Ruede Hagelstein – Unleashed (lebensfreude)
Dass der Herr in Rüdersdorf geboren wurde, steht in keinem Zusammenhang mit seinem Künstlernamen. Vielmehr seine rüde Art und Weise zu mixen und seine rosafarbene Mütze mit der entsprechenden Aufschrift brachten ihm einst diesen ungewöhnlichen Spitznamen ein. Nicht nur Leute wie Michael Mayer, Dominik Eulberg, Frank Lorber und André Galluzzi schwören auf seinen Sound. – Nun bringt Lebensfreude Records die erste Mix-CD von Minimal-Talent Ruede Hagelstein in die Läden. Und ich bin sehr begeistert! Gleich „Close Up“ von Dapayk & Padberg trippelt schon mal sehr groovy herein. Robert Babicz und Pan Pot legen etwas düsterer nach, und Swat Squad & Alecs Marta liefern mit „Nomad” reichlich Treibstoff. Wahre Lebensfreude gibt’s mit „Resonata” von Tigerskin, Luci’s „My Dry Valentine” besticht mit verspielten Elementen und einer unsagbar verführerischen Frauenstimme, bevor Arto Mwambe mit warmer Bassline und viel Funk zurück schlägt. Das avantgardistische Minimal-Brett „Between The Same” von Arnaud Le Texier & Yossai Ämoyal hat ordentlich Drive, Hug’s „Flutorgie” hypnotisiert gewaltig und Prosumer „Rides” lässt in mir meine Leidenschaft für das Label Playhouse aufleben – geht ab! André Krami macht mal wieder mit Schad Privat eine „Safari”, und der Kiki & Silversurfer Remix rockt ebenso wie die Kollaboration von Anja Schneider & Sebo K mit „Rancho Relaxo“. Minimal, subtil, knallig, aber konsequent zurückgenommen und irgendwie auch sehr clonkig kommt Patrick Chardronnet mit „Eve By Day”. Das ist hier mein Lieblingstrack, denn solider Chicago-Groove pumpt einfach, und ich lasse mir die Effekte nur so um die Ohren shuffeln. Dass Techno und Disco nebeneinander funktionieren und nicht einen unüberwindbaren Gegensatz darstellen, wird bei Gui.tar’s „Push In The Bush” besonders deutlich. So fügt sich diese CD in Hagelsteins Veröffentlichungsreihe auf „Lebensfreude“ ein und kehrt trotzdem den Kontrast zu seiner discoiden Wurzel (wie z. B. auf „Freundinnen“) heraus. Seine klanglich gut abgestimmten Lieblingslieder für 2005, die mixtechnisch interessante Synergien vorweisen, beendet Ruede Hagelstein mit seinem eigenen Werk „Keep Us Away”. In gelassener Manier entzieht sich das Album den nervigen Clubtrends und verleiht den einzelnen Stücken einen zeitlosen Status außerhalb des Dancefloors. Warm-Up, Peaktime bis zu Afterhour-Geklöppel – alles ist dabei. Am 24. Februar spielt er in der Berliner Panorama Bar, und vielleicht feiere ich dort den Geburtstag meines Vaters, falls der da Bock drauf hat …