken“ wurde durch die Umsetzung des GÜG ursächlich befördert. Zudem war diese Medienkampagne ein starker Anreiz für Neonazis und rechte Skinheads, Methamphetamin zu konsumieren, da diese ja bekanntlich ein Faible (Neigung, Vorliebe) für alles haben, was mit Hitler zusammenhängt.
Methamphetamin war in Deutschland bei Vorlage eines Rezeptes bis 1988 unter dem Markennamen Pervitin® in Apotheken erhältlich. Methamphetamin kann auch noch heute von einem Arzt an Patienten verschrieben werden. Die Substanz muss dann vom Apotheker abgepackt werden.

Verbreitung von Crystal
In Zentraleuropa wird Crystal vor allem in Tschechien hergestellt und wohl deshalb wird Crystal vor allem in den Bundesländern Bayern, Sachsen und Thüringen angeboten und konsumiert. In den übrigen Bundesländern oder auch in der Schweiz taucht Crystal eher selten auf. Dies widerspiegelt sich auch im Informations- und Mitteilungsbedürfnis zur Substanz Methamphetamin,.

Bis zum Jahr 2004 war bei den drugscouts (drugscouts.de)Cannabis immer Spitzenreiter bei der Zahl der Aufrufe von Substanzinfos, doch seit 2005 belegen die Aufputschmittel (Weckamine) die drei Spitzenplätze. Dieser Trend zeigt eine deutliche Veränderung der gesellschaftlichen Befindlichkeit an. Offenbar wird der zunehmende gesellschaftliche respektive wirtschaftliche Leistungsdruck für mehr und mehr Menschen (vor allem in Sachsen und Thüringen) nur noch unter Zuhilfenahme von Leistungsdrogen erträglich.
Bei den Erfahrungsberichten hat sich dieser Trend noch nicht so deutlich bemerkbar gemacht. Doch der Anteil der Erfahrungsberichte zu Cannabis in Bezug zu allen Erfahrungsberichten sank von 14,8 Prozent im Jahr 2003 auf 12,8 Prozent im Jahr 2004 und dann auf 10,5 Prozent im Jahr 2005. Auch bei Ecstasy konnte im gleichen Zeitraum eine stetige Abnahme von 11,7 Prozent auf 8,3 Prozent beobachtet werden. Bei den Aufputschmitteln konnte jedoch kein einheitlicher Trend festgestellt werden, insbesondere keine signifikante Zunahme..

Das Forum von Eve & Rave Schweiz, bei dem der Anteil der Besucher aus Deutschland zwischen 30 und 40 Prozent liegt, zeigt ein sehr anders geartetes Bild. Von 2004 auf 2005 hat der Anteil der Beiträge zu Crystal um etwa 50 Prozent abgenommen. Crystal spielt im Forum von Eve & Rave Schweiz nur eine marginale Rolle, dafür liegen entaktogene Substanzen wie Ecstasy und Psychedelika wie LSD und Zauberpilze mehr im Trend.

Crystal immer niedrig dosieren!
Speed (Amphetamin) ist meistens stark gestreckt und deshalb haben sich viele Leute angewöhnt, große fette Linien aufzulegen,. Crystal (Methamphetamin) wirkt prinzipiell stärker und viel länger als Speed und liegt zumeist in kaum gestreckter Form vor. Deshalb sind die Portionen (Linien) von Crystal wesentlich kleiner zu machen als die von Speed, da man sonst leicht eine zu hohe Dosis abkriegt, was mit unangenehmen Nebenwirkungen wie Herzrasen und Zittern und anderes mehr verbunden ist.

Safer Sniffing
Auch das Teilen von Sniff-Utensilien wie Röhrchen oder Banknoten kann gefährlich sein. Schon kleine Verletzungen in der Nasenschleimhaut, welche gerade beim Sniffen durch scharfkantige oder schräg abgeschnittene Röhrchen entstehen können, genügen, um sich beispielsweise mit dem Hepatitis-Virus oder Herpes zu infiszieren.
Deshalb: Kein gemeinsames Benutzen von Röhrchen oder Banknoten beim Sniffen!

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