Montag, 10. April 2006

Gabriel Le Mar: Reel Time (elektrolux)

>> Ambient Dub

Als Solo-Künstler, DJ und Co-Produzent von Aural Float kennt man Gabriel Le Mar über die Landesgrenzen hinaus. Seine Diskografie auf Labels wie Spirit Zone, BlueRoom und multiColor füllt ganze Bücher. Legendäre Remixe z. B. für Bob Marley und Air Liquide runden das Spektrum ab. Warum der Vordenker des Ambient Dub und Mit-Initiator der Spacenight-Compilations erst im elften Jahr der Labelgeschichte sein Solo-Debütalbum für Elektrolux vorlegt, ist ein kleines Rätsel. Erst bei genauem Hinhören findet sich die Lösung: „Reel Time“ fügt dem Elektrolux-Sound ein neues, kraftvolles Gefühl hinzu. „Ta2ed“ schlägt gleich ein wie eine superepische Bombe. Was für eine wahnsinnige Soundästhetik! „Reels Of Steel“ kommt da schon etwas vertrackter und verspielter, während „Tokyodrive” wieder mit guten Breaks und schönen Flächen überzeugt. Musikalisch finden sich auf diesem Album auch üppige Stringslayer in Frühneunziger-Tradition („Firefly“) neben perkussiv angereichertem Progressive House samt einer kleinen Prise Acid („Stickdance“). „The Gathering“ ist ein grooviger Elektro-Track mit unzähligen Elementen, die allesamt wunderbar homogen miteinander verwoben wurden. Für die Synthi-Liebhaber ist das relaxte „Jazzy Mid-On“ ein echter Leckerbissen, und orientalisch inspirierten Dubfunk gibt’s mit „Zero db“. Nach der Ambient-Hymne „Travellight“ liefert Gabriel Le Mar bei „Without A Warning“ feine Downbeats zum Chillout. Mit „Seaside“, einer kuscheligen Dub-Ballade vor dem Herrn, schließt ein grandioses Werk – ein wahres Füllhorn stilbestimmender Faktoren aus Le Mars reicher musikalischer Sozialisation. Damit ist „Reel Time“ so etwas wie eine Bilanz des Elektrolux-Sounds aus der Sicht eines nicht ganz Unbeteiligten und führt diesen Element-Mix zu einer Synthese in bester „Sendezeit“ zusammen: Mitten in der magischen Schnittstelle zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft elektronischer Musik! – Auf der DVD kommen auch die Augen nicht zu kurz: Mit gelungenen grafisch-filmischen Umsetzungen seiner eigenen Musik liefert Le Mar eine Überraschung ab: Der Grad an künstlerischer Reife und Individualität der Clips beeindruckt – er wird erst verständlich, wenn man weiß, dass Le Mar an der Berliner Hochschule der Künste studierte und als Art-Director tätig war. Seine Kooperationen mit befreundeten Künstlern wie George Din und Oliver Bradford (Kamera und Regie) sowie Alex Azary (Sound) finden sich hier in Aufnahmen, die u. a. in Indien, Nepal, Japan und Le Mar’s Homebase Frankfurt in Bild und Ton recorded wurden.

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