Freitag, 4. November 2005

Klüger werden mit dem Hanf Journal

Cannabis: Eine Alternative zur konventionellen Glaukom-Behandlung?

Das Glaukom, auch Grüner Star genannt, ist ein Sammelbegriff für verschiedene Augenerkrankungen, die zur Erblindung führen können. Eine Gemeinsamkeit aller Glaukom-Erkrankungen ist die langsame Zerstörung des Sehnervs. Dabei beruht die Schädigung in den meisten Fällen auf einem erhöhten Innendruck des Auges, kann jedoch auch durch eine unzureichende Durchblutung und Versorgung des Sehnervs verursacht werden.

In Deutschland haben etwa drei Millionen Menschen einen erhöhten Augeninnendruck und 800.000 Menschen leiden an einem Glaukom. Dabei nimmt die Wahrscheinlichkeit, an einem Glaukom zu erkranken, mit dem Alter zu. Statistisch ist ab dem 40. Lebensjahr etwa jeder Vierzigste und ab dem 75. Lebensjahr etwa jeder Fünfzehnte betroffen. Das Glaukom ist die zweithäufigste Ursache für Erblindung in Deutschland.

Die Erhöhung des Augeninnendrucks wird meist durch eine Abflussstörung der Flüssigkeit im vorderen Teil des Auges hervorgerufen. Diese Flüssigkeit, die Kammerwasser genannt wird, versorgt Teile des Auges mit Nährstoffen und fließt im Normalfall wieder ab, sodass ein konstanter Augeninnendruck gehalten wird. Ist der Abfluss gestört, kann der Innendruck bis auf das Doppelte oder mehr ansteigen. Dies kann schleichend und nahezu schmerzlos oder wesentlich seltener in Verbindung mit starken Augenschmerzen auch innerhalb weniger Stunden erfolgen. Der erhöhte Druck wird über den Glaskörper des Auges auf den weichen Sehnerv übertragen, der dadurch Druckschäden erleidet und bei fehlender Behandlung langsam zerstört werden kann. Das Glaukom wird heute entweder medikamentös mit Augentropfen behandelt, die den Kammerwasserabfluss fördern beziehungsweise seine Produktion vermindern. Alternativ kann auch durch eine Laseroperation der Abfluss des Kammerwassers gefördert werden. Doch zum Teil werden die Medikamente nicht gut vertragen und die Operation ist nicht immer erfolgreich.

Eine Alternative zur konventionellen Glaukom-Behandlung, die auch von einer Anzahl von Patienten genutzt wird, wäre die Verwendung von THC oder Cannabis. Anfang der 1970er-Jahre wurde zufällig bei einer Untersuchung von Cannabis-Wirkungen auf das Auge entdeckt, dass Cannabis-Rauchen den Augeninnendruck senkt. In den folgenden Jahren wurde dieses Ergebnis durch weitere Studien bestätigt. Dabei wurde gezeigt, dass Cannabis-Rauchen oder die orale Einnahme von zehn bis 20 Milligramm THC den Innendruck um durchschnittlich 20 bis 30 Prozent, gelegentlich sogar bis zu 50 Prozent, in wenigen Fällen jedoch nur sehr wenig senken. Da die Wirkung in der Regel nur einige Stunden anhält, muss die Einnahme mehrmals täglich erfolgen, damit der Augendruck konstant gesenkt bleibt. Dies kann bei hohen Dosen zu unerwünschten psychischen Nebenwirkungen führen. Es gibt jedoch auch Glaukom-Patienten, bei denen durch die Einnahme geringer THC-Mengen von fünf Milligramm oder weniger eine ausreichende Wirksamkeit erzielt wird.

Bis heute ist nicht genau bekannt, wie THC den Augeninnendruck senkt. Vor einigen Jahren wurden jedoch spezifische Bindungsstellen für THC und andere Cannabinoide, so genannte Cannabinoid-Rezeptoren, im Auge entdeckt. Diese Rezeptoren fungieren für Cannabinoide der Hanf-Pflanze und auch körpereigene Cannabinoide als Andockstellen. Man nimmt heute an, dass Cannabinoide direkt und lokal sowohl die Produktion des Kammerwassers vermindern als auch seinen Abfluss aus dem Auge vergrößern. Neben der Senkung des Augeninnendrucks können weitere Eigenschaften der Cannabinoide dazu beitragen, die Sehkraft zu erhalten. Cannabinoide bewirken eine Erweiterung kleiner Blutgefäße, sodass sie die Durchblutung verbessern könnten. Dadurch könnte eine Mangeldurchblutung verhindert werden, die chemische Prozesse in der Zelle auslösen und zum programmierten Zelltod führen. Zudem können Cannabinoide nervenschützend wirken, indem sie aggressive und zellschädigende Substanzen, so genannte freie Radikale, abfangen. Cannabinoide stellen so eine Möglichkeit dar, auch bei Glaukomen mit normalem Augeninnendruck, die etwa 30 bis 40 Prozent aller beschriebenen Glaukome ausmachen, einer Degenerierung des Sehnervs entgegen zu wirken.

Aufgrund des Wirkungsspektrums der Cannabinoide und zur Vermeidung unerwünschter psychischer Wirkungen erscheint eine lokale Behandlung mittels Augentropfen als sehr sinnvoll. Allerdings sind bis heute keine Cannabinoid-Augentropfen als Medikament erhältlich. Dies liegt daran, dass Cannabinoide nicht wasserlöslich sind und bis jetzt noch keine geeigneten Trägersubstanzen gefunden wurden. Allerdings gibt es Überlegungen zur Entwicklung von wirksamen und verträglichen Augentropfen auf der Basis von natürlichen, synthetischen und körpereigenen Cannabinoiden.

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