… Zumindest in den Augen von Marion Caspers-Merk, unter deren Leitung das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Thomasius im vergangenen Jahr beauftragt hat, eine Studie über die „Auswirkungen des Cannabis-Konsums“ zu erstellen, was nicht nur unter Fachleuten Unverständnis, wenn nicht sogar blankes Entsetzen hervorgerufen hat. Frau Birgitt Bender von den Grünen hat bei Caspers-Merk nachgefragt und was die inzwischen abgelöste Gesundheitsministerin geantwortet hat, wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten.
So wollte Bender zuerst einmal wissen, welche Fragestellung und finanzielles Volumen diese Studie habe? Geantwortet hat Caspers-Merk, dass von den „mehr als neun Millionen Menschen mit Cannabis-Erfahrungen“, fast „400.000 einen missbräuchlichen bis abhängigen Konsum“ aufweisen. Fast die Hälfte derjenigen, die erstmals eine Beratungsstelle aufsuchen, kämen wegen Cannabis. So, so. Die 2004 veröffentlichte Studie „Cannabis-bezogene Störungen – Umfang, Behandlungsbedarf und Behandlungsangebot in Deutschland” von Roland Simon, der ebenfalls vom BMG beauftragt wurde, stellte eine Zunahme der Beratungsgespräche um das Sechsfache in den letzten zehn Jahren fest. Langer Rede, kurzer Sinn: Deshalb muss eine neue Studie her. Knapp 66.000 Euro bekommt dafür die Wirkungsstätte des Prof. Thomasius, das Zentrum für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Das Thema der Studie: „Auswirkungen von Cannabis-Konsum und -Missbrauch – eine Expertise zu gesundheitlichen und psychosozialen Folgen”. Inhaltlich sollen dafür „relevante Studien aus den Jahren 1995 bis 2004“ verwendet werden.
Erwartungsgemäß teilt Caspers-Merk die Auffassung vieler Fachleute in Sachen Cannabis nicht, dass es Thomasius an der notwendigen Qualifikation fehle, insbesondere „da die Studie nicht in das Gebiet der Drogentherapie“ falle. Stattdessen sei Thomasius „ein ausgewiesener Experte mit einem guten Überblick über nationale und internationale Forschungsergebnisse verschiedener Fachdisziplinen zu Cannabis“. So bringe seine Forschungsarbeit „die aktuelle Diskussion voran“. Wie auch immer.
Nur ausweichend beantwortete Caspers-Merk die Frage, warum nicht Dieter Kleiber und Karl-Artur Kovar, die schon 1998 eine Studie zum Thema Auswirkungen des Cannabis-Konsums erstellt hatten, gefragt wurden, ihre Studie zu ergänzen. Zwar sei eine Studie dringend notwendig, da nach Ansicht des BMG diese Studie nicht mehr dem aktuellen Forschungsstand in den Bereichen Grundlagenforschung, Neuropsychologie, klinische Komorbiditätsforschung und Entwicklungspsychiatrie entspräche. Und Experten sollen „bemängelt haben, dass eine Auswertung neuer nationaler und internationaler interdisziplinärer Forschungsergebnisse fehle“. Außerdem müsse dringend die teilweise besorgniserregende Unkenntnis über das Risiko-Potenzial von Cannabis beseitigt werden. Oh je, oh je.
Nebenbei müsse der Cannabis-Konsum – „sachlich nachvollziehbar“ – neu bewertet werden und die Studie soll auch Möglichkeiten des medizinischen Einsatzes von Cannabinoiden“ aufzeigen. Warum Kleiber und Kovar nicht gefragt wurden, darüber schweigt sich Caspers-Merk aus. Und last but not least braucht die Studie auch keinen zweiten Gutachter, der ein wissenschaftlich ausgewogenes Ergebnis sicherstellen würde, da sich die Studie „methodisch, formal und im Aufbau an das Werk von Kleiber und Kovar anlehne, interdisziplinär ausgerichtet sein und die Leistungen dem neusten Stand der Wissenschaft und den anerkannten fachlichen Regeln entspreche“. So, so, bla, bla.