Ursula Rucker – Ma’at Mama (!K7 records)
Fast zehn Jahre war sie dafür verantwortlich, die tiefschürfenden Schlussworte sämtlicher The Roots-Alben beizusteuern. Fünf Jahre nach ihrem wegweisenden Debut „Supa Sista“ und über zwei Jahre nach „Silver or Lead“, einer der bewegendsten Talkin’ Soul-Platten aller Zeiten, stellt uns die Italo-Amerikanerin aus Philadelphia nun ihr engagiertes drittes Werk „Ma’at Mama“ vor. Dieser Titel bezieht sich auf die altägyptische Gottheit „Ma’at“, die Göttin der Erhaltung einer ewig währenden Wahrheit und der Balance. Und falls du noch etwas in Sachen Emanzipation dazulernen willst, hör dir am besten an, was die Dichterin unter den Popstars mit den gestochen scharfen Lyrics zu sagen hat. Ob gerappt, gesungen oder vorgetragen – Ursula Rucker verwebt auf höchst elaborierte Weise Worte mit Musik und zeigt, dass kritische, soziale und politische Aussagen außerordentlich geschmeidig klingen und geradezu körperlich wirken können. Und je feiner ihre Betonung, je sanfter die Silben und Sätze, je zurückhaltender die Sounds und die ausstaffierten Klangräume im Hintergrund, desto härter trifft dich das oft düstere Wort. Tracks wie „Black Erotica“, ein sinnliches Poem, gelesen zu hervorragendem Jazz, demonstriert ihre starke Affinität zur Poesie auf der Bühne. Dagegen steigert sich „Church Party“ zur eindringlichen A-cappella-Ode an die ruhmreichen Tage voller Tugend, in der noch klare Bilder herrschten: „They all stand in a buffalo stance / B-boy posin’ / Skin and style pressed up against church hall wall / 3-D graffiti hit / Somebody say, Exotic! Exotic!“ – „For Women“ beendet sie mit der Erklärung: „Call me crazy, divine, Ma’at, true honeybun, Supreme Pontifica, electric lady, holy prostitute. I don’t care what you call me. I know who I is.” Eines ihrer stärksten Stücke ist „Poontang Clan“, was sich mit toughen Street-Frauen auseinander setzt: „Why am I so raw? Cause I don’t fuck with protocol or propriety (…).” Mit haarscharfer Präzision erkundet sie die sozio-politischen Hintergründe zu Themen wie Rasse, Kultur, Gesellschaftsstruktur, Religion, Sexismus, Sklaverei, Liebe & Gender und behandelt intensiv die Probleme einer zu Hedonismus-Sucht neigenden Gesellschaft. Somit knüpft Rucker kompromisslos an eine oft totgesagte Tradition des HipHop als „Black CNN“ an: „HipHop ist noch immer mein Leben.“