Montag, 10. April 2006

Swayzak: Route de la Slack (!K7)

>> Minimal House

Auf ihrer Website wird die Musik von James Taylor und David Brun Brown alias Swayzak als Sound beschrieben, der Sprache, Geschlecht, Rasse, Klassenzugehörigkeit und Geografie transzendiert. Das ist vielleicht ein wenig hoch gegriffen, aber man muss den Herren beipflichten, dass sie mit ihrer Musik einen hehren Anspruch vertreten. Vormals Bestandteil der englischen Tech-House-Gemeinde, entfernen sich Taylor und Brown zunehmend vom oberflächlichen Hedonismus der House-Szene. Und nach ihrem Album „Loops From The Bergerie“, was in gewisser Weise dem Synthie-Pop der 80er huldigte, sind Swayzak nun mit einem ganzen Bündel brillanter Remixes und unveröffentlichter Raritäten zurück. Die „Route de la Slack“ zieht nach zwölf Jahren gemeinsamen Schaffens mit einer Doppel-CD generös Zwischenbilanz. Auf der ersten CD tummeln sich Namen wie Quark, Will Saul und Ursula Rucker sowie der wunderbar konsequente Remix von Slams „Human“ und die erstaunlich treibende Bearbeitung von Señor Coconuts „Smoke On The Water“. Weiter geht’s mit dem fröhlich groovenden „Devil Of Rotations“ von Swayzak vs. Theorem und der melancholischen „Sonata For Petra“ von George Sarah. Mit Tahiti 80 kommen dann die Vocals zurück und mit Bergheim 34 auch exzellente Drums. Mighty Maths „Experimental Child” shuffelt trippig vor sich hin, und „People Of The Book” von Systemwide ist Dub vom Feinsten. Zu keinem Zeitpunkt lassen die Briten ihre verklärte Tiefe und treibende Kraft vermissen, welche in den letzten zehn Jahren die Tanzflächen in ihren Bann zog. Nicht nur eine durchgehend empfehlenswerte Sammlung, sondern ein magischer Mix und fließender Vibe, dessen klare und herzliche Stimmung den Frühling erträglicher machen sollte. Die zweite CD führt uns auf eine Reise durch Swayzaks Vergangenheit. Die bisher unveröffentlichten Raritäten von 1994 bis 2005 erzählen viel über die Entwicklung der beiden Briten und zeigen, wie weit die Definition von Techno reicht, wenn James und Brun die Tasten bedienen. Mit „Ease My Mind” beginnt die Disc angenehm ruhig, mit „Slave To The Hard Drive” und „Lokal” wird’s etwas housiger, bleibt aber minimal, „If I Didnt Care” ist eine Chill-Out-Ballade und „Graces State” wird den Dancefloor erobern. „Wavemail” ist trippy, und das neun Jahre alte „Saints” öffnet die Tür zu Swayzaks Leben jenseits der geraden Bassdrum. Selbst ihrem fetten Hit „Mike Up Your Mind“ können sie noch neue, interessante Seiten abgewinnen. „Blufarm“ ist mit seiner ganzen Mystik mein Lieblingstrack, und am Ende gibt’s mit „I Love Lassie“ noch einen relaxten Kopfnicker. Aus beiden Teilen wird je eine EP ausgekoppelt, damit die Plattenteller dabei nicht leer ausgehen.

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